Warum wachen wir oft kurz vor dem Wecker auf?
Manchmal wachen wir eine oder zwei Minuten vor dem Weckerklingeln auf. Ist das normal? Und warum macht unser Körper das? Wir haben die Antwort für euch.
Die Augen sind offen, noch bevor der erbarmungslose Ton des Weckers erklingt. Wie erkennt der Körper den Zeitpunkt des Aufwachens? Es ist noch wenig erforscht, wie häufig diese Erfahrung ist und warum sie auftritt. Aber es scheint ein echtes Phänomen zu sein, von dem viele Menschen berichten, so Russell Foster, Leiter des Sleep and Circadian Neuroscience Institute an der Universität Oxford, gegenüber der New York Times.
Das steckt dahinter
Niemand weiß genau, wie oder warum der Körper dazu in der Lage ist, aber Forscher vermuten, dass unsere biologischen Uhren, die die Zeit im Auge behalten, etwas damit zu tun haben.
Damit der Schlaf problemlos funktioniert, hat der Mensch verschiedene innere Uhren entwickelt, die im Einklang mit dem äußeren Hell-Dunkel-Rhythmus ticken. Jedoch können diese gelegentlich vom 24-Stunden-Tag abweichen, wie das Spektrum der Wissenschaft berichtet. Der sogenannte Nucleus suprachiasmaticus, der die Informationen über die Augen erhält, ob es draußen hell oder dunkel ist, ist die Hauptuhr des Menschen. Diese Uhr synchronisiert und koordiniert die zirkadianen Rhythmen (also wiederkehrende biologische Muster im Körper, die sich ungefähr alle 24 Stunden wiederholen) unseres Körpers, die uns dabei helfen, uns auf Dinge vorzubereiten, die zu verschiedenen Tageszeiten passieren - wie das Einschlafen in der Nacht und das Aufwachen am Morgen. Eine Möglichkeit, wie unser Körper dies tut, besteht darin, die Lichtverhältnisse um uns herum wahrzunehmen, so Dr. Foster. Spezielle Zellen in unseren Augen erkennen wechselnde Lichtverhältnisse, z. B. kurz vor und in der Morgendämmerung - sogar durch unsere Augenlider hindurch, wenn unsere Augen geschlossen sind, sagte er. Diese Zellen teilen unserem Körper wahrscheinlich nicht genau mit, wie spät es ist, aber sie können uns mitteilen, dass wir uns der Zeit nähern, zu der wir normalerweise aufstehen. Dies löst Veränderungen aus - wie etwa einen Anstieg der Hormone Cortisol und Adrenocorticotropin sowie des Blutdrucks, so Dr. Foster -, die uns helfen, uns auf Aktivität vorzubereiten.
Körper funktioniert wie Sanduhr
Doch was wenn wir zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit aufstehen müssen, um zum Beispiel einen frühen Zug zu erwischen? Laut Dr. Ravi Allada, einem Neurobiologen, der sich an der Northwestern University auf Schlaf und zirkadiane Rhythmen spezialisiert hat, wacht unser Körper nicht aufgrund der Uhrzeit auf, sondern aufgrund der Zeit, die seit dem Schlafengehen vergangen ist - er funktioniert fast wie eine Sanduhr. Wenn wir ins Bett gehen und wissen, dass wir in vier Stunden aufstehen müssen, kann etwas dafür sorgen, dass wir nach vier Stunden aufwachen.
Warum funktioniert das nicht immer?
Wenn unser Körper so gut in der Lage ist, die Zeit zu erkennen, warum wachen wir dann nicht immer kurz vor unserem Wecker auf? Und warum wachen manche Menschen nie vor ihrem Wecker auf? Dr. Foster ist sich nicht sicher. Es ist möglich, dass, wenn man besonders müde ist, das Schlafbedürfnis des Körpers seine biologische Uhr übersteuert, erklärt er. Oder wenn ihr nervös seid, weil ihr pünktlich aufwachen müsst, kann Stress dazu führen, dass ihr früher aufwacht, als euch lieb ist, sagte Dr. Allada.
Es gibt somit immer noch weit mehr Fragen als Antworten darüber, warum und wie unser Körper uns manchmal vor dem Wecker aufweckt.
Studien gehen dem Phänomen auf den Grund
In einer 1997 veröffentlichten Telefonumfrage befragten Forscher aus Iowa und Minnesota nach dem Zufallsprinzip 269 Erwachsene vor allem aus dem Mittleren Westen. Etwa drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie manchmal vor ihrem Wecker aufwachen, und knapp ein Viertel sagte, dass sie so zuverlässig aufwachen, dass sie nie einen Wecker benutzen müssen.
Nachdem das Forschungsteam eine Zeitungsanzeige veröffentlicht hatte, in der nach Personen gefragt wurde, die immer oder regelmäßig zu bestimmten Zeiten aufwachen, ohne einen Wecker zu benutzen, luden sie 15 dieser Befragten in ein Labor ein und verfolgten ihren Schlaf drei Nächte lang. Sie fanden heraus, dass fünf der 15 Personen alle drei Male innerhalb von 10 Minuten nach ihrer Zielaufwachzeit aufwachten.