Unsere Ernährung hat einen Einfluss auf unsere Entscheidungen
Sind wir, was wir essen? Was wir wann zu uns nehmen, hat mehr Einfluss, als wir bisher dachten. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse für euch.
Die Forschung zeigt, dass unsere Ernährung weit mehr als nur unsere körperliche Gesundheit beeinflusst. Sie kann auch unsere sozialen und ökonomischen Entscheidungen prägen. Die Frage, ob die Wahl des Frühstücks – sei es süß oder herzhaft – unsere Toleranz und unser Verhalten im Alltag beeinflussen kann, steht im Zentrum der Ernährungs- und Entscheidungsforschung.
Diese Auswirkung hat unsere Ernährung auf das Gehirn
Es ist bekannt, dass eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt, während Fastfood und Convenience-Food (schon vorgefertigtes Essen) das Diabetesrisiko erhöhen, so die Föderation für Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP). Darüber hinaus beeinflusst ein hoher Zuckerkonsum das Gehirn negativ, indem es schneller altert und die Gedächtnisleistung verringert. Langfristig kann ungesunde Ernährung sogar zu einem kleineren Gehirnvolumen führen. Die Forschung untersucht nun, wie sich spezifische Mahlzeiten unmittelbar auf unsere Hirnleistung und alltägliche Entscheidungen auswirken. Eine israelische Studie fand heraus, dass Richter nach Essenspausen wohlwollender urteilten. Allerdings blieb die genaue Zusammensetzung der Mahlzeiten unklar.
Die Rolle von Makronährstoffen
Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße liefern die Energie für unseren Körper und beeinflussen unsere Stoffwechselprozesse, so die FSP. Eine eiweißreiche Ernährung ist bei Sportlern und Figurbewussten beliebt, um Muskeln aufzubauen oder Gewicht zu reduzieren. Evolutionsbiologische Studien an Tieren zeigen, dass die Zusammensetzung der Makronährstoffe das Sozialverhalten beeinflussen kann.
Einfluss des Frühstücks auf soziale Toleranz
Die Neurowissenschaftlerin Soyoung Park vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung untersuchte in einer Studie, ob die Zusammensetzung einer Mahlzeit das Entscheidungsverhalten von Menschen beeinflusst. Dabei kam das Ultimatum-Spiel zum Einsatz, um zu ermitteln, wie Menschen auf faire oder unfaire Angebote reagieren. Studierende, die ein eiweißreiches Frühstück zu sich genommen hatten, waren eher bereit, unfaire Angebote im Ultimatum-Spiel anzunehmen, im Vergleich zu denen, die ein kohlenhydratreiches Frühstück gegessen hatten. Dies deutet darauf hin, dass ein eiweißreiches Frühstück mit größerer sozialer Toleranz korreliert, während ein kohlenhydratreiches Frühstück einen stärkeren Drang nach sozialer Gerechtigkeit hervorruft.
Die Rolle der Neurotransmitter
Die Studie zeigt auch, dass die Nährstoffe in unserer Nahrung die Konzentration von Aminosäuren im Blut und damit die Produktion von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin beeinflussen. Diese Botenstoffe spielen eine Schlüsselrolle bei Entscheidungen, Lernen, Belohnungsverarbeitung und Stimmungsregulation. Eine zweite, kontrollierte Laborstudie bestätigte die Ergebnisse der ersten Studie.
Was bedeuten diese Ergebnisse?
Die Forschungsergebnisse werfen die Frage auf, ob eine auf die Person zugeschnittene Ernährung das Entscheidungsverhalten langfristig positiv verändern könnte. Dies könnte eine Form von Neurodoping darstellen, bei dem die Ernährung gezielt eingesetzt wird, um die Hirnleistung und das Verhalten zu beeinflussen.