Plastik oder echt bayerischer Baum? Welcher Christbaum ist besser für die Umwelt?
Die Adventszeit in Bayern bedeutet für viele Familien die Suche nach dem perfekten Christbaum - oder das Aufstellen des Plastikbaums aus dem Keller. Doch ist der Kunststoffbaum oder der echte Nadelbaum besser für Klima und Umwelt? Das haben wir für euch herausgefunden.
Bald ist Weihnachten und damit die Zeit der Christbäume. Hier stellt sich die Frage nach dem richtigen Weihnachtsbaum: Simon Nappenbach aus unserer ANTENNE BAYERN Service-Redaktion hat auch nochmal genau nachgefragt. Was ist denn jetzt wirklich besser? Plastik oder der klassische echte Baum?
Echt oder Plastik?
Die Umweltverbände und Experten sind sich einig: lieber eine echte Tanne nehmen! Es gibt unterschiedliche Berechnungen, wie lange wir einen Kunstbaum verwenden müssen bis die Umweltbilanz besser ist als beim Echten. Es sind mindestens zehn Jahre. Die Erfahrung zeigt aber: meistens wird er deutlich früher entsorgt. Plastikmüll haben wir mehr als genug, die Dinger kommen meistens aus Fernost, haben lange Transportwege und schon die Herstellung ist schlecht fürs Klima.
Kann man den Baum danach im Garten einpflanzen?
Die Umweltorganisation Robin Wood sagt: bitte unterscheiden! Ist der Baum im Topf gewachsen oder da reingepresst? Die Reingepressten gibt's in vielen Baumärkten. Da sind die Wurzeln im wörtlichen Sinn 'im Eimer', da wächst nichts mehr an. Bei im Topf gewachsenen kann´s klappen mit dem Wiedereinpflanzen. Wenn ihr es weniger aufwendig wollt: am Besten einen Baum mit Bio-Auszeichnung kaufen. Für den wurde keine Chemie eingesetzt. Oder einfach beim Förster in der Nähe nachfragen. Viele bauen Christbäume an in Bioqualität, auch wenn sie kein offizielles Siegel haben.
Wo wachsen Weihnachtsbäume?
Von den rund 25 bis 30 Millionen hierzulande verkauften Exemplaren kommen dem Naturschutzbund Nabu zufolge gut 90 Prozent aus Deutschland. Der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger registriert eine starke Nachfrage nach regionalen Gewächsen.
Es wird oft gefragt, woher kommt der Baum?
Geschäftsführer des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger, Martin Rometsch
Die übrigen zehn Prozent der Bäume werden meist aus Dänemark, Ungarn, Österreich, Polen und Tschechien importiert, wie die Waldschutzorganisation Robin Wood angibt.
Wo werden Weihnachtsbäume angebaut?
Die meisten Weihnachtsbäume kommen nicht aus dem Wald, sondern wachsen auf landwirtschaftlichen Flächen, wie Christoph Rullmann, Bundesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, erklärt. Viele Landwirte bauten sie zum Beispiel im Nebenerwerb an. Genaue Angaben zur Fläche erheben die Weihnachtsbaumerzeuger nicht.
Das liegt daran, dass Weihnachtsbaumkulturen keine landwirtschaftlichen Kulturen sind.
Martin Rometsch
Weil es keine finanzielle Förderung dafür gebe, werde die Fläche auch nicht genau erfasst. Die Bäume stehen etwa zehn Jahre im Freien, bis sie gefällt werden und als Weihnachtsdekoration zum Einsatz kommen.
Eine Plastik-Variante kann mehrmals genutzt werden
Echte Weihnachtsbäume kommen meist aus Deutschland, Plastikbäume hingegen oft aus Asien, sagt Christoph Rullmann. Sie haben lange Transportwege. Dazu kommt:
Die Produktionsbedingungen wie soziale Aspekte und der Umweltschutz sind da häufig problematisch.
