Gerlach will keine Pflegefinder-Pflicht für Anbieter
Hunderte Nutzer, zehntausende Aufrufe: Interesse an der Suchmaschine für Pflegeangebote in Bayern ist vorhanden. Einrichtungen müssen dort aber nicht vertreten sein - und ein Grundproblem bleibt.
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München (dpa/lby) - Angehörige von Pflegenden müssen auf der Suche nach passenden Angeboten bei der bayerischen Suchmaschine Pflegefinder vorerst weiter mit unvollständigen Ergebnissen rechnen. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sagte zwar, sie wünsche sich, dass möglichst alle Einrichtungen ihre Angebote in die Plattform stellen. Eine entsprechende Pflicht, wie sie etwa der Sozialverband VdK fordert, lehnte die Ministerin aber gut ein Jahr nach dem Start der Plattform ab.
Stattdessen setzt Gerlach zur Steigerung der Bekanntheit bei Einrichtungen und Nutzern auf eine Werbekampagne, die auch auf Social-Media-Kanälen laufen soll. Zusätzlich wolle das Ministerium schriftliches Infomaterial über Krankenhaus-Sozialdienste, Kommunen oder Landratsämter verbreiten.
Bisher nur etwa die Hälfte der Anbieter auffindbar
Laut Gerlach sind über die Suchmaschine 2.112 Anbieter aus der stationären und ambulanten Pflege auffindbar. Das sei etwa die Hälfte der rund 4.200 Pflege-Einrichtungen in Bayern. «Das ist eine gute Bilanz für das erste Jahr seit der Gründung des Pflegefinders», sagte Gerlach.
Seit dem Start des Pflegefinders haben sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums zudem rund 900 Nutzer registriert, das Ministerium zählt außerdem etwa 37.000 Seitenaufrufe. Die Pflegeanbieter, die auf der Online-Seite vertreten sind, hätten insgesamt rund 1.400 Anfragen erhalten. Gesundheitsministerin Gerlach bewertet das als «gute Zahlen». In Bayern gibt es insgesamt rund 650.000 pflegebedürftige Menschen.
Gemischte Bilanz bei Sozialverbänden
Sozialverbände sehen beim Pflegefinder dagegen Licht- und Schatten. Der VdK Bayern bewertet das Angebot grundsätzlich positiv, fordert aber eine Pflicht für alle Pflegeeinrichtungen, ihre Angebote auf der Online-Plattform einzustellen. Außerdem seien Angaben über die Verfügbarkeit von Pflegeplätzen oft nicht aktuell, kritisierte Yvonne Knobloch, Ressortleiterin beim VdK Bayern.
Die Diakonie Bayern weist darauf hin, dass eine Suchmaschine nichts daran ändere, dass es meist zu wenige Pflegeplätze gebe. Der Wohlfahrtsverband, der zahlreiche Pflegedienste und Heime betreibt, habe wie andere Anbieter mit akutem Personalmangel zu kämpfen, sagte die Diakonie-Vorständin Sandra Schuhmann. Grundsätzlich sei der Pflegefinder aber ein wertvoller Baustein, damit Menschen sich im Pflegesystem besser orientieren können.
Der Pflegefinder soll es erleichtern, sich einen Überblick über Pflegeangebote in der Umgebung zu verschaffen. Wenn Nutzer ihren Wohnort angeben, bekommen sie verschiedene Bereiche angezeigt, etwa stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen oder auch hauswirtschaftliche Betreuung oder Hospizplätze. Auch Beratungsangebote zeigt der Pflegefinder an, zum Beispiel Pflegestützpunkte oder Fachstellen für pflegende Angehörige.