Ramelow über Legasthenie: «Gehirn hat sich enorm geschärft»
Im Diktat eine Sechs - die Legasthenie von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow wurde in seiner Kindheit spät erkannt. Das hat ihn geprägt.
Erfurt (dpa) - Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow steht dazu, Legastheniker zu sein - und er hat Strategien entwickelt, mit dem Handicap umzugehen. Bis heute habe er Probleme beim Schreiben. «Aber ich kann 30 Seiten aus dem Kopf diktieren. Mein Gehirn hat sich enorm dadurch geschärft», sagte der 68 Jahre alter Linke-Politiker der Zeitschrift «Bunte» und berichtete aus seiner Kindheit.
«Im Diktat hatte ich immer eine Sechs, weil ich mir jedes Wort erst mal vorstellen musste», sagt er dem Blatt. Er sei von Mitschülern verspottet und auch von Lehrern vorgeführt worden. «Um das zu überspielen, wurde ich zum Klassenclown.»
Diagnose befreiend: «Ich war also nicht dumm»
Erst der Schulpsychologe einer weiterführenden Schule habe erkannt, dass er Legastheniker sei. «Ich kannte das Wort gar nicht, aber für mich war es befreiend, aller Druck fiel ab. Ich war also nicht dumm, sondern hatte nur eine Disposition, für die ich nichts konnte.»
Ramelow ist der einzige Ministerpräsident, den die Linke stellt. Er regiert seit 2014 mit einer kurzen Unterbrechung mit einer rot-rot-grünen Koalition in Erfurt.
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