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Ermittler: DNA des Angeklagten an Kleidung des Opfers

Eine junge Frau liegt erstochen auf einem Feldweg in Unterfranken. Das ist fast 47 Jahre her, ein Täter bis heute nicht überführt. Im Prozess gegen einen 70-Jährigen geht es um verdächtige DNA-Spuren.

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Prozess in Schweinfurt um Gewalttat an Studentin 1978 Daniel Löb/dpa

Schweinfurt (dpa/lby) - Im Verfahren um den gewaltsamen Tod einer Frau 1978 in Unterfranken haben Ermittler bestätigt, dass DNA des Angeklagten an der Kleidung des Opfers gefunden wurde. Konkret seien seit 2016 bei mehreren Untersuchungen mit neuen Methoden Spuren etwa an den Kniestrümpfen und der Wollstrickjacke der 18-Jährigen entdeckt worden, «die auf den Angeklagten schließen lassen», sagte ein Polizist vor dem Landgericht Schweinfurt.

Die Erbsubstanz DNA (Desoxyribonukleinsäure) ist in allen menschlichen Zellen wie etwa in Blut, Speichel, Sperma oder Haaren enthalten. Mit einer Vergleichsprobe ist es möglich, die Identität eines Menschen nahezu sicher festzustellen.

Viele Spuren vom Angeklagten

Der Angeklagte hatte im Laufe der neuerlichen Ermittlungen eine Blutprobe abgegeben. Einige der an den Strümpfen des Opfers gefundenen Spuren seien mit «höchster Wahrscheinlichkeit» von dem 70-Jährigen, sagte eine DNA-Sachverständige des Landeskriminalamtes (LKA). Die Ermittler vermuten aufgrund der Hinweise am Tatort, dass das Opfer um die 75 Zentimeter über den Erdboden gezogen wurde - warum, ist unklar. 

An der anderen Kleidung der getöteten Frau seien auch DNA-Merkmale ihres damaligen offiziellen Freundes nachweisbar gewesen, erklärte die Expertin. Zudem seien kleine Spuren von zwei unbekannten Frauen und zwei unbekannten Männern gefunden worden, etwa auf einem Feuerzeug. 

Altfall nach Jahrzehnten wieder aufgerollt

Der Fall aus dem Jahr 1978 ist bis heute ungelöst. Polizisten nahmen sich den «Cold Case» nach Jahrzehnten wieder vor und schickten die Strümpfe des Opfers im Jahr 2009 ans LKA zur Spurenuntersuchung. Aufgrund der erst nach mehreren Jahren vorliegenden Ergebnisse geriet der nun Angeklagte noch stärker in den Fokus als bisher. 

Die Staatsanwaltschaft hat den 70 Jahre alten US-Amerikaner wegen Mordes angeklagt. Sie ist davon überzeugt, dass der 1978 verheiratete Mann mit dem Opfer eine Affäre hatte. Der zur Tatzeit 24-Jährige war in Schweinfurt als US-Soldat stationiert. Er soll die angehende Erzieherin mit 14 Messerstichen getötet haben, weil sie gedroht haben soll, seiner damaligen ersten Ehefrau von der Liaison zu erzählen. 

Angeklagter sagt weiter nichts

Insgesamt hat der Angeklagte fünfmal geheiratet, dreimal die Frau, mit der er in Schweinfurt lebte. 

Nach Aussage Ex-Frau (62) des Mannes - sie war seine dritte Ehefrau - hat er ihr in den 90er Jahren die Tat gestanden, als er längst wieder in den USA lebte. Vor Gericht äußerte sich der 70-Jährige bislang nicht zu den Vorwürfen. Nach früheren Angaben von ihm hat er die 18-Jährige nicht getötet. 

In einer Videovernehmung vor einigen Jahren sagte er nach Aussage des Polizisten, er kenne das Opfer nicht. Der Verdächtige wurde 2023 in den USA festgenommen und später nach Deutschland ausgeliefert.

Unterwäsche des Opfers fehlt 

Die Ermittler gehen davon aus, dass die 18-Jährige kurz vor ihrem Tod am 20. April 1978 nahe Kolitzheim bei Schweinfurt mit dem Täter Geschlechtsverkehr hatte. Allerdings habe die Unterwäsche nicht auf Spermaspuren untersucht werden können. «Es fehlt der vom Opfer getragene Slip zur Tatzeit, schon seit 1996», sagte der Polizist. Auch die früher gesicherten Abstriche vom Slip seien seither verschwunden.

Auch fehle ein Adressbuch der 18-Jährigen, welches die Frau eigentlich immer bei sich geführt habe. Der Ermittler glaubt, dass der Täter das Buch mitgenommen hat, weil er womöglich vermutete, seine Daten könnten darin stehen.

© dpa-infocom, dpa:250206-930-367103/2