Ist Sportlichkeit genetisch bedingt?
Genetik oder Training – was bestimmt eure Laufleistung? Erforscht die Rolle der DNA im Laufsport und wie ihr eure Geschwindigkeit und Ausdauer jenseits genetischer Grenzen steigern könnt.
Ihr fragt euch, ob ihr zum Laufen geboren seid? Ob einige von euch einfach schneller sind als andere und ob das wirklich in den Genen liegt? Ihr seid nicht allein mit diesen Fragen. Laufen ist eine der beliebtesten Sportarten weltweit, und die Zahl der Marathonläufer und Parkrun-Teilnehmer steigt stetig. Doch was macht den Unterschied aus zwischen denen, die scheinbar mühelos über die Pisten fliegen, und denen, die um jeden Meter kämpfen müssen?
Ist sportliches Talent vererbbar?
Die Antwort könnte tief in eurer DNA versteckt sein. Wissenschaftler erforschen seit über zwei Jahrzehnten die Existenz eines "Geschwindigkeitsgens" und finden zunehmend Hinweise darauf, dass eure genetische Ausstattung einen starken Einfluss auf eure sportliche Leistung haben kann. Mehr als 200 genetische Variationen können die sportliche Leistung beeinflussen, und mindestens 20 davon könnten dazu beitragen, dass jemand ein Eliteathlet wird. Doch diese allein machen noch keinen Athleten aus. Es ist die Kombination aus den richtigen Genen, dem passenden Training und einer Vielzahl anderer Umweltfaktoren, die einigen von euch einen Vorteil verschaffen können.
Warum sind manche Menschen sportlicher als andere?
Das sogenannte Geschwindigkeitsgen, ACTN3, kodiert für Alpha-Aktinin-3, ein Protein, das nur in schnell zuckenden Muskelfasern exprimiert wird. Diese sind besonders bei Elite-Kraftsportlern wie Gewichthebern und Sprintern reichlich vorhanden. Aber auch die langsamen Muskelfasern, die bei Ausdauersportlern wie Langstreckenläufern und Radfahrern vorherrschen, spielen eine wichtige Rolle.
Genetik und Training: Eine starke Kombination
Forscher der Universität Essex in Großbritannien haben die Untersuchungen zur Rolle der Gene im Sport weiter vorangetrieben. Sie analysierten die DNA von 45 britischen Männern und Frauen und entdeckten 19 spezifische Gene, die immer wieder auftauchten und alle mit einer Art Fitnessvariable in Verbindung standen. Diese Gene sind nicht neu, aber ihre Verknüpfung in dieser Studie ist ein Durchbruch
Wie ihr eure genetischen Grenzen überwinden könnt
Doch was bedeutet das für euch? Es zeigt, dass Training und Genetik Hand in Hand gehen. Die Weltrekorde im Laufen haben sich seit den ersten modernen Olympischen Spielen dramatisch verbessert, angetrieben durch Fortschritte in der Trainingsmethodik, verbesserte Laufuntergründe und Schuhwerk. Experten sagen, dass ihr mit Training möglicherweise sogar eure Muskelfasern von langsam- zu schnellzuckenden umwandeln könnt. Es gibt also Hoffnung für diejenigen unter euch, die sich in Sachen Geschwindigkeit herausgefordert fühlen.
Tipps von den Profis
Steffi Colyer, eine Expertin für Biomechanik an der Universität Bath, erklärt, dass schnelles Laufen eigentlich ganz einfach ist: Ihr müsst nur in der Lage sein, große Kräfte in Bezug auf euer eigenes Körpergewicht schnell auf den Boden zu übertragen. Die mechanischen Anforderungen des Sprints ändern sich jedoch, je weiter ihr kommt. Es ist eine Kombination aus Kraft, Leistung und Technik.
Laufen für die Gesundheit
Für diejenigen unter euch, die nicht mit einer natürlichen Schnelligkeit gesegnet sind, gibt es dennoch Hoffnung. Laufen ist gut für Herz und Knochen, kann die psychische Gesundheit verbessern und sogar das Leben verlängern. Langsames Laufen könnte sogar vorteilhafter sein als schnelles, da es das Verletzungsrisiko reduziert und eure VO2-Max sowie letztendlich eure Geschwindigkeit steigern kann.
Training zahlt sich aus
Ciara Mageean, eine erfolgreiche Mittelstreckenläuferin, betont die Bedeutung des Trainings und der Disziplin, selbst für diejenigen, die nicht mit den "perfekten" Genen gesegnet sind. Sie zollt denen Respekt, die vielleicht nicht so viel Glück mit ihren angeborenen Fähigkeiten hatten, aber dennoch alles geben, um das Beste aus sich herauszuholen.
Letztendlich könnt ihr euer genetisches Potenzial nur ausschöpfen, wenn ihr es versucht. Also, wer von euch ist bereit für einen Sprint?