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Gedenken an Kolonisierung: Australia Day sorgt für Proteste

Feiertag oder Trauertag? Der «Australia Day» ist umstritten, denn mit ihm wird der Kolonisierung des Landes gedacht. Die Ureinwohner sprechen vom «Invasion Day». Worum geht es bei ihren Protesten?

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
"Australia Day" in Sydney Steven Markham/AAP/dpa

Sydney (dpa) - Der umstrittene Nationalfeiertag «Australia Day» hat in Down Under wieder landesweite Proteste von Ureinwohnern und Aktivisten ausgelöst. Zehntausende Menschen versammelten sich nach Medienberichten unter anderem in den Metropolen Sydney, Melbourne und der Hauptstadt Canberra.

Mit dem Tag gedenkt das Land der Ankunft der ersten britischen Flotte in Sydney Cove am 26. Januar 1788. Es war der Auftakt zur Kolonisierung des Landes. Die Folgezeit war durch Gräueltaten und die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung geprägt, die den Tag deshalb als «Invasion Day» oder auch «Survival Day» bezeichnet.

Aborigine- und Palästinaflaggen

Im Zentrum Sydneys kamen nach Angaben der Nachrichtenagentur AAP etwa 15.000 Menschen zusammen, viele von ihnen trugen die Flagge der Aborigines - eine gelbe Sonne vor schwarzem und rotem Hintergrund. Auch propalästinensische Aktivisten hätten sich den Protesten angeschlossen.

In Melbourne, Canberra, Brisbane, Perth und weiteren Städten fanden ebenfalls Kundgebungen und Trauerbekundungen statt. Viele weiße Australier begingen den Feiertag hingegen mit Familie und Freunden beim Grillen oder am Strand. 

Indigene werden bis heute benachteiligt

Der Tag markiere den Beginn von Völkermord und Enteignung in Australien, teilte die Organisation Antar im Vorfeld mit, die sich für die Rechte der Ureinwohner einsetzt. «Der 26. Januar ist kein Tag zum Feiern», hieß es. Stattdessen sollte an diesem Tag dem Widerstand der Aborgines angesichts systematischer und anhaltender Ungerechtigkeit Respekt gezollt werden. 

Auch dauere die Kolonisierung in vieler Hinsicht bis heute an, betonte die Organisation. Die Zahl der indigenen Australier wird Regierungsangaben zufolge auf etwa 980.000 geschätzt, die im Vergleich zu den restlichen 26 Millionen Australiern vielfach benachteiligt werden. Erst Ende 2023 hatte sich eine deutliche Mehrheit der Australier bei einem historischen Referendum dagegen ausgesprochen, den Ureinwohnern ein größeres politisches Mitspracherecht einzuräumen.

Was fordern die Gegner des «Australia Day»? 

Es gibt verschiedene Vorschläge. Dazu gehört, das Datum zu ändern - möglichst auf einen Tag, der symbolisch die Vielfalt der australischen Bevölkerung widerspiegelt. Andere wünschen sich eine vollständige Abschaffung des Nationalfeiertags. 

Viele Jahrzehnte lang wurden früher Aborigine-Kinder ihren Eltern entrissen und mussten in Heimen oder bei weißen Familien aufwachsen. Zehntausende Mädchen und Jungen waren betroffen, in Australien werden sie als «Stolen Generation» (gestohlene Generation) bezeichnet. Für das Leid der Ureinwohner gab es erst 2008 eine offizielle Entschuldigung durch den damaligen Premierminister Kevin Rudd, der um Vergebung für das erlittene Unrecht bat.

© dpa-infocom, dpa:250126-930-355764/1