Schlupfloch: Deshalb gibt es trotz Verbot weiter Plastiktüten
Seit Januar 2022 sind Einweg-Plastiktüten gesetzlich verboten. Trotzdem bieten viele Händler die Tüten weiterhin an - legal! Welches Schlupfloch viele Supermärkte nutzen, lest ihr hier.
Etwa seit einem halben Jahr dürfen Händler keine Kunststofftragetaschen mehr ausgeben, die dünner als 0,05 Millimeter sind. Trotzdem bieten viele Händler die Tüten noch an. Das hat die Deutsche Umwelthilfe jetzt herausgefunden. Demnach werden in 6 der 13 größten Supermarkt- und Drogerieketten weiterhin Einweg-Plastiktüten an die Kunden ausgegeben.
Die Kunststofftüten werden unter anderem weiterhin bei Edeka, Netto, Norma, Müller und Rossmann verkauft.
Händler wie Kaufland, Lidl, Rewe, Penny und Aldi haben die Einweg-Plastiktüten vollkommen aus dem Sortiment verbannt.
Händler nutzen Gesetzeslücke
Trotz des gesetzlichen Verbots ist der Verkauf der Plastiktüten in den betroffenen Supermärkten nicht, da sie eine bewusst eingebaute Lücke im Gesetz ausnutzen. Demnach sind nur Plastiktüten verboten, die zwischen 15 und 49 Mikrometer dick sind. Die betroffenen Supermärkte und Drogisten bieten laut der Abfrage nun Tüten mit einer etwas höheren Wandstärke zwischen 50 und 60 Mikrometern an und deklarieren sie als Mehrweg.
Tüten mit einer Wandstärke ab 50 Mikrometer sind als Mehrwegware erlaubt
Die meisten Händler verweisen darauf, dass ihre Kunden Plastiktüten weiterhin wollten. Das berichtet ntv. Demnach erklären die Supermärkte, dass die Kunden die dickeren Tüten tatsächlich mehrfach nutzten. Alle Händler betonen, ihre Tüten bestünden in der Regel aus recyceltem Plastik.
Die Firmen weisen zudem darauf hin, dass die noch erhältlichen Plastiktüten nicht gratis seien. Beim Drogisten Müller kostet eine Plastiktüte 10 Cent, bei Netto Nord 25 Cent – damit sind die Plastiktüten wesentlich billiger als die Umweltfreundlichen Alternativen.
Deutsche Umwelthilfe fordert Gesetzesanpassung
Die Umwelthilfe fordert von Umweltministerin Steffi Lemke jetzt, dass Kunststoff-Tragetaschen nur noch in Mehrwegform angeboten werden dürften, so Geschäftsführerin Metz. Zweifelsfrei Mehrweg seien sie nur ab einer Wandstärke von mindestens 120 Mikrometern – also 0,12 Millimetern.
Hemdchenbeutel weiter erlaubt
Ganz von dem Verbot ausgenommen sind übrigens besonders dünne Plastiktüten zum Einpacken von Obst, Gemüse oder Fleisch. Diese sogenannten Hemdchenbeutel will die Bundesregierung vor allem aus hygienischen Gründen weiter erlauben. Zudem wird befürchtet, dass Händler im Falle eines Verbots viele bislang lose Artikel wieder in Plastikfolie vorverpackt anbieten würden.
Alternativen zu Plastiktüten
Durch die Ausnahmen für dicke und sehr dünne Tüten fallen unter das seit Januar geltende Verbot allerdings nur 1,5 Milliarden der zuletzt noch 4,7 Milliarden in Deutschland verbrauchten Tüten pro Jahr. Die Umwelthilfe forderte noch mehr Verbraucherinnen und Verbraucher dazu auf, mit wiederverwendbaren Tragetaschen, Körben, Netzen oder Rucksäcken einkaufen zu gehen. Einwegtaschen aus Papier hält sie dagegen wegen ihrer miesen Ökobilanz für keine gute Alternative.