Warum wecken Geschmäcker Erinnerungen an die Kindheit?
Die Geschmäcker unserer Kindheit sind mehr als nur Nahrung für den Körper. Sie wecken Erinnerungen an geliebte Menschen, Orte und Momente. Warum ist das so?
Unsere Zunge ist ein mächtiges Instrument, das weit mehr als nur Geschmack wahrnimmt. Sie ist ein emotionales Register, das Erinnerungen speichert und abruft. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Geschmackserinnerungen oft stärker sind als visuelle oder verbale Erinnerungen, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Dieses Phänomen, bekannt als der "Proust-Effekt", zeigt, wie eng Geschmack und Erinnerung miteinander verknüpft sind. Der Geschmack von Omas Apfelkuchen oder das Eis am Stiel vom Schwimmbadkiosk – sie alle können uns in eine andere Zeit versetzen und Gefühle von Geborgenheit und Glück hervorrufen.
Warum lösen Geschmäcker Erinnerungen aus?
Soziologe Tilman Allert und Psychologe Sigmund Freud haben sich intensiv mit der Bedeutung des Geschmackssinns beschäftigt. Allert erklärt, dass die Welterschließung beim Menschen mit dem Oralen beginnt – eine der ersten Fragen, die wir uns stellen, ist: "Wie schmeckt die Welt?" Freud analysierte "Erinnerungsspuren", die von sensorischen Empfindungen ausgelöst wurden. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse unterstreichen, wie tiefgreifend unsere ersten Geschmackserfahrungen unsere Wahrnehmung und unser Verhalten im Erwachsenenalter prägen können.
Wie entstehen Geschmacksvorlieben?
Thomas Ellrott, Arzt und Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie, gibt gegenüber dem RND Einblicke in die Entstehung von Geschmacksvorlieben bei Kindern. Er erklärt, dass diese Vorlieben sowohl genetisch vorbestimmt als auch durch die Umgebung und das Vorbild der Eltern geformt werden. Die Vorliebe für Süßes beispielsweise ist tief in unserer Evolution verankert, da süße Lebensmittel in der Natur selten giftig sind und wichtige Kalorien liefern.