FBI: Attentäter von New Orleans war Einzeltäter
Eine schwere Terrorattacke im Süden der USA schockt das Land. Nach und nach kommen neue Details an Licht. Und an ein paar Stellen revidiert die Polizei vorherige Angaben.
New Orleans/Washington (dpa) - Der Attentäter von New Orleans ist nach Angaben der Polizei ein Einzeltäter gewesen. Zum jetzigen Zeitpunkt gingen die Ermittler davon aus, dass der Mann namens Shamsud-Din J. alleine gehandelt habe, teilte die Bundespolizei FBI bei einer Pressekonferenz mit. Der mutmaßliche Islamist war in der Nacht zum Neujahrstag in der Stadt im Süden der USA mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren, hatte 14 Menschen getötet und war von der Polizei erschossen worden.
Das FBI hatte zunächst nach möglichen Komplizen gesucht und erklärt, man glaube nicht, dass der Täter «allein verantwortlich» gewesen sei. Das revidierte die Bundespolizei nun. Christopher Raia vom FBI in New Orleans sagte, Ermittler hätten Hunderte Menschen vernommen, soziale Medien durchkämmt und mehrere Telefone und Computer durchforstet. «Wir haben nun ein viel besseres Bild.» Nach dem aktuellen Ermittlungsstand bestehe keine weitere Gefahr für die Bevölkerung.
Die Bundespolizei korrigierte auch die Zahl der Todesopfer nach unten. Ursprünglich hatte das FBI von 15 Todesopfern gesprochen, die durch den Attentäter ihr Leben verloren hätten. Raia stellte nun klar, es seien 14 unschuldige Menschen durch die Attacke ums Leben gekommen. 35 weitere wurden verletzt.
Attentäter nutzte Sicherheitslücke aus
Der Täter war am Neujahrsmorgen wenige Stunden nach Mitternacht mit einem weißen Pick-up-Truck durch die Menge feiernder Passanten im auch bei Touristen beliebten Stadtteil French Quarter gerast. Er nutzte dabei eine Sicherheitslücke aus: Es fehlten einem Medienbericht zufolge Poller, die den Pick-up-Truck hätten aufhalten können. Die Poller sollten in Vorbereitung auf den Super Bowl, den New Orleans am 9. Februar ausrichtet, ausgetauscht werden. Der Mann habe ein Polizeiauto umfahren, das den Zugang stattdessen versperren sollte, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf Behördenangaben.
Das FBI stuft die Tat als Terrorakt ein. Der Täter war demnach ein Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Er war laut Polizei US-Staatsbürger und Ex-Soldat. Die «New York Times» berichtete, J. habe nach seinem Ausscheiden aus dem Militär Schwierigkeiten gehabt, sich im zivilen Leben zurechtzufinden. Während seiner militärischen Laufbahn sei er vor allem als IT-Spezialist tätig gewesen. Er habe von 2007 bis 2015 im US-Militär gedient und sei einmal nach Afghanistan entsandt worden.
Das FBI veröffentlichte ein Foto des Mannes und bat die Öffentlichkeit um Informationen zu ihm. In seinem Wagen wurde eine IS-Flagge gefunden. Außerdem befanden sich im Fahrzeug laut FBI Waffen. Auch mögliche Sprengsätze wurden im Wagen und außerhalb des Fahrzeuges entdeckt.
Mehrere Video-Botschaften in sozialen Medien
FBI-Vertreter Raia sagte, den bisherigen Ermittlungen zufolge habe der Täter das Fahrzeug am 30. Dezember in Houston im Bundesstaat Texas gemietet und sei von dort aus nach New Orleans gefahren. Während des Trips habe er mehrere Videos in sozialen Medien gepostet, in denen er seine Unterstützung für den IS kundgetan habe. Nach eigenen Angaben schloss sich J. demnach im Sommer dem IS an.
In einem der Videos erklärte der Mann laut Polizei, dass er ursprünglich vorhatte, seiner Familie und seinen Freunden Schaden zuzufügen, aber er sei besorgt gewesen, dass sich die Schlagzeilen dann nicht auf den «Krieg zwischen den Gläubigen und den Ungläubigen» konzentriert hätten. Der Täter habe auch ein Testament hinterlassen.
Befragungen mit Menschen aus seinem Umfeld gehen laut FBI weiter. «Was ich Ihnen jetzt schon sagen kann, ist, dass er zu 100 Prozent vom IS inspiriert wurde», betonte Raia. «Dies war ein terroristischer Akt. Es war eine vorsätzliche und böse Tat.»
Zusammenhang mit Explosion eines Tesla-Cybertrucks?
Der FBI-Vertreter betonte zugleich, momentan gebe es keinen Zusammenhang zwischen dem Anschlag in New Orleans und der Explosion eines Tesla-Cybertrucks in Las Vegas am Neujahrsmorgen. Die Ermittlungen stünden aber noch am Anfang.
Stunden nach dem Terroranschlag von New Orleans war ein Tesla-Cybertruck vor dem Trump International Hotel in Las Vegas explodiert. US-Ermittler prüfen einen etwaigen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen. Bei der Explosion war laut Polizei ein Mensch im Fahrzeug ums Leben gekommen, sieben andere wurden leicht verletzt. Auf der Ladefläche des abgebrannten Teslas fanden Ermittler verkohlte Reste von Benzinkanistern und Feuerwerkskörpern.
Beide Fahrzeuge waren laut Medien über denselben US-Autovermittler gemietet worden. Auch beim militärischen Hintergrund gibt es Parallelen: Der Tote, den Ermittler in dem explodierten Elektroauto in Las Vegas fanden, war ein US-Soldat.
Trump nutzt Attentat für seine Zwecke
Der Republikaner Donald Trump, der am 20. Januar als Präsident vereidigt wird, nahm das Attentat in New Orleans zum Anlass, um über die Migrationspolitik des demokratischen Noch-Amtsinhabers Joe Biden zu klagen. Dessen Politik der «offenen Grenzen» habe radikalen islamistischen Terror in den USA befördert, schrieb Trump auf der Plattform Truth Social. Der Attentäter von New Orleans kam allerdings keineswegs über die Grenze in die USA, sondern wurde im Bundesstaat Texas geboren.