Viele Kassenärzte in Bayern, aber regionale Engpässe
Bayern liegt bei der Arztdichte bundesweit auf einem der vorderen Ränge. Doch schaut man genauer hin, zeigt sich zum Teil ein anderes Bild.


München (dpa/lby) - Bei der Versorgung mit Kassenärzten und -psychotherapeuten liegt Bayern im Ländervergleich auf einem der vorderen Ränge. Zugleich gibt es aber bezogen auf die Bevölkerungsdichte nirgendwo in Deutschland so wenige Ärzte und Psychotherapeuten mit Kassenzulassung wie in Teilen Oberfrankens, wie aus Daten des Bundesarztregisters hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Auch mit Blick auf das hohe Durchschnittsalter der praktizierenden Mediziner könnte es in manchen Regionen demnach künftig Engpässe geben.
232 niedergelassene Mediziner kamen den Daten zufolge Ende 2024 in Bayern auf je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner - Platz fünf im Ländervergleich. Gerade einmal rund 88 beziehungsweise 92 niedergelassene Mediziner waren es dagegen in den Landkreisen Coburg und Bayreuth.
Nicht eingerechnet wurden dabei die kreisfreien Städte Coburg und Bayreuth selbst. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) kritisierte, die Versorgung in den Regionen werde dadurch schlechter dargestellt als sie eigentlich sei. Vor allem Fachärzte, aber in ähnlichem Maße auch Hausärzte würden sich dort ansiedeln, wo sie am besten erreichbar sind und wohin viele Menschen pendeln - also gerade in den kreisfreien Städten.
Dem Bundesarztregister zufolge sind im Landkreis Hof zudem die Kassenärzte und -psychotherapeuten bundesweit am ältesten: Das Durchschnittsalter lag bei gut 58 Jahren, knapp 32 Prozent waren sogar älter als 65 Jahre. Bayernweit betrug das Durchschnittsalter gut 54 Jahre.
Quote soll Versorgung verbessern
Eine Landarztprämie und eine Landarztquote bei Studienplätzen sollen gerade in solchen Regionen in Bayern die ärztliche Versorgung verbessern. 513 junge Menschen haben sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums für einen Studienplatz über die Landarztquote zum Wintersemester 2025/2026 beworben: Darunter sind 340 Frauen, 172 Männer und eine Person, die ihr Geschlecht mit divers angibt.
Diese bewerben sich auf rund 170 Studienplätze. Damit sind dem Ministerium zufolge nun 8 Prozent - statt wie bisher 5,8 Prozent - der Medizinstudienplätze für Studierende vorgesehen, die sich vertraglich verpflichten, später für mindestens zehn Jahre als Hausarzt oder Kinder- und Jugendmediziner auf dem Land zu arbeiten.
Medizinstudium auch ohne Einser-Abi
Seit der Einführung der Landarztquote zum Wintersemester 2020/2021 haben demnach rund 570 junge Menschen einen Studienplatz über die Landarztquote bekommen. «Das große Interesse daran zeigt, wie wichtig dieser Schritt war», teilte Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) mit. «Zahlreiche junge Menschen bekommen damit auch ohne Einser-Abitur eine zusätzliche Chance auf einen der begehrten Medizinstudienplätze.»
Bis die ersten jungen Ärztinnen und Ärzte ihren Job auf dem Land antreten können, wird es aber noch ein paar Jahre dauern: Voraussichtlich 2031 werden die ersten jungen Mediziner laut der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns so weit sein.
Prämie für Landärzte
«Die Landarztquote ist aber nur eine Antwort auf den zukünftigen Bedarf an jungen Ärztinnen und Ärzten in der ambulanten Versorgung», erklärte deren Vorstandsvorsitzender Christian Pfeiffer. Die Zahl der Medizinstudienplätze müsse bundesweit insgesamt steigen und die Möglichkeiten zur Weiterbildung ausgebaut werden.
Seit 2012 zahlt die Staatsregierung bereits eine Landarztprämie an die Medizinerinnen und Mediziner sowie an Psychotherapeutinnen und -therapeuten, die sich in kleinen Gemeinden niederlassen oder eine bestehende Praxis dort übernehmen. 160 Anträge seien dazu im vergangenen Jahr eingegangen, wovon 125 bislang bewilligt worden seien, hieß es vom Ministerium.