Im Schlaf das Gehirn trainieren: Die Atmung macht den Unterschied
Die Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigt, dass eine regelmäßige Atmung während des Schlafs entscheidend für die Gedächtnisbildung ist, da sie die Hirnaktivität und die Verarbeitung von Erinnerungen beeinflusst, was neue Ansätze zur Verbesserung der Gedächtnisfunktion, insbesondere bei älteren Menschen mit Atemstörungen, eröffnen könnte.
Haben euch auch eure Eltern immer gesagt, dass ihr gut schlafen sollt bevor ihr eine Prüfung in der Schule habt? Tatsächlich gehört zum lernen ein guter Schlaf dazu und die Ludwig Maximilian Universität in München hat genauer untersucht, welche große Rolle unsere Atmung im Schlaf bei der Verarbeitung von Gelerntem spielt.
Was passiert mit der Atmung im Schlaf?
Bekanntlich wird die Atmung bei einem friedlichen Schlaf ruhig und beständiger. Kompliziert ausgedrückt bleibt die Atemfrequent gleich, während das Atemzugvolumen absinkt. Dadurch wird das Atemminutenvolumen weniger. Wichtig ist, dass der Atem in der Nacht den Takt vorgibt. Dieser Rhythmus spiegelt sich im Gehirn dadurch wieder, dass Ereignisse, Fakten und Begebenheit spontan gedanklich nochmal besucht werden. Wie auf einer Videokassette zurück gespult.
Atemübung für besseren Schlaf
Sich in einen ruhigen, gleichmäßigen Schlaf zu begeben ist gar nicht so einfach. Mit dieser Übung könnt ihr euch, besonders nach einem stressigen Tag, etwas beruhigen und sanft in den Schlaf atmen:
- Die 4-7-8 Atmung
- Kann im Liegen oder im Sitzen angewandt werden
- Zungenspitze am oberen Gaumen, direkt hinter den Schneidezähnen
- Vier Sekunden einatmen
- Sieben Sekunden Atem anhalten
- Acht Sekunden ausatmen
Diese Übung könnt ihr viermal wiederholen und merkt dann sicher eine gewisse neue Ruhe. Besonders im Yoga werden solche Atemübungen gerne verwendet um den Kopf komplett frei von Gedanken zu bekommen und nur auf den Körper zu richten.
Atemübung und Gehirnaktivitäten
Der Zusammenhang zwischen Atemtakt und Gehirnaktivitäten wurde wissenschaftlich untersucht indem zwanzig Studienteilnehmer im Rahmen von zwei Sitzungen 120 Bilder vorgezeigt bekamen. Die Bilder hingen mit gewissen Wörtern zusammen. Anschließend mussten sich die Probanden für zwei Stunden schlafen legen um danach abgefragt zu werden. Sowohl während Schlaf als auch Lernzeit wurden Hirnaktivität und auch Atmung unter die Lupe genommen. Interessant waren Erkenntnisse im Bezug der verschiedenen Alterstypen:
- Da die Atemfrequenz sich im Alter verändert, wurde festgestellt, dass die Atmung der zentrale Taktgeber für die Hirn-Schwingungen ist
- Die Atemfrequenz hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie gut Erinnerungen im Schlaf wieder aufgearbeitet werden
Unsere Ergebnisse zeigen, dass unsere Atmung und das Auftreten der charakteristischen Oszillations- und Spindelmuster in einer direkten Beziehung zueinanderstehen. Andere Studien haben zwar bereits einen Zusammenhang von Atmung und Kognition während der Wachphase gezeigt. Unsere Arbeit macht nun deutlich, dass Atmung auch für die Erinnerungsverarbeitung während des Schlafs wichtig ist.
Thomas Schreiner, Neuropsychologe der Ludwig-Maximilians-Universität München
Wichtig vor allem im Alter
Diese Entdeckungen sind besonders in der Forschung rund um das Alter wichtig. Vor allem bei Senioren kommt es vor, dass der Schlaf durch Atemstörungen unterbrochen wird. Mit dem Wissen, wie wichtig der Atem für Gedächtnisaufbau ist, könnte in Zukunft stärker gegen die Vergesslichkeit im Alter gearbeitet werden.