Schon wieder: Patient entkommt Psychiatrie in Niederbayern
Was ist los in der Bezirksklinik Mainkofen in Deggendorf? Schon wieder ist ein Patient entkommen. Er war auch bei jenem Freigang dabei, bei dem im August ein anderer Insasse kurzzeitig fliehen konnte.
Deggendorf (dpa/lby) - Erneut ist ein Insasse des Bezirksklinikums Mainkofen in Deggendorf kurzzeitig aus der Einrichtung entkommen. Er sei am Nachmittag von einer Polizeistreife in Plattling aufgegriffen worden, teilte das Polizeipräsidium Niederbayern mit.
Besonders heikel: Der Straftäter hatte auch am 8. August an einem Freigang ins Kino teilgenommen - bei dem ein anderer Insasse geflohen war. Wie eine Sprecherin des Bezirks Niederbayern mitteilte, sei der nun entkommene Mann bei diesem Freigang im August «in keinerlei Weise auffällig» gewesen. Von ihm gehe auch keine akute Gefahr aus.
Bezirk: Lockerung war gesetzeskonform
Wie die Sprecherin weiter informierte, war der Mann am Samstagabend auf einem unbegleiteten Freigang dreier Patienten auf dem Klinikgelände entkommen. Nach derzeitigem Kenntnisstand sei dieser Grad der Lockerung gesetzeskonform gewesen. «Hinweise auf Planungsfehler in der Durchführung ergaben sich bis dato nicht, der Patient wird nicht als gefährlich eingeschätzt.»
Der Mann war nach einer Straftat in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen worden. Weitere Details wurden nicht genannt. Nur so viel: Er sei der richtigen Stufe der möglichen Lockerungen zugeordnet gewesen. Deshalb sei der unbegleitete Ausgang auf dem Klinikgelände gewährt worden.
Plattling, wo die Polizei den Insassen fand, liegt ungefähr fünf Kilometer von der Klinik entfernt.
Pädophiler in Kinderfilm
Bei dem missglückten Freigang am 8. August war es einem Bericht der Klinikleitung zufolge zu großen Mängeln gekommen. So sei etwa nicht nachvollziehbar, weshalb der Patient bei dem Kinobesuch keinen männlichen Begleiter gehabt habe, hatte der Ärztliche Direktor des Bezirksklinikums (BKH) Mainkofen, Johannes Hamann, vor knapp einer Woche gesagt.
Bei dem Freigang im August war ein Patient während eines Toilettenganges entkommen und acht Stunden später wieder gefasst worden. Neben dem geflüchteten Straftäter waren zwei weitere BKH-Patienten dabei, darunter ein Mann mit diagnostizierter Pädophilie. Weshalb der Freigang ausgerechnet in ein Kino - und zudem in einen Kinderfilm - geführt habe, sei ebenfalls nicht nachvollziehbar, sagte Hamann. Die Gruppe habe den Film «Alles steht Kopf» gesehen. Der Sinn dieser Maßnahme sei fachlich wie organisatorisch nicht klar und zudem die Planung des Freiganges nicht ordnungsgemäß dokumentiert worden.
In Zukunft müssen männliche Begleitpersonen anwesend sein
Nach Bezirksangaben begleiteten drei weibliche psychiatrische Fachkräfte sowie eine Praktikantin die drei Männer ins Kino. Es hätte ein Mann dabei sein müssen, der die Patienten gegebenenfalls zum WC hätte begleiten können, so Hamann.
Zu den Konsequenzen aus dem Fall gehöre, dass immer eine männliche Begleitperson anwesend sein müsse. Außerdem, dass keine Orte aufgesucht werden dürften, an denen sich üblicherweise überwiegend Kinder aufhielten. Zudem sollen Visiten zukünftig immer von einem Oberarzt geleitet werden.
In der aktuellen Mitteilung des Bezirks als Träger der Einrichtung hieß es nun: Strukturen und Prozesse würden genau überprüft. «Weitreichende Fort- und Weiterbildungskonzepte werden implementiert. Auch Sofortmaßnahmen wurden bereits umgesetzt.»