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Stefan Raab und Bully verlieren gegen einen Schnulli

Stefan Raab ist zurück mit einer Spielshow am Samstagabend - die sehr an das alte «Schlag den Raab» erinnert. Die Frage ist nur: Ist auch Raab noch der Alte? Die Sendung gibt erstaunliche Antworten.

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«Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli» Uncredited/RTL+/dpa

Köln/Berlin (dpa) - Fernsehmoderator Stefan Raab hat in der ersten Ausgabe seiner neuen Samstagabendshow gleich eine Niederlage erlitten. Zusammen mit seinem Kollegen Michael «Bully» Herbig («LOL») unterlag der «Raabinator» bei der Premiere seiner Sendung «Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli» (RTL) dem Bundeswehr-Arzt Marc aus Berlin. Der 35-Jährige ging nach einem Nervenkrieg am Ende mit 250.000 Euro Preisgeld nach Hause. Der Mediziner will seine Verlobte bald heiraten und das Geld dafür nutzen, wie er sagte. 

Die Entscheidung in der stundenlangen Show fiel erst kurz nach 1.30 Uhr in der Nacht zum Sonntag. Die drei Beteiligten - Raab, Bully und der Kandidat - mussten sich in kleinen Spielen messen. Raab und Bully traten als Team an. Mal ging es darum, die Körpergröße von Promis einzuschätzen, mal sollten sie Weihnachtsbäume in einen fahrenden Lastwagen werfen. Am Ende verfehlte Raab fluchend und ganz knapp die nötigen Punkte beim Zielwerfen mit Frisbees. Marc gewann das Spiel hauchdünn - und damit die Sendung.

Sehr viel erinnerte an die frühere Show «Schlag den Raab», die einst beim RTL-Konkurrenten ProSieben lief. Das galt allein schon für die Länge. «Schlag den Raab» war berüchtigt für seine Duelle bis tief in die Nacht. Im November 2014 gab sich Raab dort einmal erst um 2.23 Uhr geschlagen.

Kann es die «Katze von Sülz» noch?

Ähnlich aufgezogen war auch die Kandidatenwahl. Man erinnere sich: Wer bei «Schlag den Raab» antrat, wurde einst so inszeniert, als müsse der Gastgeber einen Herausforderer mit fast übernatürlichen Fähigkeiten schlagen. Gefühlt traten stets Extremsportler mit Nobelpreis-IQ gegen Raab an. Rang die «Katze von Sülz» (Würdigung von Kommentator Frank «Buschi» Buschmann) die Kontrahenten nieder, wirkte das natürlich umso heroischer.

Auch Kandidat Marc fiel in diese Superhelden-Kategorie. Er habe an der Charité Medizin studiert, Meisterschaften im Judo gewonnen und im vergangenen Jahr den Berlin-Marathon absolviert, erläuterte er. Seine Verlobte sagte unironisch den Satz: «Mir ist einfach aufgefallen, dass er fast alles immer weiß.» Als Zuschauer wartete man nur noch auf den Hinweis, dass der 35-Jährige auch in der Lage ist, Wüsten dauerhaft zu begrünen und Katzen blind von Bäumen zu retten.

Auch Raab war im «Schlag den Raab»-Modus. Er lamentierte und hinterfragte die Regeln, wie man es einst von der ProSieben-Show kannte. In seinem Ehrgeiz schien er bisweilen sogar zu vergessen, dass er ein Team mit Bully bildete. Moderator Elton gestand, dass es schwer sei, «hier den Überblick zu behalten».

Exemplarisch war das direkt beim ersten Spiel zu sehen, bei dem die Kontrahenten Federn aus einer Glasschale pusten sollten. Raab monierte schon vor dem Start, dass seine Puste-Leistung durch den Einfluss einer Klimaanlage im Studio konterkariert werden könnte. Elton ermahnte: «Stefan, puste doch einfach und denk dir jetzt nicht irgendwelche merkwürdigen Sachen aus.» Bully Herbig fragte angesichts der länglichen Diskussion, ob er schon anfangen könne. Kandidat Marc ertrug das Schauspiel stoisch. Raab pustete in dem Spiel dann am Ende so übermotiviert, dass seine Schale zu Boden fiel und zersprang.

«Buschi» stichelt gegen Raab

Abgesehen von den ersten Spielen errang Kandidat Marc bald Sieg um Sieg. Auch bei einem Quiz, das zunächst für Raab und Herbig gewertet worden war. Aber der Notar griff ein und beanstandete die Wertung. Raab wirkte angefressen.

Über allem stand dabei die Frage, ob Raab fast genau neun Jahre nach der letzten «Schlag den Raab»-Folge am 19. Dezember 2015 noch auf dem Niveau von damals ist. Kommentator Buschmann schlug genau in diese Kerbe - und zeigte sich zeitweise verwundert von der Performance des einstigen Metzger-Lehrlings aus Köln-Sülz. 

Als es galt, eine Bowlingkugel in einem Loch zu versenken, legte Raab einen miserablen Versuch hin. «Wie schlecht war das?», entfuhr es Buschmann. «Was ist mit Stefan Raab los? Ist er alt geworden?» Raab reagierte prompt: «Ich sag' mal so: Ich glaub', der Buschi labert wieder Scheiße», schoss er zurück.

Aber die Probleme und Sticheleien zogen sich durch die Show. «Raab gibt im Großen und Ganzen einige Rätsel bisher am heutigen Abend auf», erklärte Buschmann. Auch meinte der Kommentator ausgemacht zu haben, dass der 58-Jährige ein bisschen «lost» (verloren) wirke. «Das ist erstaunlich. Ist das der neue Stefan Raab?», fragte er vieldeutig.

Im Frühjahr geht es weiter

Der Hintergrund: Hinter Raab liegt eine lange Bildschirmpause. 2015 hatte er sich - nach einem letzten «Schlag den Raab» - weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Erst Mitte September kehrte er zurück - nun für RTL. Beim Streamingdienst RTL+ moderiert er wieder eine wöchentliche Show («Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab»), die in Teilen stark an sein früheres Format «TV total» erinnert. «Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli» ist seine erste große neue Samstagabendshow nach dem Comeback - und ebenfalls sehr von alten Zeiten beseelt.

Erst zum Schluss machte Raab wieder Boden gut, indem er den sicher geglaubten Sieg von Kandidat Marc mit extrem guten Frisbee-Würfen hinauszögerte. Buschmann stellte fast schon versöhnlich fest: «Ist er noch der Alte? Ja! Ein Irrsinniger.»

Im Frühjahr soll es eine weitere Ausgabe der Show geben.

© dpa-infocom, dpa:241221-930-325076/2