Studie: Ursache für Schwangerschaftsübelkeit herausgefunden?
Schwangerschaftsübelkeit kann das Babyglück trüben. Haben Forscher nun die Ursache für das Unwohlsein während der Schwangerschaft herausgefunden?
Die ersten Wochen der Schwangerschaft sind für viele Frauen eine Zeit der Vorfreude, aber auch der unangenehmen Begleiterscheinungen wie Übelkeit. Eine Studie, veröffentlicht im Fachmagazin "Nature", hat nun einen Durchbruch erzielt und zeigt auf, dass die Ursache für Schwangerschaftsübelkeit mit einem bestimmten Hormon in Verbindung steht: GDF15.
Das kam bei der Studie heraus
Forschende Teams aus Cambridge und Kalifornien haben festgestellt, dass die Menge des Hormons GDF15 im Blut einer schwangeren Frau den Schweregrad ihrer Übelkeit bestimmt. Etwa zwei Drittel der Frauen erleben während des ersten Trimenons der Schwangerschaft Brechreiz oder Unwohlsein. In schweren Fällen kann dies zu der Erkrankung Hyperemesis gravidarum (HG) führen, die sogar zu Gewichtsverlust, Dehydrierung und einem erhöhten Risiko für Frühgeburten führen kann. Ein berühmtes Beispiel dafür ist Kate Middleton, die Frau von Prinz William. Bei allen drei Schwangerschaften war sie auf Medikamente gegen die Übelkeit angewiesen und bekam Flüssigkeit über einen Tropf gegen Dehydrierung im Krankenhaus, wie der "Spiegel" berichtet.
Die Studie ergab, dass Frauen mit HG signifikant höhere GDF15-Werte aufweisen als Frauen ohne Symptome. Die Empfindlichkeit der Frau gegenüber dem Hormon und die Belastung von GDF15 vor der Schwangerschaft scheinen die Wirkung des Hormons zu beeinflussen. Frauen mit einer seltenen Blutkrankheit, die chronisch hohe GDF15-Werte haben, zeigten in der Schwangerschaft selten Übelkeit oder Erbrechen.
Wir wissen jetzt, dass Frauen während der Schwangerschaft unter Übelkeit leiden, wenn sie höheren Konzentrationen des Hormons GDF15 ausgesetzt sind, als sie es gewohnt sind.
Studienleiterin Marlena Fejzo von der University of Southern California
Was ist GDF15?
GDF15 steht für "Growth Differentiation Factor 15", zu Deutsch "Wachstums- und Differenzierungsfaktor 15". Es handelt sich um ein Protein, das von verschiedenen Geweben im Körper produziert wird.
Was bringen die Erkenntnisse Betroffenen?
Die Forschung legt nahe, dass eine längere Exposition gegenüber GDF15 vor der Schwangerschaft eine schützende Wirkung haben könnte, indem die Frauen weniger empfindlich gegenüber dem starken Anstieg des Hormons durch den sich entwickelnden Fötus werden. Dies eröffnet potenziell neue Wege für die Behandlung von Hyperemesis. Die Ergebnisse könnten die Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten bilden, die die Wirkung von GDF15 im Gehirn blockieren. Dies könnte nicht nur die Symptome lindern, sondern auch präventive Maßnahmen ermöglichen. Frauen mit einem höheren Risiko für HG könnten möglicherweise vor der Schwangerschaft geringe Dosen des Hormons einnehmen, um eine Art Desensibilisierung zu erreichen. Stephen O'Rahilly, ein Endokrinologe in Cambridge, der die Forschung leitete, stellte gegenüber der "New York Times" diese Hypothese auf.
Die Studie bringt nicht nur Hoffnung auf bessere Behandlungsmöglichkeiten für betroffene Frauen, sondern widerlegt auch Vorurteile, dass Schwangere mit Übelkeit als schwach oder empfindlich abgetan werden. Die Forschung unterstreicht die physiologische Grundlage für Schwangerschaftsübelkeit und hebt die Bedeutung von GDF15 als entscheidenden Faktor hervor.