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Ländlicher Raum hinkt bei barrierefreien Bahnhöfen hinterher

Trotz Fortschritten bleiben viele Bahnstationen in Bayern für Menschen mit Behinderung unzugänglich. Betroffen sind vor allem Bahnfahrer an kleinen Bahnhöfen auf dem Land - aber nicht nur.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Hilfsaktion für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen Sven Hoppe/dpa

München (dpa/lby) - Etwa die Hälfte der 1.066 Bahnstationen in Bayern sind noch immer nicht barrierefrei. Vor allem im ländlichen Raum ist es für Menschen mit Behinderung oder Eltern mit Kinderwagen schwierig an den Bahnsteig zu kommen, wie eine Karte der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zeigt (Stand: Dezember 2023). 

Demnach können Bahnfahrer mit Behinderungen vor allem in Ostbayern im Raum Passau, Burghausen, Mühldorf und Traunstein selten auf barrierefreie Bahnhöfe hoffen. In den Regionen Schwaben, Aschaffenburg, Nürnberg und Deggendorf fand sich hingegen fast ausschließlich barrierefreie Infrastruktur.

Auch bei der Münchner S-Bahn gibt es Luft nach oben

Mangelnde Barrierefreiheit ist in Bayern aber nicht nur auf dem Land, sondern auch in Großstädten teils ein Problem. So ist laut Bahn aktuell etwa jede sechste Station der Münchner S-Bahn nicht stufenfrei erreichbar (24 von 150). Für 15 weitere Stationen sei mindestens mit der Planung für einen barrierefreien Umbau begonnen worden, sagte eine Bahnsprecherin. 

Doch auch der Umbau von Bahnhöfen kann die Barrierefreiheit beeinträchtigen, wie Fahrgäste derzeit zum Beispiel am S-Bahn-Halt Laim in München zu spüren bekommen. Auf die langen Einschränkungen haben Vertreter der Partei Die Linke mit Flyern und einer angekündigten Hilfskation für Rollstuhlfahrer aufmerksam gemacht. 

Fahrt mit dem Aufzug oft eine «Glücksfrage»

«Wenn die Barrierefreiheit nicht gewährleistet ist, fühlen sich Betroffene nicht wie ein Teil der Gesellschaft», sagte Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke bei der Aktion. Man müsse die Menschen teilhaben lassen am öffentlichen Leben. Drei Menschen mit Behinderung vom Arbeitskreis «UN-BRK von unten» waren bei der Hilfsaktion beteiligt. 

Ein Betroffener berichtete, dass es bei der Bahn oft eine «Glücksfrage» sei, ob der Aufzug gehe. Und selbst wenn dieser funktioniere, habe man noch einige Hürden, wie beispielsweise den Spalt zwischen Bahnsteig und Gleis, zu meistern. Er fühle sich diskriminiert. 

S-Bahn-Halt in Laim als besonderer Fall

Wegen des Neubaus der Station in Laim im Zuge des Baus der zweiten S-Bahn-Stammstrecke müssen Fahrgäste dort voraussichtlich etwa eineinhalb Jahre auf Aufzüge verzichten. Der neue Fahrstuhl solle im Sommer 2025 in Betrieb gehen, sagt eine Bahnsprecherin auf Nachfrage. Derzeit gebe es keinen Platz für einen Ersatzaufzug. Fahrgäste müssten für einen barrierefreien Umstieg auf andere Stationen ausweichen. 

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert, die Nutzbarkeit von Aufzügen habe keine ausreichend hohe Priorität für die Bahn. Durch das Ausweichen auf andere Bahnhöfe würde am Beispiel von Laim die Münchner S-Bahn unnötig unattraktiv werden. Ein weiteres Problem sei, dass oft nur auf einen Aufzug gesetzt werde. Länder wie beispielsweise die Schweiz würden eine Kombination von Aufzügen und Rampen bieten.

© dpa-infocom, dpa:241119-930-293133/1