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Stimmkönige und Hochburgen - Die Wahl in bayerischen Zahlen

Die Bundestagswahl zeigt auch in Bayern erstaunliche Ergebnisse. Vor allem der Blick auf CSU und AfD. Und für die CSU gibt es zumindest einmal 50 Prozent plus X.

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Bundestagswahl - Bayern Karl-Josef Hildenbrand/dpa

München (dpa/lby) - Wer nach der Bundestagswahl auf die Wahlkreiskarte in Bayern schaut, sieht schwarz: Die CSU ist im ganzen Land Nummer eins. Doch dahinter gibt es große Unterschiede. Ein Blick in die Zahlen.

Wie ist Bayern vertreten?

Insgesamt werden 101 Abgeordnete aus Bayern nach Berlin geschickt: 44 von der CSU, 22 von der AfD. Grüne und SPD kommen auf je 14, die Linke auf 7. Das sind zwar weniger als im letzten Bundestag, doch auch die Gesamtzahl der Sitze ist durch die Wahlrechtsreform gesunken. Insgesamt kommt Bayern damit auf 16 Prozent der Abgeordneten. Das ist etwas mehr als der Anteil des Freistaats an den Wahlberechtigten. 

Ein Grund dafür dürfte die in Bayern überdurchschnittlich hohe Wahlbeteiligung gewesen sein. Die lag in Bayern insgesamt bei 84,5 Prozent und damit nicht nur 4,6 Punkte höher als 2021, sondern auch um 2 Punkte über dem Bundesdurchschnitt. Die engagierteste Wählerschaft in Bayern - und ganz Deutschland - fand sich in München-Land mit 88,1 Prozent. Bundesweit wurden sieben der zehn höchsten Wahlbeteiligungen in Bayern festgestellt. Der niedrigste Wert im Freistaat wurde in Nürnberg-Süd mit 78,3 Prozent erreicht.

Die absoluten CSU-Hochburgen

Ihre besten Ergebnisse fährt die CSU ganz im Norden und ganz im Süden des Freistaates ein. Den meisten Glanz dürften dabei die 50,5 Prozent Erststimmen haben, die Dorothee Bär im Wahlkreis Bad Kissingen einfährt - es ist bundesweit das beste Erststimmenergebnis und das einzige über der magischen Grenze von 50 Prozent. Dabei dürfte ihr allerdings geholfen haben, dass die AfD in ihrem Wahlkreis keinen Direktkandidaten aufgestellt hatte. Blickt man auf die Zweitstimmen - spätestens mit dem neuen Wahlrecht sind sie das, was für eine Partei im Normalfall eigentlich zählt - sind es in Bad Kissingen 41,8 Prozent für die CSU. Nur in Bad-Tölz-Wolfratshausen - Miesbach waren es mit 41,9 Prozent minimal mehr. Insgesamt sind es 11 Wahlkreise, in denen die CSU auf mindestens 40 Prozent kommt. 

Ihr schlechtestes Zweitstimmenergebnis holt die Partei in Nürnberg-Nord mit 27,3 Prozent. Insgesamt sind die drei großen Städte Bayerns ein schwieriges Pflaster für die CSU. Auch in Augsburg und drei der vier Münchner Wahlkreise holt sie weniger als 30 Prozent der Zweitstimmen.

Die AfD ist auch in Bayern ein bisschen Ostpartei

Die AfD ist in den meisten der bayerischen Wahlkreise die Nummer zwei bei den Erst- und Zweitstimmen. Das beste Zweitstimmenergebnis holt sie mit 29,2 Prozent in Deggendorf. Auch die nächsthöheren Ergebnisse liegen in direkter Umgebung am östlichen Ende des Freistaats, konkret in den Wahlkreisen Schwandorf und Straubing, Rottal-Inn und Passau. Die ersten drei genannten Wahlkreise haben zudem die stärksten Zweitstimmenergebnisse der Partei in ganz Westdeutschland. 

