Stark bewaffnete Sekte in Spanien ausgehoben
Als selbsterklärter «Messias» soll ein Mann im Westen Spaniens Dutzende um Hab und Gut betrogen haben. Schlimmer noch: Er soll auch eine Art Krieg gegen «Ungläubige» erwogen haben.
Madrid (dpa) - Die Polizei hat in Spanien eine sektenartige und stark bewaffnete Vereinigung ausgehoben. Drei Menschen seien festgenommen worden, gegen acht weitere Personen werde ebenfalls unter anderem wegen organisierter Kriminalität, Betrug, Nötigung und Körperverletzung ermittelt, teilte die Polizeieinheit Guardia Civil mit. Die Bande mit Sitz in der Provinz Cáceres im Westen des Landes unweit der Grenze zu Portugal habe zahlreiche Kriegs- und andere Waffen sowie Munition im Wert von mindestens 73.000 Euro gehortet.
Die Guardia Civil (Zivilgarde) identifizierte bereits nach eigenen Angaben mehr als hundert Opfer, die um insgesamt mindestens eine Million Euro betrogen worden seien. Die Opfer seien vom Hauptanführer dazu gebracht worden, ihr Vermögen zu verkaufen und den Erlös an die Vereinigung zu spenden. «Ein großer Teil der Einnahmen wurde in Waffen investiert», hieß es. Man vermute viel mehr Opfer, die sich bisher wohl aus Angst nicht gemeldet hätten.
Mehr als 80 Waffen, Schalldämpfer für Langwaffen und 7.600 Metallpatronen unterschiedlichen Kalibers seien konfisziert worden. In verschiedenen Wohnungen seien außerdem hohe Bargeldbeträge, Mobiltelefone, Tablets und Computer gefunden und sichergestellt worden. Man habe auch zahlreiche Bankkonten gesperrt, hieß es.
Der «Messias» will täglich mit Jesus gesprochen haben
Spanische Medien berichteten unter Berufung auf die Ermittler, der Sektenführer habe sich als «Messias» bezeichnet, der «täglich mit Jesus gesprochen» habe. Der Mann, der auch Bücher geschrieben und Vorträge gehalten habe, sei im Januar, als die Ermittlungen bereits eingeleitet worden seien, einem Herzinfarkt erlegen. Die Witwe habe die Aktivitäten der Vereinigung weitergeführt, berichtete unter anderem die Zeitung «ABC». Sie sei eine der drei festgenommenen Personen.
Die Vereinigung «Ahora estás en casa» (Jetzt bist du zu Hause) kontaktierte ihre Opfer den Berichten zufolge unter anderem über soziale Netzwerke. «Die religiöse Botschaft wurde von einem Aufruf zur Selbstverteidigung begleitet», schrieb «ABC». «Wir müssen vorbereitet und bewaffnet sein, denn wir senden eine Botschaft, die die Kirche nicht will und die Welt nicht will. Die Mächtigen könnten über uns herfallen», habe der Chef seinen Anhängern eingebläut. Er habe erwogen, sich mit Anhängern zu «verbarrikadieren».
Die Vereinigung gab derweil im Netz die «vorläufige Einstellung» ihrer Aktivitäten bekannt. Zu den Vorwürfen der Behörden gab sie im Kommuniqué keine Stellungnahme ab. «Wir bleiben geeint und tragen zur Aufklärung aller Ereignisse bei», hieß es.