Zum Hauptinhalt springen

Teilen:

Flexiblere Apothekenregelungen: Lauterbachs Pläne stoßen auf Kritik

Bundesgesundheitsminister Lauterbach will das Apothekennetz mit neuen Regeln stärken. Doch nicht alle sind überzeugt. Alle Informationen dazu gibt's hier.

Apotheke in Dresden Bayern Robert Michael/dpa

Für viele Menschen in Deutschland ist eine Apotheke in der Nähe ein wichtiger Aspekt der Gesundheitsversorgung. Doch die Zahl der Apotheken sinkt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schlägt deshalb jetzt eine Apothekenreform vor. Flexiblere Apothekenregelungen sollen die Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen, verbessern. Der bayerische Apothekerverband kritisiert die Pläne gegenüber Antenne Bayern.

Man kommt in weniger Apotheken, die weniger können. Für alle im System wird es schlechter.

Peter Sandmann, Vorstandsmitglied des bayerischen Apothekerverbands

Apotheken: Neue Öffnungszeiten und Filialen

Die Apotheken-Reform soll Anforderungen zum Beispiel an Öffnungszeiten lockern. Bisher sind Apotheken zur "ständigen Dienstbereitschaft" verpflichtet, mit möglichen Befreiungen. Und aus denen ergeben sich feste Öffnungszeiten. Das soll sich besser an die lokalen Bedürfnisse anzupassen. Statt der Vorgabe, zum Beispiel werktags von 8.00 bis 18.30 Uhr offen zu sein, sollen es in Zukunft "sieben Stunden während der ortsüblichen Geschäftszeiten". Peter Sandmann, Vorstandsmitglied des bayerischen Apothekerverbands, befürchtet dadurch eine geringere Verfügbarkeit der Apotheken. Dies würde die Patienten zwingen, gegebenenfalls weitere Wege in Kauf zu nehmen.

Auch die Gründung von Filialen soll erleichtert werden, um die Medikamentenversorgung in unterversorgten Gebieten zu stärken. Nach den Plänen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach sollen dann "Filialverbünde" aus einer Hauptapotheke, bis zu drei Filialen und maximal zwei weiteren "Zweigapotheken" möglich sein.

Beratung per Video-Schalte durch Apotheke

Auch die Telepharmazie soll ausgebaut werden. Sandmann sieht in der Telepharmazie zwar Potenzial - jedoch nur, wenn sie richtig eingesetzt wird. Der Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums sieht vor, dass eine Apotheke auch dann öffnen können soll, wenn die Apothekerin oder der Apotheker nicht selbst vor Ort ist – eine Beratung aber bei Bedarf per Video machen kann. Zwar soll die Apothekenleitung mindestens acht Stunde pro Woche persönlich anwesend sein. Ansonsten sollen auch erfahrene Pharmazeutisch-technische-Assistentinnen und Assistenten die Zeitspanne abdecken können.

Peter Sandmann, Vorstandsmitglied des bayerischen Apothekerverbands, weist darauf hin, dass Pharmazeutisch-technische-Assistenten nicht dafür ausgebildet seien, Beratungen durchzuführen, die eine Apothekerin oder ein Apotheker leisten kann. Das könnte seiner Ansicht nach zu schlechterer Beratung führen und unter Umständen auch zu deutlich mehr pharmazeutische Risiken bei der Medikamentenabgabe.

Was sich ändern sollte

Da muss einfach mehr Geld in das System rein.

Peter Sandmann, Vorstandsmitglied des bayerischen Apothekerverbands

Der bayerische Apothekerverband fordert höhere Vergütungen. Nur dadurch lasse sich die Qualität und die wirtschaftliche Basis der Apotheken sichern. Im Grunde genommen müsse es so sein, dass Apotheken von der Abgabe der Arzneimittel mit der normalen Pauschale leben kann. Und das sei momentan nicht der Fall, kritisiert Peter Sandmann. Aktuell gibt es in Bayern weniger als 3000 Apotheken – das ist, laut Sandmann, so wenig wie seit 30 Jahren nicht mehr. Höhere Honorare würden die Arbeit auch für nachfolgende Apotheker-Generationen lohnenswert machen und biete Planungssicherheit.

Die Krankenkassen unterstützen die Pläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach. In der zweiten Jahreshälfte sollen sie im Bundestag diskutiert werden.