49-Euro-Deutschlandticket kommt: Bund und Länder einigen sich über Finanzierung
Das Deutschlandticket kommt! Bund und Länder einigen sich auf ein monatliches 49-Euro-Ticket, das bundesweit im Nahverkehr gelten soll. Was das bedeutet und wie das Ticket aussehen soll, lest ihr hier.
Für Millionen Fahrgäste kommt ein bundesweites 49-Euro-Monatsticket für Busse und Bahnen. Bund und Länder einigten sich am Mittwoch über offene Finanzierungsfragen beim Öffentlichen Personennahverkehr, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr.
Bayerns Verkehrsminister skeptisch
Auch nach dem finalen Beschluss für das 49-Euro-Ticket bleibt Bayerns Verkehrsminister Bernreiter skeptisch, dass das Ticket zum 1. Januar starten kann.
Natürlich kann man jetzt irgendwie ein Handyticket aus dem Hut zaubern, aber wir brauchen eine dauerhafte Struktur. Es sind da noch viele Fragen offen, daher müssen wir realistisch bleiben. Es ist einhellige Meinung der 16 Länderverkehrsminister, dass Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen muss
Christian Bernreiter
Schritte auf Bundesebene nötig
Heute fanden weitere Gespräche des bayerischen Verkehrsministeriums mit den Bayerischen Verkehrsverbünden, den kommunalen Spitzenverbänden und den Unternehmensverbänden statt. Ziel sei es, gemeinsam eine möglichst rasche Umsetzung für die Fahrgäste zu ermöglichen, so ein Ministeriumssprecher. Gleichzeitig müssten aber noch wichtige Schritte auf Bundesebene erfolgen.
Digital und deutschlandweit
Das digitale und deutschlandweit gültige Deutschlandticket ist für einen Einführungspreis von 49 Euro pro Monat in einem monatlich kündbaren Abonnement vorgesehen, wie es im Beschluss von Bund und Ländern heißt. Die Attraktivität des ÖPNV werde deutlich erhöht. Das helfe auch, Klimaziele zu erreichen. Gleichzeitig soll das Deutschlandticket dazu beitragen, die Bürgerinnen und Bürger finanziell zu entlasten.
Das neue Ticket kostet drei Milliarden Euro, Bund und Länder finanzieren das jeweils zur Hälfte.
Der Bund erhöht zugleich die sogenannten Regionalisierungsmittel, mit denen die Länder Bahn- und Busverbindungen bei den Verkehrsunternehmen bestellen. Die Länder hatten dies zur Bedingung dafür gemacht, dass sie das 49-Euro-Ticket mitfinanzieren. Der Bund stellt laut Beschluss schon ab 2022 zusätzliche Regionalisierungsmittel in Höhe von einer Milliarde Euro jährlich zur Verfügung. Zudem sollen die Regionalisierungsmittel jährlich um drei Prozent erhöht werden, bisher seien es 1,8 Prozent. Aus Sicht des Bundes sollten die Länder ihre jährlichen Beiträge in entsprechender Höhe steigern. Über die weitere Entwicklung der Regionalisierungsmittel und des Deutschlandtickets für die Zeit ab 2025 wollen Bund und Länder Ende 2024 sprechen. Die Länder hatten eine deutlichere Erhöhung der Mittel gefordert.
Einigung schon Mitte Oktober - Einführung zum Jahreswechsel
Die Verkehrsminister von Bund und Ländern hatten sich Mitte Oktober grundsätzlich auf ein 49-Euro-Ticket als Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket aus dem Sommer verständigt. Finanzfragen waren aber noch offen. Wissing sagte, Ziel sei ein Start des Deutschlandtickets zum Jahreswechsel. Es seien Vorarbeiten für das Ticket geleistet worden, aber noch Fragen zu beantworten.
Das millionenfach gekaufte 9-Euro-Ticket hatte im Juni, Juli und August für je einen Monat Fahrten in Bus und Bahn ermöglicht. Die Verkehrsminister planen für den 49-Euro-Nachfolger eine Einführungsphase von zwei Jahren. Ab dem zweiten Jahr könnte das Ticket teurer werden. Geplant ist eine „Dynamisierung“ in Form eines automatischen Inflationsausgleichs.
Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, sagte, das 9-Euro-Ticket im Sommer sei keine Eintagsfliege.
Vielmehr tragen Bund und Länder nun gemeinsam dem Willen der Menschen Rechnung, die eindrucksvoll bewiesen haben, dass sie mehr Bus und Bahn fahren wollen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Dirk Flege
Greenpeace-Verkehrsexpertin Marissa Reiserer sagte, die Verkehrswende in Deutschland nehme endlich Fahrt auf.
Wie überfällig das ist, zeigt der massive Rückstand des Verkehrs beim Klimaschutz.
Marissa Reiserer
Damit das Deutschlandticket nicht nur beim Klimaschutz seine volle Wirkung entfalte, müsse es um einen Sozialtarif von 9 Euro ergänzt und der öffentliche Verkehr konsequent ausgebaut werden. Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim BUND, sagte, der ÖPNV sei das Rückgrat der Mobilitätswende und brauche deshalb weitere, zusätzliche Finanzierungsquellen. Unter anderem müssten Einnahmen aus der Lkw-Maut verwendet werden.