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Fünferbündnis gegen CSU-Comeback auf Ingolstädter OB-Stuhl

In Ingolstadt wird nicht nur für die Bundestagswahl Wahlkampf gemacht. Es geht auch um den Chefsessel im Rathaus. Die SPD will die Rückkehr eines CSU-Mannes auf jeden Fall verhindern.

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Nachfolger für Ingolstädter Oberbürgermeister Scharpf gesucht Peter Kneffel/dpa

Ingolstadt (dpa/lby) - Doppelter Wahlkampf in Ingolstadt: Weil Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) ab März als Wirtschaftsreferent in München arbeitet, wählen die Ingolstädter am kommenden Sonntag (9. Februar) einen neuen Rathauschef - zwei Wochen vor der Bundestagswahl. Eine mögliche Stichwahl würde mit dem bundesweiten Urnengang zusammenfallen.

Scharpf ist erst der dritte SPD-Politiker seit Kriegsende, der als Oberbürgermeister die oberbayerische Großstadt regiert. Über Jahrzehnte entschied sich in Ingolstadt die Wahl zwischen Schwarz und Rot: meistens mit dem besseren Ende für die Christsozialen. Nach 48 Jahren kam bei der letzten Kommunalwahl 2020 mit Scharpf erstmals wieder die SPD ans Ruder. Geholfen hatte Scharpf damals ein Korruptionsskandal um einen früheren CSU-OB. Die Sozialdemokraten wollen alles daran setzen, dass der Posten nicht wieder an die CSU fällt.

Dafür hat die SPD ein Fünferbündnis geschmiedet: Für die Wahl hat sie ihren Stadtrats-Fraktionsvorsitzenden, den Gewerkschaftler Christian De Lapuente, aufgestellt. Der DGB-Mann wird von Grünen, Linken, der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) und der Unabhängigen Wählergemeinschaft Ingolstadt (UWG) unterstützt.

Korrupter OB schadete der CSU bei der vergangenen Wahl

Für die CSU, die nach fast einem halben Jahrhundert 2020 das Oberbürgermeister-Amt abgeben musste, soll der Jurist Michael Kern jetzt erfolgreich sein. Die Wahl vor fünf Jahren wurde von einem Skandal um den ehemaligen CSU-OB Alfred Lehmann überschattet. Lehmann war von 2002 bis 2014 Chef im Rathaus von Ingolstadt und ließ sich bei Immobiliengeschäften schmieren, sodass er mehrere 100.000 Euro finanzielle Vorteile erzielte.

Das Landgericht in seiner Heimatstadt verurteilte Lehmann 2019 zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe. Der Politiker entging nur knapp einer Gefängnisstrafe, indem er kurz vor dem Urteil ein Geständnis ablegte. Zuvor hatte er lange die Vorwürfe bestritten.

Der bisherige Ingolstädter OB wird Wiesn-Chef in München

Wenige Monate nach dem Urteil musste Lehmann-Nachfolger Christian Lösel für die CSU eine Schlappe einstecken, er unterlag dem heutigen OB in der Stichwahl. Dennoch wollte Lösel ein weiteres Mal bei der Kommunalwahl antreten. Doch seine Partei nominierte lieber Kern.

Daneben wollen zwei weitere Bewerber den Posten bekommen. Die Freien Wähler gehen mit dem Journalisten Stefan König ins Rennen. Die AfD hat die Kandidatin Rosa Pepke aufgestellt.

Nötig wurde die vorgezogene Neuwahl, weil Amtsinhaber Scharpf aus familiären Gründen in die Landeshauptstadt zurückkehren will. Der Jurist hatte früher bereits für die Stadt München gearbeitet. Als neuer Münchner Wirtschaftsreferent wird er künftig auch Chef des Oktoberfestes sein.

© dpa-infocom, dpa:250202-930-362881/1