Psycho-Spielchen im Supermarkt: So gebt ihr viel mehr Geld aus, als ihr eigentlich wollt
In einem Supermarkt wird wirklich nichts dem Zufall überlassen. Mit entspannter Hintergrundmusik, dem richtigen Licht und Lockangeboten versucht der Einzelhandel alles, damit wir mehr kaufen, als wir eigentlich wollen. Die Tricks der Supermärkte erfahrt ihr hier.
Jeder hat die Situation sicher schon einmal erlebt: Nochmal schnell vor Ladenschluss hektisch in den Supermarkt um die Ecke, um noch einige Kleinigkeiten für die kommenden Tage zu besorgen. Doch am Ende landet dann der ein oder andere Artikel im Einkaufswagen, den wir vorher sicher nicht auf dem Zettel hatten. Unser Konsumverhalten wird mit kleinen Tricks und Kniffen der Supermärkte oft mitbestimmt.
Alleine der Aufbau eines Marktes, bestimmte Laufwege und vermeintliche Schnäppchenpreise folgen einem Prinzip: Dass wir möglichst viel konsumieren. Aber auch schon vor dem Betreten des Supermarkts gehen die kleinen Psychospielchen los. Denn meistens sind die Einkaufswägen am Eingang relativ groß – und stehen oft in keinem Verhältnis zu unserem eigentlichen Einkaufsziel. Unbewusst werden wir also dazu animiert, den Wagen aufzufüllen.
Pandemie hat auch das Einkaufsverhalten verändert
In der Corona-Pandemie war es lange Zeit üblich, dass man nur mit einem Einkaufswagen überhaupt hineingelassen wurde. Zum einen, um den Mindestabstand zu wahren und den Kundenstrom besser regeln zu können. Doch es hatte auch den Nebeneffekt, dass viele Kunden mehr gekauft haben, als sie eigentlich wollten. Generell hat die Pandemie das Einkaufen in Deutschland verändert. Wir gehen seltener shoppen, um möglichst alles auf einen Schlag zu erledigen. Der Trend gehe zum großen Vorratseinkauf oder wie Marktforscher nennen zum „Big Trolley“ – dem großen Einkaufswagen.
Großteil der Entscheidungen passieren unbewusst
Unsere Kaufentscheidungen passieren im Kopf, darüber sind sich Experten der Konsumpsychologie einig. Zahlreiche Studien in diesem Bereich haben nachgewiesen, dass der Mensch rund 70 Prozent seiner Entscheidungen unbewusst trifft, nur 30 Prozent aller Entscheidungen, die das tägliche Leben beeinflussen, werden bewusst getroffen. Viele äußere Einflüsse können eine Entscheidung verändern und das Verhalten grundlegend prägen. Das kommt dem Einzelhandel natürlich gelegen.
Fürs gute Gefühl: Obst und Gemüse am Eingang
Meist findet ihr die Obst- und Gemüseabteilung direkt am Eingang eines Supermarktes – und wie im wahren Leben zählt auch in diesem Bereich oft der erste Eindruck. Also wird in diesem Teil des Marktes besonders viel Wert auf eine schöne Platzierung gelegt. Obst und Gemüse werden hier also besonders in Szene gesetzt. Es soll suggeriert werden: Die besten, schönsten und frischesten Waren findet ihr nur hier bei uns.
Außerdem soll die geschickte Platzierung der frischen Waren auch eine Art Entspannungseffekt herstellen und etwas entschleunigen, was wiederum die Kauflaune anregt. Und wenn wir erst einmal „gesunde Waren“ direkt zum Start in den Wagen gepackt haben, fällt es uns am Ende auch leichter, wieder vermehrt „Ungesundes“ hineinzulegen – als eine Art „Belohnungseffekt“ also.
"Links vor rechts" im Supermarkt: Laufwege entscheidend
Vielleicht ist es euch schon aufgefallen: Generell hat der Mensch einen Drall sich nach links zu orientieren – und diese unbewusste Präferenz will er auch beim Einkaufen ausleben. Deshalb ist der Eingang eines Marktes oft rechts – die Kassen aber wiederum links. Wer zu zweit mit seinem Partner einkaufen geht, will oft auch Zeit sparen. Also wird sich aufgeteilt.
