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Israel fiebert Freilassung von drei Geiseln entgegen

Trumps umstrittener Vorschlag zur Zukunft des Gazastreifens hatte Sorge um die fragile Waffenruhe ausgelöst. Doch jetzt sollen drei weitere Männer aus der Gewalt der islamistischen Hamas freikommen.

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Nahostkonflikt - Geiselübergabe Ilia Yefimovich/dpa

Tel Aviv/Gaza (dpa) - Trotz des umstrittenen Vorstoßes von US-Präsident Donald Trump zur Zukunft des Gazastreifens und der Vorwürfe über angeblich verzögerte Hilfslieferungen sollen an diesem Samstag drei weitere israelische Geiseln aus der Gewalt der Hamas freikommen. Dabei handelt es sich nach Angaben der islamistischen Organisation und des Forums der Angehörigen um drei Männer: Eli Scharabi (52), Or Levy (34) und Ohad Ben Ami (56), der Berichten zufolge auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Im Gegenzug soll Israel 183 inhaftierte Palästinenser freilassen.

Palästinensischen Medienberichten zufolge könnten die Geiseln an zwei verschiedenen Orten im Zentrum des Gazastreifens übergeben werden. Für medizinische Untersuchungen würden die Männer dann zunächst in zwei Kliniken in Tel Aviv gebracht, berichtete die Zeitung «The Times of Israel» unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. 

Die in Israel erhoffte Freilassung einer Mutter und ihrer beiden kleinen Kinder, die ebenfalls die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen sollen, verzögert sich damit weiter. Der Familienvater Jarden Bibas, ein Israeli mit zusätzlich argentinischer Staatsbürgerschaft, wurde bereits freigelassen. Das Schicksal der drei übrigen Familienmitglieder ist ungewiss: Die islamistische Hamas hatte vor langer Zeit mitgeteilt, sie seien bei israelischen Bombardements getötet worden. Israel bestätigte ihren Tod - anders als in anderen Fällen - nicht.

«Bringen Sie meine Familie zurück»

«Leider ist meine Familie noch nicht zu mir zurückgekehrt. Sie sind immer noch da. Mein Licht ist noch dort, und solange sie da sind, ist hier alles dunkel», schrieb Bibas in seiner ersten Stellungnahme seit seiner Freilassung auf der Nachrichtenplattform X. «Ministerpräsident Netanjahu, bringen Sie meine Familie zurück, bringen Sie meine Freunde zurück, bringen Sie alle zurück», appellierte er. 

Unterdessen bereitete sich die israelische Gefängnisverwaltung auf die Freilassung von 183 palästinensischen Häftlingen im Austausch gegen die Geiseln vor, wie das Armee-Radio berichtete. Darunter sind demnach auch 18 Terroristen, die eine lebenslange Haftstrafe verbüßen. 

Palästinensischen Häftlingen Video von Zerstörung in Gaza gezeigt

Den Häftlingen sei vor ihrer Freilassung ein dreiminütiges Video über das Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen gezeigt worden, berichteten israelische Medien. Der Clip solle den Palästinensern die hohen Kosten des Krieges vor Augen führen und abschreckend wirken. Viele Gefangenen hatten während ihrer Haft demnach nur wenig Zugang zu Medien. 

Zuletzt war die Sorge um den fragilen Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel und das Schicksal der Geiseln gewachsen. Mit seinem Vorschlag, den Gazastreifen zu «übernehmen», rund zwei Millionen Palästinenser umzusiedeln und die Region in eine «Riviera des Nahen Ostens» zu verwandeln, hatte US-Präsident Trump für viel Unruhe gesorgt. 

Trump: Kein Grund zur Eile in Gaza

Nun sagte er allerdings, er habe es mit der Umsetzung seines Plans nicht eilig. «Die Vereinigten Staaten würden es im Grunde als eine Immobilientransaktion betrachten, bei der wir ein Investor in diesem Teil der Welt sind. Und es gibt keine Eile, etwas zu tun», sagte er auf die Frage eines Journalisten nach einem Zeitplan im Weißen Haus. 

Die Hamas warf Israel vor, die im Rahmen des Gaza-Deals vereinbarten Hilfslieferungen von Zelten, Ausrüstung zur Trümmerbeseitigung und Treibstoff zu verzögern. Auch die eigentlich bereits für Montag angesetzten indirekten Verhandlungen über die zweite Phase der Waffenruhe waren ins Stocken geraten. Eine israelische Arbeitsdelegation aus Geheimdienstbeamten werde «sehr wahrscheinlich» am Samstag in die katarische Hauptstadt Doha reisen, zitierte die «The Times of Israel» eine Gewährsperson aus dem Umfeld von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. 

Noch 79 Geiseln im Gazastreifen festgehalten  

Mit der Übermittlung der Namensliste der freizulassenden Geiseln signalisierte die Hamas nun aber, dass sie an der Vereinbarung über eine Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen inhaftierte Palästinenser festhalten will. Derzeit werden israelischen Angaben zufolge noch 79 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. 35 von ihnen dürften jedoch vermutlich nicht mehr am Leben sein.

Während der ersten sechswöchigen Phase der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sollen 33 Gaza-Geiseln gegen 1.904 inhaftierte Palästinenser ausgetauscht werden. Bisher kamen bei vier Freilassungsaktionen 13 israelische Geiseln frei. Die Hamas ließ auch fünf Thailänder frei, was jedoch nicht Teil der Vereinbarung war. Im Gegenzug ließ Israel bisher 583 Palästinenser frei.

© dpa-infocom, dpa:250208-930-368815/1