Am schwächsten ist die AfD dagegen in und um München sowie in Nürnberg-Nord und Erlangen: mit dem Tiefstwert 8,9 Prozent in München-West/Mitte - gut 20 Prozentpunkte weniger als in der Hochburg Deggendorf.

Wo die AfD schwach ist, sind die Grünen stark

Wo AfD und CSU vergleichsweise schwach sind, sind die Grünen oft stärker. Zumindest grob trifft dies zu. Ganz vorne liegt München-West/Mitte mit 25,1 Prozent der Zweitstimmen. Auch die drei anderen Wahlkreise in der Landeshauptstadt kommen auf Werte von mindestens 22 Prozent für die Partei. Nirgends sonst ist sie im Freistaat so stark. In München-Süd, lieferten die Grüne der CSU zudem das engste Rennen um den Erststimmen-Sieg. Jamila Schäfer lag mit 29,8 Prozent nur um 0,6 Punkte hinter Claudia Küng (CSU). 

Im neuen Bundestag wird allerdings Schäfer und nicht Küng sitzen. Erstere zieht über die Landesliste der Grünen ein, Küng dagegen erhält nach dem geänderten Wahlrecht keinen Sitz. Die CSU hat zwar alle 47 Wahlkreise nach Erststimmen gewonnen, allerdings nur genügend Zweitstimmen für 44 Abgeordnete erhalten. Da Küng eines der drei schwächsten Erststimmenergebnisse der Partei eingefahren hat, reicht es für sie nicht zum Einzug in den Bundestag. 

Insgesamt zeigt sich klar, dass die Grünen vor allem im städtischen Raum punkten, oft auch im Umfeld von Universitätsstädten. Sie sind zudem eine Partei der großen Unterschiede. In Schwandorf kommen sie nur auf 5 Prozent der Zweitstimmen - ein Fünftel ihres stärksten Wertes. 

Städte und Franken stützen die SPD

Bei der SPD sind die Unterschiede sehr viel geringer - obwohl sie mit 14 Abgeordneten genauso viele in den Bundestag schickt wie die Grünen. Vor allem die Städte stützen die Sozialdemokraten. In Nürnberg-Nord kommen sie mit 15,6 Prozent auf ihr bestes Zweitstimmenergebnis, auch Nürnberg-Süd und die vier Münchner Wahlkreise liegen über 15 Prozent. In Augsburg sind es 13,4. Ein weiterer Schwerpunkt der Partei ist Franken mit vielen zweistelligen Werten. Am schwächsten sind die Sozialdemokraten in Rottal-Inn mit 7,7 Prozent.

Die Linke punktet ebenfalls in Städten

Auch die Linke holt ihre besten Ergebnisse in Städten - konkret in Nürnberg-Nord mit 12,8 Prozent gefolgt von Augsburg mit 10,6. Auch in München, Regensburg und Teilen Frankens erreicht sie überdurchschnittliche Ergebnisse. Eher schlecht kommt die Partei dort an, wo die AfD besonders stark ist - mit dem Tiefpunkt von 3,1 Prozent in Deggendorf.

Freie Wähler nur einmal zweistellig

Die Freien Wähler schaffen in Bayern nur in einem Wahlkreis ein zweistelliges Zweitstimmenergebnis. In Rottal-Inn reicht es für 10,5 Prozent. Hier war ihr Vorsitzender Hubert Aiwanger als Direktkandidat angetreten und mit 22 Prozent Erststimmen auf dem dritten Platz gelandet, deutlich hinter der CSU und knapp hinter der AfD. In den großen Städten können die FW dagegen kaum punkten. In den Münchner Wahlkreisen sowie Nürnberg-Nord reicht es nur für 1,2 Prozent.

FDP nur in München und Speckgürtel über 5 Prozent

Die FDP liegt in den meisten Wahlkreisen klar unter den 5 Prozent, die sie auch bundesweit verfehlt hat. Darüber hinaus schafft sie es nur in München und dem Speckgürtel der Landeshauptstadt mit dem besten Zweitstimmenergebnis in München-Nord in Höhe von 6,7 Prozent.

© dpa-infocom, dpa:250224-930-385146/1