Trump will Staatsapparat umkrempeln und auf Linie bringen
Verschiedene Anordnungen, die Trump gleich zu Beginn seiner Amtszeit unterzeichnet, kommen bürokratisch und trocken daher. Doch einige unscheinbar anmutende Beschlüsse haben es in sich.
Washington (dpa) - US-Präsident Donald Trump treibt in den ersten Tagen seiner neuen Amtszeit Pläne voran, um den Staatsapparat umzukrempeln und ganz auf seine Linie zu bringen. Trump unterzeichnete dazu direkt zum Start verschiedene Anordnungen. Darunter ist ein Dekret, wonach Bundesbedienstete in großer Zahl künftig als «politische» Mitarbeiter eingestuft - und somit einfacher gefeuert werden können. Trump will seine Optionen ausweiten, Stellen im Staatsapparat mit Personen zu besetzen, die seine Politik loyal vertreten, und er macht davon bereits Gebrauch, um unliebsame Bundesangestellte loszuwerden. Dagegen gibt es juristischen Widerstand.
Das System wird auf den Kopf gestellt
Die Bediensteten in Ministerien und Behörden seien bislang in der großen Mehrheit neutrale und unparteiische Beamte, deren Jobs besonders geschützt seien, erklärt der Rechtsprofessor an der Georgetown Universität in Washington, Dave Rapallo. Nur eine kleine Zahl hochrangiger Posten sei bisher «politisch» besetzt - also mit Personen, die an den jeweiligen Präsidenten und dessen politische Agenda gebunden seien. Trump beabsichtige jedoch, «das auf den Kopf zu stellen, sodass die Mehrheit der Mitarbeiter in diese politische Kategorie fällt», sagt Rapallo. Sie könnten dann einfacher entlassen werden.
Wie viele Bundesbedienstete davon betroffen sein könnten, ist noch unklar. Es könnten Zehntausende sein. In der Anordnung, die Trump unterzeichnete, hieß es, in den vergangenen Jahren habe es zahlreiche und gut dokumentierte Fälle gegeben, «in denen sich Bundesbedienstete der Politik und den Weisungen ihrer Führungskräfte widersetzten und diese unterliefen». Es sei daher nötig, die «Rechenschaftspflicht» im öffentlichen Dienst wiederherzustellen.
Trump hatte einen solchen Vorstoß bereits zum Ende seiner ersten Amtszeit gemacht - er kam jedoch nicht mehr richtig zur Anwendung und wurde von seinem Nachfolger, dem Demokraten Joe Biden, schnell wieder gestoppt. Diesmal geht Trump die Änderung deshalb gleich zu Beginn seiner Amtszeit an.
Unliebsame Mitarbeiter müssen gehen
Die «Washington Post» und andere US-Medien berichteten, Trumps Team habe bereits kurz nach dem Amtsantritt etwa 160 Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates kurzerhand kaltgestellt. Bevor sie weiter arbeiten könnten, sollten sie einzeln überprüft werden, um sicherzustellen, dass sich alle für die Umsetzung von Trumps «America first»-Agenda einsetzten. Medienberichten zufolge hatten Trumps Berater bereits vor der Vereidigung des Präsidenten hochrangige Karrierediplomaten im Außenressort aufgefordert, aus dem Ministerium auszuscheiden.
Dass ranghohe Mitarbeiter in Ministerien und Behörden bei einem politischen Machtwechsel ausgetauscht werden, ist normal und üblich. Trump beschränkt sich jedoch nicht auf hochrangige Posten, sondern geht das Ganze in viel größerem Ausmaß an - eben durch die neue Klassifizierung von Bundesbediensteten. Eine große Gewerkschaft, die Mitarbeiter in verschiedenen Ministerien und Behörden vertritt, reichte dagegen Klage ein.
Mit Diversität ist Schluss
Trumps Regierung beurlaubte außerdem die Diversitätsbeauftragten bei den Bundesbehörden und will deren Stellen im nächsten Schritt ganz abschaffen. Deren Arbeit sollte bislang dafür sorgen, dass etwa Menschen verschiedener Herkunft, verschiedenen Geschlechts oder mit Behinderungen gleiche Chancen am Arbeitsplatz bekommen. Solche Initiativen stehen schon seit Jahren unter heftiger Kritik aus Trumps Republikanischer Partei.
Der neue Präsident hat auch angeordnet, dass Angestellte des Bundes ins Büro zurückkehren sollen. Und er hat einen weitreichenden «Einstellungsstopp» für den Bund verfügt - mit Ausnahme des Militärs und anderer zentraler Einrichtungen. Trump sagte, es gehe darum, «sicherzustellen, dass wir nur kompetente Leute einstellen, die der amerikanischen Öffentlichkeit treu sind».
«Bedrohungen für das demokratische System»
«Obwohl er die Kontrolle über die Exekutive hat, plant er eindeutig eine noch größere Kontrolle über die gesamte Bundesregierung», sagt Rapallo, der in der Vergangenheit für die Demokraten im Parlament und der Regierung arbeitete. Trump hat seine zweite Amtszeit auf verschiedenen Ebenen mit neuer politischer Stärke angetreten: Unter anderem haben die Republikaner das Sagen in beiden Parlamentskammern und sind ganz auf Trumps Linie, und auch in der Justiz hat Trump einen Supreme Court im Rücken, der wegen seiner Nachbesetzungen weit nach rechts gerückt und ihm wohlgesonnen ist.
Wenn die drei Staatsgewalten so aufgestellt seien, dann sei deren gegenseitige Kontrolle am schwächsten, mahnt Rapallo. «Das wird noch dadurch verschlimmert, dass so viele Leute in diesen Zweigen nicht ihre institutionellen Interessen im Auge haben, sondern ihre Partei an die erste Stelle setzen», beklagt er. «Ich bin sehr besorgt über die Bedrohungen für unser demokratisches System.»