Studie: Leben Verheiratete länger?
Haben Menschen in einer Ehe eine bessere Überlebensprognose? Eine Studie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) hat sich damit beschäftigt. Was dabei herausgekommen ist, lest ihr hier.
Bisherige Studien haben gezeigt, dass unverheiratete Menschen, ob gesund oder krank, eine schlechtere Überlebensprognose haben. Aus dem Grund wollte Dr. Fabian Kerwagen vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) herausfinden, welche Auswirkungen der Familienstand bei einer chronischen Herzinsuffizienz hat.
Wie wurde die Studie durchgeführt?
An der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Studie nahmen 1022 Personen teil, die zwischen den Jahren 2004 und 2007 aufgrund einer Herzschwäche ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Von den 1008 Betroffenen, die Angaben zum Familienstand machten, waren 633, also 63 Prozent verheiratet und 375, also 37 Prozent unverheiratet. Davon waren 195 verwitwet, 96 nie verheiratet und 84 getrennt lebend oder geschieden. Per Fragebogen sollten die Probanden zu Beginn der Studie die Lebensqualität, die sozialen Einschränkungen und die sogenannte Selbstwirksamkeit angeben. Soziale Einschränkungen meinen dabei das Ausmaß, in dem die Folgen einer Herzinsuffizienz die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigen. Dazu zählen beispielsweise die Ausübung von Hobbys und Freizeitaktivitäten oder die Interaktion mit Freunden und Familie. Bei der Selbstwirksamkeit sollten die Betroffenen einschätzen, inwiefern sie sich in der Lage fühlen, eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz zu verhindern und Komplikationen zu bewältigen.
Was ist das Ergebnis der Studie?
Demnach gab es keine Unterschiede zwischen verheirateten und unverheirateten Patienten hinsichtlich der allgemeinen Lebensqualität. Allerdings schnitt die unverheiratete Gruppe bei den sozialen Einschränkungen und der Selbstwirksamkeit schlechter ab als die verheiratete Gruppe. Während der zehnjährigen Nachbeobachtungszeit starben insgesamt 67 Prozent der Patienten und Patientinnen. Unverheiratete hatten dabei im Vergleich zu Verheirateten ein um ungefähr 60 Prozent höheres Todesrisiko. Verwitwete wiesen dabei das höchste Risiko auf.
Woran liegt das?
Fabian Kerwagen vom Universitätsklinikum Würzburg fasst zusammen:
„Der Zusammenhang zwischen Ehe und Langlebigkeit illustriert, wie wichtig soziale Unterstützung für Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz ist – ein Thema, das durch die soziale Distanzierung während der COVID-19 Pandemie noch an Bedeutung gewonnen hat.“
Er empfiehlt, dass „das soziale Umfeld [..] bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz berücksichtigt und einbezogen werden [sollte]. Strukturierte Behandlungsprogramme mit spezialisierten Herzinsuffizienz-Pflegekräften oder Selbsthilfegruppen für Herzinsuffizienz können dabei helfen, um mögliche Lücken zu schließen.“ Weiter nennt er Beispiele, wie das Ergebnis zustande kommen kann:
"Ehepartner können bei der korrekten und regelmäßigen Einnahme der Medikamente unterstützen, Motivation spenden und eine Vorbildfunktion bei der Entwicklung gesunder Verhaltensweisen einnehmen, was sich alles auf die Lebenserwartung auswirken kann."
Was kann getan werden?
Eine Gesundheits-App soll Betroffene unterstützen. Aufklärung über das Leben mit einer Herzschwäche sei sehr wichtig. Gleichzeitig aber müsse man auch das Vertrauen der Betroffenen in ihre Fähigkeiten zur Selbstversorgung gestärkt werden.
„Wir arbeiten an einer digitalen Gesundheitsanwendung für das Smartphone, die Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz weitere Unterstützung beim täglichen Umgang mit ihrer Erkrankung bieten soll.“
Hier könnt ihr die gesamte Studie nachlesen: