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Mietstreit gipfelt in Schüssen - Zwei Tote in Esslingen

In der Esslinger Altstadt fallen am Morgen Schüsse, kurz darauf gibt es ein Feuer. Die Polizei geht davon aus, dass ein Streit um eine Mietwohnung eskaliert ist - mit tödlichen Folgen.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Tote in Esslingen Andreas Rosar/dpa

Esslingen (dpa) - Der Notruf geht kurz nach 7.00 Uhr ein. Nachbarn hören einen Streit, Knallgeräusche, dann brennt es in der Esslinger Altstadt. Dort spielen sich am Morgen dramatische Szenen ab: Eine junge Frau rettet sich mit einem Sprung aus dem Fenster und kommt schwer verletzt ins Krankenhaus. Den 76 Jahre alten Eigentümer des Hauses rettet die Feuerwehr mit einer Drehleiter von einem Balkon des brennenden Gebäudes. Spezialkräfte der Polizei durchsuchen das Haus.

Mieter soll Sohn des Vermieters getötet haben

Innen machen die Einsatzkräfte dann eine grausige Entdeckung: Zwei Männer sind tot - der 31-jährige Sohn des Hauseigentümers und ein ebenfalls in dem Gebäude wohnender 61 Jahre alter Mieter. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei sind vermutlich Mietstreitigkeiten eskaliert. Der Mietvertrag des 61-Jährigen sei bereits seit längerem vom Vermieter gekündigt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Nachmittag mit. Die Zwangsräumung der Wohnung habe wohl für den Folgetag angestanden.

In diesem Zusammenhang soll es schon mehrfach zu Streitigkeiten zwischen Mieter und Vermieter gekommen sein. Die beiden Toten sowie die verletzte 32-Jährige und der Eigentümer wohnten laut Polizei alle in dem Mehrfamilienhaus am Rande der Esslinger Altstadt. «Nach derzeit vorliegenden Erkenntnissen besteht der Verdacht, dass der Mieter für den Brand in dem Gebäude und für den Tod des 31-Jährigen verantwortlich ist und danach sich selbst tötete», heißt es von der Polizei. 

Beide Männer kamen mutmaßlich durch Schüsse ums Leben, laut Polizei wiesen sie Schussverletzungen auf. Die möglichen Tatwaffen seien gefunden und sichergestellt worden. Beide Toten sollen nun obduziert werden. Die letztendliche Klarheit zur Todesursache müsse die Obduktion der beiden Leichen bringen.

Anwohner vor Rauchgasen gewarnt

Das Haus, in dem es im Dachgeschoss brannte, sowie vorsorglich ein Nachbargebäude wurden geräumt. Die Löscharbeiten der Feuerwehr dauerten bis zum Nachmittag an. Anwohner wurden unter anderem über die Notfall-App Katwarn vor Rauchgasen gewarnt - sie sollten Fenster und Türen geschlossen halten. Über der Innenstadt der knapp 100.000-Einwohner-Stadt östlich von Stuttgart lag beißender Rauchgeruch. Ein Ausbreiten des Feuers auf Nachbargebäude kann die Feuerwehr in der eng bebauten Altstadt immerhin zunächst verhindern.

Anwohner hört «Explosionen»

«Ich habe geschlafen, dann habe ich vier Explosionen gehört», sagte ein Nachbar einem dpa-Reporter. Er sei im Anschluss auf die Straße gegangen und habe eine Rauchwolke gesehen. Die Polizei sprach von «Knallgeräuschen». Entschärfer des Landeskriminalamtes sowie ein Spezialeinsatzkommando waren deshalb an dem Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr beteiligt. 

Die Straße rund um den Brandort war seit dem frühen Morgen weiträumig abgesperrt. Ein Hubschrauber dokumentierte den Einsatz von oben und unterstützte die Feuerwehr mit Hinweisen fürs Löschen. Die Löscharbeiten in der Altstadt gestalteten sich nach Angaben von Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) schwierig. Es waren demnach knapp 100 Feuerwehrleute im Einsatz. 

Gefahr für die Bevölkerung bestand jedoch nicht, teilte die Polizei mit. «Die Lage vor Ort ist unter Kontrolle», hieß es. Betroffene würden vom Rettungsdienst und Mitarbeitern der psychosozialen Notfallversorgung betreut. Die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen auf.

Oberbürgermeister: «Schwierige Situation für unsere Stadt»

«Das ist wieder eine schwierige Situation für unsere Stadt», sagte Oberbürgermeister Klopfer. Erst im Oktober hatte es einen tragischen Unfall in der Stadt am Neckar gegeben: Damals war ein Autofahrer auf einen Gehweg geraten und hatte dort mit seinem Wagen eine 39-Jährige und ihre drei und sechs Jahre alten Söhne erfasst. Die drei starben noch an der Unfallstelle.

© dpa-infocom, dpa:241114-930-288400/8