Heirat: Wahl des Nachnamens kann der Karriere schaden
Die Namenswahl bei der Heirat bestimmt, wie Männer beruflich wahrgenommen werden. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse einer Studie für euch zusammengefasst.
Vorurteile und Stereotype prägen unsere Wahrnehmung und beeinflussen, oft unbewusst, unser Denken. Die Vermächtnisstudie unter der Leitung von Professorin Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und der ZEIT zeigt, dass selbst scheinbar unwichtige Aspekte, wie die Namenswahl nach der heterosexuellen Heirat, erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung haben können.
Diese Auswirkung hat die Wahl des Nachnamens
Die vierte Auflage der Vermächtnisstudie beleuchtet die Auswirkungen der Namenswahl nach der Heirat, insbesondere bei Männern. Überraschenderweise ergab die Studie, dass Männer, die den Nachnamen ihrer Partnerin annehmen, als weniger berufsorientiert wahrgenommen werden als jene, die ihren Namen behalten. Damit zeigt sich, dass das Brechen mit konventionellen Normen im Berufsleben zu Benachteiligungen führen kann. Wenn die Partnerin nach der Heirat den Nachnamen des Mannes annimmt, wird ihm eine besonders hohe Berufsorientierung zugeschrieben. Somit wird deutlich, dass private Entscheidungen im Arbeitskontext eine bedeutende Rolle spielen, obwohl sie eigentlich als irrelevant betrachtet werden sollten.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Die Studie zeigt, dass bei Frauen keine signifikanten Unterschiede in der Wahrnehmung der Berufsorientierung festgestellt wurden, unabhängig davon, welchen Namen sie gewählt hatten. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie stark stereotype Denkmuster soziale Interaktionen beeinflussen. Private Entscheidungen, die eigentlich als persönliche Angelegenheit gelten sollten, spielen eine unerwartet wichtige Rolle im Berufsleben und beeinflussen die Wahrnehmung der Berufsorientierung.
Weitere Ergebnisse der Studie
Warum verbringen Väter weniger Zeit mit ihren Kindern?
Die Studie zeigt auch, dass finanzielle Gründe das Haupthindernis für Väter sind, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Sowohl Männer als auch Frauen sehen in diesem Aspekt die größte Hürde. An zweiter Stelle werden Hürden in der Arbeitswelt genannt, wobei der "Druck vom Arbeitgeber" von vielen Männern als Grund angegeben wird, warum sie nicht mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Weniger als die Hälfte der Männer und Frauen betrachtet den Druck seitens der Kollegen als Hindernis. Interessanterweise wird fehlender Mut der Väter als ein bedeutendes Hindernis identifiziert. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sieht den mangelnden Mut als Ursache dafür, dass Väter in Deutschland nicht genügend Zeit mit ihren Kindern verbringen. Die Vermächtnisstudie zeigt auch, dass vorherrschende Rollenbilder, Egoismus und Desinteresse der Väter als weitere wichtige Hindernisse wahrgenommen werden.
Welche Konsequenzen hat die Elternzeit für den Beruf?
Die Studie hebt hervor, dass normative Erwartungen in der Arbeitswelt eine maßgebliche Hürde für ein stärkeres väterliches Engagement bei der Betreuung und Erziehung von Kindern darstellen. Etwa die Hälfte der Befragten erwartet negative Karriereauswirkungen für Väter, die eine zwölfmonatige Elternzeit in Anspruch nehmen. Für Mütter, die üblicherweise 12 Monate Elternzeit nehmen, wird von rund 30 Prozent erwartet, dass dies negative Auswirkungen auf ihr berufliches Fortkommen hat.
Wie ist die Arbeitsverteilung von Mutter und Vater?
Die Vermächtnisstudie 2023 wirft ebenso einen neuen Blick auf die unsichtbare, nicht in Stunden messbare kognitive Arbeit, auch als "Mental Load" bekannt. Frauen werden als die Managerinnen der Familienunternehmen in Deutschland betrachtet, während Männer sich häufiger auf nicht täglich anfallende Aufgaben konzentrieren. Die Erkenntnisse zeigen, dass Frauen die Last der "unsichtbaren Arbeit" stärker tragen als Männer.
Wie können Familie und Beruf vereinbart werden?
Überraschend zeigt die Studie, dass es trotz der unterschiedlichen Belastung durch Hausarbeit und Organisation von Dingen im Haushalt nur geringe Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, wenn es um die Präferenz für den "idealen" Job geht. Frauen und Männer bevorzugen eher familienfreundliche Jobs, unabhängig davon, ob sie Kinder haben oder nicht.