Martin Rometsch
Bei der Entsorgung punktet klar Mutter Natur:
Der Plastikbaum landet früher oder später im Plastikmüll, der echte Baum kann hingegen zu Humus verarbeitet werden.
Markus Werz vom Öko-Institut in Freiburg
Auch Stefan Adler hält Kunststoff, der die Umwelt belastet, für keine gute Lösung. Er rät zu natürlichen Produkten, die sich dem Kreislauf wieder zurückführen lassen. Der Nabu empfiehlt Weihnachtsbäume, die auf Sonderstandorten, wie zum Beispiel unter Stromtrassen, gezogen werden.
Ist Plastik die bessere Wahl?
Damit euer künstlicher Weihnachtsbaum eine bessere CO2-Bilanz als ein echter Baum hätte, der verbrannt wird, müsstet ihr ihn zehn Jahre lang benutzen, so greenpetfood.de.
Die Entsorgung der Plastiktanne lässt darüber hinaus den Müllberg wachsen. Eine Plastiktanne ist also nicht wirklich eine nachhaltige Alternative zum echten Weihnachtsbaum.
greenpetfood.de
Ökobilanz eines klassischen Weihnachtsbaums
Klassische Weihnachtsbäume aus Holz gelten als klimaneutral. Sie wachsen meist sieben bis zehn Jahre und speichern dabei reichlich CO2. Allerdings gibt es beim Weihnachtsbaum aus Holz große Unterschiede. So stammen laut der Umweltorganisation Robin Wood nur etwa 15 Prozent aus Waldbetrieben. Der Großteil stammt aus Plantagen, auf denen Kunstdünger und Pestizide verwendet werden und von denen lange Transwortwege nötig sind.
Viele Weihnachtsbäume mit Pestiziden belastet
Damit ist aber noch keineswegs klar, was sich so alles unter Rinde und Tannengrün verbirgt. Der BUND hat deshalb vor zwei Jahren Weihnachtsbäume untersuchen lassen: Bei rund zwei Dritteln der Bäume wurden Pestizide gefunden.
Unser Test zeigt: Beim Anbau von Weihnachtsbäumen in Plantagen werden in großem Umfang Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt.
BUND-Expertin Corinna Hölzel
Auch Glyphosat in Weihnachtsbäumen
Mit sieben Funden unter den 23 getesteten Bäumen wurde sehr häufig das Insektenbekämpfungsmittel lambda-Cyhalothrin nachgewiesen. Es gilt als das schädlichste zurzeit in der EU zugelassene Pestizid.
Es schädigt unter anderem Nervenzellen und das Hormonsystem, ist hoch giftig für Bienen und Wasserlebewesen und reichert sich auch in anderen Lebewesen an.
Ökotest
In zwei der getesteten Weihnachtsbäumen wurde das umstrittene Totalherbizid Glyphosat nachgewiesen.
Die Gifte gelangen in Böden und Gewässer, sie töten und schädigen Bienen und andere Insekten und zerstören Lebensräume von Nützlingen. Vier der gefundenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Bienen.
BUND-Pestizidexpertin
Welche Möglichkeiten gibt es?
Der Tipp der Umweltschutzorganisation lautet:
Umweltfreundlicher ist es, sich für eine heimische Fichte, Kiefer oder Weißtanne als Weihnachtsbaum zu entscheiden, die aus einer Öko-Weihnachtsbaum-Plantage oder aus dem Wald stammt.
Der Bund
Was für den biologischen Baum spricht und wo es welche in eurer Region gibt, könnt ihr hier nachlesen:
Eine andere Möglichkeit stellen regionale Bäume dar. Diese Forstbetriebe baumen heimische Christbäume auf sogenannten Sonderflächen unter Trassen für Hochspannungsleitungen an. Die Bäume haben dann nur kurze Transportwege. Hier könnt ihr nachsehen, wo ihr euren eigenen Baum schlagen könnt: