«Die Castoren werden kommen» – Bürger haben Sorgen
Hochradioaktiver Atomabfall kehrt aus England nach Deutschland zurück. Die sieben Castor-Behälter werden in das Zwischenlager im Landkreis Landshut gebracht. Der genaue Termin bleibt geheim.


Essenbach/Niederaichbach (dpa/lby) - Ein Castor-Transport wird in den kommenden Monaten in Niederbayern erwartet: Sieben Behälter mit hochradioaktiven Atomabfällen sollen aus England in das Zwischenlager in Niederaichbach (Landkreis Landhut) gebracht werden. Der Gedanke daran bereitet etlichen Menschen in der Region Unbehagen. Landrat Peter Dreier (Freie Wähler) sagte: «Wir sind natürlich nicht begeistert.»
Bei einer Fragerunde am Montagabend im benachbarten Essenbach konnten Bürger ihre Bedenken äußern. Vertreter der BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung, des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), der GNS Gesellschaft für Nuklear-Service sowie des Polizeipräsidiums Niederbayern erläuterten den Transport, Maßnahmen zu dessen Absicherung sowie die Zwischenlagerung.
Die behördliche Genehmigung für den Transport läuft bis zum 31. Dezember 2025, stattfinden soll der Rücktransport voraussichtlich noch in der ersten Jahreshälfte. Der konkrete Termin und die exakte Streckenführung für den Transport werden aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben.
Bürger: Wie sicher sind die Behälter?
Insbesondere die Frage nach der Dichtigkeit der Behälter beschäftigte die Bürgerinnen und Bürger. GNS-Sprecher Michael Köbl erklärte den technischen Aufbau der Castor-Behälter mit Primär- und Sekundärdeckel und sagte: «Die Behälter haben kein Verfallsdatum und nutzen sich auch nicht ab.»
Christoph Bunzmann, Abteilungsleiter beim BASE, erläuterte, welche Faktoren bei der Genehmigung der Castor-Lagerung berücksichtigt werden, etwa die Beständigkeit bei Feuer. Es brauche aber auch das Vertrauen der Bevölkerung.
«Die Castoren werden kommen. Das können wir nicht ändern», sagte Landrat Dreier. Nun gelte es, mit der Situation verantwortungsbewusst umzugehen und diese weiter kritisch zu begleiten. «Wir sind natürlich nicht begeistert.»
Appell des Landrats
Der Kommunalpolitiker hofft, dass der Transport friedlich und reibungslos ablaufen und dass dann das Zwischenlager nicht zu einem «De-Facto-Endlager» werden wird. Momentan sei das Zwischenlager bis zum Jahr 2047 genehmigt. Die Entscheidung für ein Endlager sei aber wohl erst Jahrzehnte später zu erwarten, kritisierte er.
Bei den Castor-Behältern handelt es sich um Atomabfälle, die nach der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus deutschen Atomkraftwerken im britischen Sellafield übrig geblieben sind. Die Bundesrepublik Deutschland sowie die deutschen Kraftwerksbetreiber haben sich dazu verpflichtet, diesen Abfall zurückzunehmen.
Aus Sellafield müssen noch 14 Castor-Behälter zurückgenommen werden. Sieben gehen in diesem Jahr an den Standort Isar, sieben weitere sollen nach Brokdorf (Schleswig-Holstein) gebracht werden. Sechs Behälter wurden bereits 2020 in Biblis (Hessen) zwischengelagert.
Die Rückführung von Atommüll aus der Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague ist den Angaben nach mit dem Transport von vier letzten Castor-Behältern 2024 nach Philippsburg (Baden-Württemberg) abgeschlossen worden. Mehr als 100 Behälter waren zwischen 1995 und 2011 bereits ins Zwischenlager in Gorleben (Niedersachsen) gebracht worden.