Solinger Vierfachmord: Angeklagter «hochgefährlich»
Der geständige Brandstifter und Macheten-Angreifer von Solingen ist aus Sicht des psychiatrischen Gutachters ein Fall für die Sicherungsverwahrung.


Wuppertal (dpa) - Der mutmaßliche Vierfachmörder von Solingen ist aus Sicht des psychiatrischen Gutachters hochgefährlich und ein Fall für die Sicherungsverwahrung. Der 40-Jährige sei ein langjähriger Drogenkonsument, berichtete Professor Pedro Faustmann dem Wuppertaler Landgericht. Er habe mehrfach Entgiftungstherapien durchlaufen, aber zuletzt dennoch große Mengen von Amphetaminen konsumiert. Wegen des Gewöhnungseffekts habe man ihm das im Alltag aber nicht angemerkt.
Der mutmaßliche Mörder und Brandstifter hat bereits umfassend gestanden. Bei dem von ihm entfachten tödlichen Feuer am 25. März vergangenen Jahres starb in Solingen eine bulgarische Familie im Dachgeschoss - die 28 und 29 Jahre alten Eltern und ihre beiden Töchter im Alter von drei Jahren sowie wenigen Monaten. Als Motiv gab der Angeklagte «Stress mit der Vermieterin» an. Ihm war wegen Mietrückständen gekündigt worden.
«Zerstörung von Orten» seiner Vergangenheit
Die Brandstiftungen hätten weniger den betroffenen Menschen gegolten, sondern seien eher eine «Zerstörung von Orten» seiner Vergangenheit, sagte der Psychiater. Der Solinger habe die Brandstiftungen mit viel Energie und großem Aufwand vorbereitet, die Brandsätze sehr penibel hergestellt.
«Es geht um ihn selbst, um seine Selbststabilisierung», erläuterte der Psychiater vor Gericht. Dies sei «in hohem Maße gefährlich». Die Kriterien für eine Sicherungsverwahrung seien erfüllt.
Unzufriedenheit mit sich selbst
Ausbildungen habe der Angeklagte abgebrochen und die vergangenen Jahre nicht gearbeitet. Seine Unzufriedenheit mit sich selbst habe er an Spielautomaten kompensiert. Bestimmte Dinge nehme er überempfindsam wahr. Er habe aber keine psychische Erkrankung feststellen können, sagte der Psychiater. Damit sei er voll schuldfähig sein, sagte sein Verteidiger.
Ein Bruch in seiner Biografie sei die Trennung seiner Eltern gewesen, die ihn als Grundschüler aus seiner vertrauten Umgebung in Solingen nach Mecklenburg-Vorpommern katapultiert habe, berichtete der Psychiater weiter. Dort sei er in die Drogenszene geraten.
Der deutsche Angeklagte hat neben mehreren Brandlegungen auch eine Macheten-Attacke gestanden, bei dem er einen Bekannten mit Hieben auf den Kopf lebensgefährlich verletzte. Der 40-Jährige muss sich in Wuppertal wegen vierfachen Mordes und Mordversuchen an bis zu 21 Menschen vor Gericht verantworten. Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt.