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Wie wird man Terrorist?

In der zweiten Episode unseres Podcasts „Geheimakte 1972“ schildern wir, wie die Rekrutierung im Detail ablief. Und wir stellen die beiden Chefs vor, die dann, am 5. und 6. September 1972 in München und Fürstenfeldbruck, den Einsatz der Terroristen leiteten: Issa und Tony.

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Ein bewaffneter Polizeibeamter im Trainingsanzug sichert am 05.09.1972 im Olympischen Dorf in München den Block, in dem Terroristen die israelischen Geiseln festhalten. Foto: Horst Ossinger/dpa

Hier Podcast-Episode anhören

Geheimakte: 1972 – Episode 2 "Issa und Tony"

Christoph Lemmer Porträt Foto: ANTENNE BAYERN

Mein Name ist Christoph Lemmer und ich bin Investigativ-Journalist. In der Vergangenheit habe über den NSU-Prozess für die Nachrichtenagentur dpa berichtet und für die ANTENNE BAYERN mehrere große Podcasts produziert, darunter einen über den Anschlag auf das Olympia-Einkaufszentrum und einen preisgekrönten über den Fall Peggy und ein falsches Mordurteil. In diesem Podcast der ANTENNE BAYERN GROUP öffnen wir 50 Jahre nach dem Olympia-Attentat in München gemeinsam die „Geheimakte: 1972

Christoph Lemmer

Einer, der sich Al Dnawy nannte, ging einfach in ein Café in der Nähe von Beirut, der Hauptstadt des Libanon. Da saßen zwei Typen, die er imposant fand. Zuerst traute er sich nicht, sie anzusprechen. Dann fasst er sich doch ein Herz. „Ihr seid doch vom Schwarzen September“, sagte er. Woher er das wissen wolle, fragte einer zurück.

Al Dnawy und die beiden Typen gingen dann wieder ihrer Wege, wobei die beiden sagte, sie würden wiederkommen. Taten sie auch. Al Dnawy sagte ihnen, er wolle auch zum Schwarzen September. Die beiden sagten dazu nichts und verabschiedeten sich wieder. Al Dnawy musste lange warten, bis sie wiederauftauchten. Aber dann ging sie endlich los, die Karriere als Terrorist.

Die beiden Typen – Decknahem: Tony und Issa – fuhren mit ihm mal nach Damaskus in Syrien, mal nach Amman in Jordanien. Manchmal musste er sich konspirativ verhalten. Bei der Einreise nach Jordanien sollte er sagen, er wolle Verwandte besuchen, schärften ihm Tony und Issa ein.

Nach ein paar Monaten bekam er dann endlich auch ein Waffentraining an der Kalaschnikow. 14 Tage dauerte das. Und dann endlich der erste Einsatz. Der Mann, der sich Al Dnawy nannte, ist einer der drei, die den Münchner Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft damals überlebten.

Und übrigens: Er soll auch heut noch leben, und zwar in Damaskus unter seinem echten Namen elSafadi. Die Geschichte seiner Freilassung ist ein Schurkenstück erster Ordnung. Die erzählen später in einer eigenen Episode von „Geheimakte 1972“.

Nach der blutigen Schießerei in Fürstenfeldbruck wurde Al Dnawy verhaftet. Kripo-Ermittler vernahmen ihn in der U-Haft. Im Staatsarchiv München stieß ich auf seine Vernehmungsprotokolle. Und da schildert er, wie er auf die Reise nach München geschickt wurde:

„Issa sagte dazu, meine Arbeit wäre in Deutschland. Was für eine Arbeit dies sein sollte, darüber wurde nicht gesprochen.  Außerdem hatten Issa und Tony erklärt, wir würden in Deutschland zusammentreffen. Ich bekam auch ein Ticket ausgehändigt, und zwar eine Flugkarte für die Gesellschaft Interflug und die Reise am 29. August 72 von Damaskus nach Belgrad. Dazu erklärte mir Issa, ich sollte im Flughafen Belgrad ein Taxi nehmen und mich zum Bahnhof bringen lassen. Dort könnte ich die Eisenbahn besteigen und direkt nach München durchfahren. Diese Fahrt würde ca. 40 amerikanische Dollar kosten. Zwischen dem 2. und 3. September 1972 würde ich dann in München ankommen. Als Treffpunkt war ausgemacht eine U-Bahnstation, deren Linie zum olympischen Dorf führt. Issa hatte mir auf einen Zettel den Namen der Station in Deutsch geschrieben. Am 3. September 72 sollte ich dort um 18.00 Uhr sein.“