Gedenkort für Flughafen-Anschlag in München-Riem eröffnet
Am 10. Februar 1970 wollte ein Terrorkommando eine israelische Maschine am Flughafen entführen. Ein Mensch starb, elf wurden verletzt. 55 Jahre später gibt es nun eine Gedenkstätte.
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![Flughafen-Anschlag in München-Riem 1970](/media/cache/3/version/108537/ns534yaoxn-v9-ax-s2048-v1.jpeg/6bbc2bbe50a992dbcb627170d09b7fa0.jpg)
München (dpa/lby) - 55 Jahre nach der vereitelten Flugzeugentführung durch eine palästinensische Terrororganisation am früheren Münchner Flughafen Riem ist dort ein Gedenkort eröffnet worden. Die Stätte erinnert unter anderem an den Deutsch-Israeli Arie Katzenstein, der bei dem Angriff am 10. Februar 1970 getötet wurde. Der Unternehmer aus Haifa habe sich auf eine Handgranate geworfen, um Andere zu schützen, teilte die Stadt München mit. Elf weitere Menschen wurden bei dem Attentat verletzt, einige von ihnen schwer.
«Es ist eine furchtbare Ironie der Geschichte, dass die ersten Opfer der Terrorserien in Deutschland nach 1945 – wieder – Juden waren. Damit haben wir uns bislang viel zu wenig auseinandergesetzt», sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) bei dem Gedenken. Umso mehr müsse man antijüdischen Einstellungen auf den Grund gehen. «Dieses "immer wieder" muss ein Ende haben», betonte Aigner.
Skulptur erinnert an Terror-Attentat
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hob die Bedeutung des Ortes hervor, weil der Anschlag vielfach in Vergessenheit geraten ist. Mit dem Erinnerungsort setze die Landeshauptstadt München «ein weiteres wichtiges und klares Zeichen gegen antisemitischen Terror», so Reiter.
Auf dem Gelände der Brainlab AG im Tower des ehemaligen Flughafens wurde dazu eine Skulptur der Künstlerin Alicja Kwade errichtet. Drei goldfarbene Zifferblätter zeigen die Uhrzeiten, an denen zur Mittagszeit drei Sprengkörper detonierten.
Handgranaten und Schüsse
Ziel des Angriffs der drei Terroristen war der Stadt zufolge die Maschine einer israelischen Fluggesellschaft, die in München planmäßig zwischengelandet war. 18 Passagiere und die Crew warteten auf den Weiterflug nach London, als plötzlich Schüsse fielen und Handgranaten geworfen wurden.
Fünf Fluggäste, der Kapitän und zwei Crewmitglieder, zwei Sicherheitsbeamte und ein Flughafenbesucher wurden verletzt, darunter auch Katzensteins Vater Uriel. Als Jude war dieser nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 emigriert.
Kein Gerichtsverfahren
Die drei Männer wurden nach Angaben der Stadt festgenommen. Noch vor Beginn ihres Gerichtsverfahrens seien sie im September 1970 im Zuge mehrerer Flugzeugentführungen freigepresst und aus der Bundesrepublik ausgewiesen worden. Juristisch sei keiner von ihnen zur Rechenschaft gezogen worden.