Zweijähriges am Gashebel - Verletzte bei Schneemobil-Unfall
Eine Ausfahrt mit einem Schneemobil bei einer Feier in Oberbayern endet mit Verletzten, darunter sechs Kinder. Nun haben die Ermittler den Hergang rekonstruiert - und Überraschendes herausgefunden.


Bischofswiesen (dpa) - Der Schneemobil-Unfall mit acht Verletzten bei einer privaten Feier im Berchtesgadener Land ist nach bisherigen Erkenntnissen letztlich wohl von einem zweijährigen Kind ausgelöst worden. Die 37 Jahre alte Fahrerin habe das Kind, das auch mitfahren wollte, bei schon laufendem Motor zu sich nach vorn genommen, teilte die Staatsanwaltschaft Traunstein mit. Das Kind habe dann den Gashebel betätigt und dadurch einen sogenannten «Vollgasstart» ausgelöst.
Volle Fahrt durchs Garagentor
Die Frau habe nicht mehr reagieren können, da der Notausknopf bei Vollgas nicht funktioniere, erläuterte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft weiter.
Das Gefährt durchbrach das geschlossene Rolltor einer Garage. Sechs Kinder, die Fahrerin sowie ein 64-Jähriger wurden verletzt. Gegen die Frau werde nun wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung ermittelt.
Der Unfall ereignete sich laut Polizei auf einem Privatgrundstück an der Talstation des Skigebiets in Bischofswiesen bei einer internen Feier, bei der auch der Geburtstag eines Kindes gefeiert wurde. Laut Staatsanwaltschaft war es eine familieninterne Feier, alle Erwachsenen und Kinder gehörten zur Familie.
Die 37-Jährige wollte mit zunächst fünf Kindern eine Runde auf dem Motorschlitten drehen. Diese hatten laut Staatsanwaltschaft das Gefährt schon bestiegen, als das Zweijährige noch mitwollte. Nach der Betätigung des Gashebels beschleunigte das 80 PS starke Fahrzeug laut Polizei über eine Betonfläche, ehe es das Garagentor durchbrach. Das beschädigte Tor war am Montag mit einer Plastikplane und Brettern notdürftig geschlossen.
Verletzungen weniger schwer als befürchtet
Der Unfall ging nach neuen Angaben glimpflicher aus als zunächst befürchtet. «Zum Glück haben sich die Verletzungen der Kinder als weniger schlimm herausgestellt als zunächst angenommen», sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Traunstein.
Nur ein Kind sei noch im Krankenhaus, es werde dort wegen einer Augenverletzung behandelt. Ein weiteres Kind erlitt eine Verletzung an einem Daumen, bei dem die Kuppe amputiert werden musste. Es konnte bereits aus dem Krankenhaus entlassen werden. Ein Mädchen erlitt Prellungen am Knie, die anderen Kinder hatten Kopfschmerzen.
Ein neunjähriger Junge und ein zehnjähriges Mädchen waren laut Polizei mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen worden, sie galten als schwer verletzt.
Kein Extra-Führerschein nötig
Am Montag befragte die Polizei Zeugen und Beteiligte. Zudem sollten Spuren an dem Motorschlitten gesichert werden.
Wie die stellvertretende Dienststellenleiterin der Polizeiinspektion Berchtesgaden, Daniela Schlaffer, sagte, hatte der Motorschlitten zwei Sitze. Die Kinder hätten offensichtlich auch auf einem Gitterkorb gesessen, der für den Transport von Gegenständen gedacht sei.
Für das Fahren des Motorschlittens sei kein besonderer Führerschein nötig, jedoch eine Einweisung. Es sei wahrscheinlich, dass die 37-Jährige als Mitarbeiterin des Liftbetriebs diese hatte. Das werde aber derzeit noch überprüft.