Zu spät in der Arbeit: Welche Rechte hat man beim Streik?

Wenn Busse, Bahnen und Co. nicht fahren und man kaum Ausweichmöglichkeiten hat, sind einem nahezu die Hände gebunden, pünktlich in der Arbeit anzukommen. Klar noch früher losfahren, aber was ist, wenn ich trotzdem zu spät zur Arbeit komme? Welche Rechte habe ich? Wir haben die Antworten für euch. 

Grundsätzlich trägt der Arbeitnehmer das sogenannte Wegerisiko, bedeutet im Umkehrschluss, man ist selbst dafür verantwortlich, pünktlich zur Arbeit zu kommen. Ein Streik gilt zwar als höhere Gewalt, dennoch verstößt man auch hier gegen arbeitsvertragliche Pflichten, wenn man wegen eines Streiks zu spät zur Arbeit kommt, so Tim Richter, Rechtsanwalt auf ANTENNE BAYERN Anfrage.

Tatsächlich kann es zu Lohnkürzungen kommen, wenn ihr wegen eines Streiks zu spät zur Arbeit kommt. Es kann also weniger Geld geben oder zu einer Abmahnung kommen. Man darf aber nicht vergessen, dass die meisten Arbeitgeber in Streitsituationen sehr kulant sind.

Der Chef kann normalerweise nicht fordern, dass die ausgefallenen Stunden nachgearbeitet werden müssen, so Rechtsanwalt Tim Richter auf ANTENNE BAYERN Anfrage. Die Ausnahme wäre, wenn der Mitarbeiter einverstanden damit wäre. Der Mitarbeiter hat allerdings ebenfalls keinen Anspruch darauf, dass er die Minusstunden nachholt. Bedeutet also im Umkehrschluss. Können sich Chef und Mitarbeiter nicht über das Nacharbeiten einigen, dann bleibt es bei einer Lohnkürzung. 

• Man sollte als Arbeitnehmer trotz Streik versuchen, pünktlich zur Arbeit zu kommen. (Also früher losfahren, auf andere öffentliche Verkehrsmittel ausweichen, mit dem Auto fahren oder Fahrgemeinschaften bilden)
• Wichtig: Schafft ihr es als Arbeitnehmer wegen einem Streik im ÖPNV nicht pünktlich zur Arbeit, müsst ihr den Chef darüber möglichst frühzeitig informieren. So kann der Arbeitgeber umorganisieren und beispielsweise Termine absagen. 

• Der Arbeitnehmer kann alternativ Urlaub nehmen, wenn durch einen vorhergesehenen Streik es bereits feststeht, dass es zu Ausfällen kommt. 
• Es ist auch möglich, Überstunden abzubauen.
• Obendrauf könnt ihr mit dem Chef auch vereinbaren, an den betroffenen Tagen Homeoffice zu machen. Ihr habt ein Recht darauf. 

Gegebenenfalls kommt die Vereinbarung eines späteren Arbeitsbeginns am Streiktag in Betracht, wenn es absehbar ist, dass es zwar zu Verzögerungen im öffentlichen Nahverkehr kommen wird, aber nicht zu einem kompletten Erliegen, so Rechtsanwalt Tim Richter auf ANTENNE BAYERN Anfrage.