Doch immer öfter sorgt auch der Markt an sich, dass man sich zwangsläufig aufteilen muss. Das sieht man bei Körperpflege-Artikeln – denn die stehen nicht selten weit von einander entfernt an verschiedenen Plätzen, damit auf dem Weg zur entsprechenden Abteilung auch noch der ein oder andere Artikel mehr im Einkaufswagen landet. Die Getränke beispielsweise stehen in einem Supermarkt meistens in Randlage – auch das ist kein Zufall.
Denn wenn Männer sich in Ruhe in der Getränkeabteilung umsehen können, fühlen sie sich laut Studien wohler. Also gehen vor allem Männer oft voraus – während die Frau im Schnitt eher länger in der Frischeabteilung verweilt.
Tiefkühlwaren meist am Ende
Tiefkühl-Pizza, Aufbackbrötchen oder Eis stehen oft gerne in Kassennähe – schon aus psychologischen Gründen. Wenn das Gefriergut länger im Wagen liegt, werden viele Kunden nervös – und sie sind beruhigt, wenn sie die Waren erst später in den Einkaufswagen packen können. So wird ein mögliches „Stressrisiko“ verhindert und weiter entschleunigt. Die Supermärkte nehmen dafür einen größeren Aufwand in Kauf: Denn so müssen sie die Kühlleitungen quer durch den Markt verlegen – ein größerer Aufwand, der sich in der Regel im Konsumverhalten der Kunden aber später auszahlt.
Teure Artikel meist am Ende des Regals
Der „Linksdrall“ wirkt sich auch bei den Regalplatzierungen aus. Denn oft ist es so, dass sich meist am Regalende die teureren Produkte finden. Forscher fanden heraus, dass Kunden dadurch eher den Blick ans Regalende heften. Dort stehen dann oft auch die teureren Artikel.
Für Schnäppchen auf die Knie gehen
In der Regel sind Markenprodukte im Supermarktregal meist auf Augenhöhe und teurer als Dinge, die sich weit oben oder knapp über dem Boden befinden. Wer also auf Schnäppchensuche ist, sollte sich hin und wieder bücken, es könnte sich lohnen.
Mehrfach-Platzierungen im Markt
In den letzten Jahren sind Pappaufsteller mit Zweitplatzierungen oder aufwendige Artikelplatzierungen in Holzkisten immer beliebter geworden, weil sie ein Blickfang sind und den Kunden noch einmal anregen, zu kaufen. Oft sind die am Ende eines Marktes zu finden, um Impulskäufe noch einmal anzuregen – damit die Tafel Schokolade oder Gummibärchen doch noch im Einkaufswagen landen.
Und auch die klassische „Quengelware“ direkt im Kassenbereich ist nach wie vor äußert effektiv – auch wenn die meisten diesen Trick schon kennen. Die Verlockung der Impulskäufe – ohne großes Nachdenken – ist bei vielen Menschen einfach zu groß. Und manchmal soll mit einem knallbunten Schokoriegel auch einfach nur das Kind in der Warteschlange besänftigt werden.
Rabatte aktivieren das Belohnungszentrum
Die Farbe Rot wirkt nach wie vor hervorragend auf den Menschen. Vor allem im Einzelhandel, denn Untersuchungen zeigen immer wieder: Sobald Sonderangebote präsentiert werden, oft in der Farbe rot, wird unser Belohnungszentrum im Hirn aktiviert. Es wird suggeriert: „Clever gemacht, du hast gerade einen echten Schnapper entdeckt!“ – so landen oft Waren im Wagen, bei denen man sich spätestens beim Einräumen fragt, ob dieser Einkauf jetzt wirklich nötig war.
Oft genug sind das aber auch nur Tricks der Supermärkte – eine klassische Käuferfalle. Denn oft sind die Artikel eine Mogelpackung und gar nicht so billig, wie uns das bunte Preisschild weiß machen will.