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Harter Sound auf Alligatoah-Album: «Bin sensibler geworden»

Rapper Alligatoah hat sich im November selbst für tot erklärt. Mit zwölf neuen Tracks meldet sich der Künstler nun zurück. In «Off» wagt er sich an einen Musikstil, den er schon immer geliebt hat.

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Alligatoah - Lukas Strobel Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin (dpa) - Wenn der erste Track «Ich fühle dich» beginnt, erschreckt man sich erst ein wenig: Das neue Album von Rapper Alligatoah startet mit einer Art explosivem Gitarrensound. Und dann ist es doch wieder ein Alligatoah-Song, mit seinem konspirativen Sprechgesang und den verwinkelten Sprachbildern. Sein neues Album «Off» erscheint am 22. März - gefeatured wird er etwa von Limp-Bizkit Frontmann Fred Durst und den Guano Apes.

«Ich bin aus meiner Komfortzone ausgebrochen und habe eine neue Soundwelt erschaffen», sagt der 34-Jährige, der bürgerlich Lukas Strobel heißt, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Trotzdem sagen mir Menschen: «Das klingt nach Alligatoah.» Ich kann auch nicht zu 100 Prozent aus meiner Haut.»

Die Musik ist hart und die Texte sind weich

Auch wenn er musikalisch auf hart macht: Textlich zeigt er sich jetzt weicher, verletzlicher. «In meinem neuen Album sind Lieder, die von Gefühlen und Liebe handeln. Ich bin sensibler geworden und diese Themen sind mir über die Jahre wichtiger geworden», sagte der 34-jährige Sänger von älteren Liedern wie «Fick ihn doch».

Mit Anfang 20 sei er sehr auf seine Musik fokussiert gewesen und habe in der Phase zwischenmenschliche Beziehungen nicht so ernst genommen. «Um mir in diesem Album aber trotzdem die Härte zu bewahren, ist der Musikteppich, der darunter liegt, sehr gitarrenlastig und erinnert an die Metal-Ära der 90er und Nuller Jahre.»

Wirklich bekannt geworden ist Alligatoah 2013 mit dem poppigen Rap-Song «Willst du». Die volle Frage lautet: «Willst du mit mir Drogen nehmen?», worauf Millionen Menschen in dem Sommer als Antwort «Komm wir geh'n zusamm'n den Bach 'runter» grölten. Bis heute wurde der Song auf verschiedenen Plattformen über 200 Millionen mal gestreamt, das dazugehörige Album «Triebwerke» startete direkt auf Platz 1. Alligatoah tänzelt auf dem schmalen Grat zwischen Pop und Rap, zwischen Gesellschaftskritik und Kitsch. Und jetzt lässt er seine harte Metal-Seite zu.

Das sei die Musikrichtung gewesen, in die sich Strobel in seiner Jugend verliebt habe, da sei «ein Funke übergesprungen.» Schreiende Leute und laute Gitarrenriffs habe er rauf und runter gehört. Mit Rap habe er dann alleine starten können - für die Gründung einer Metalband habe ihm die Band gefehlt. «Ich wusste in meinem Herzen immer, dass sich diese musikalisch brutalere Metal-Seite irgendwann in mir durchboxen würde».

Zu seinem musikalischen Gesamtwerk gehören etwa auch seine Musikvideos, in denen Strobel in verschiedene Rollen schlüpft - wahlweise tritt er als Prinzessin, Spießer oder abgewetzter Musiker auf. «Am Ende erzähle ich Geschichten - ob mittels Musik oder Film», sagt Strobel. Der 34-Jährige war mit 19 aus Niedersachsen nach Berlin gezogen, um Film zu studieren und Regisseur zu werden.

Ist es sein letztes Album?

Im vergangenen November hatte Alligatoah sich selbst für tot erklärt, alle Beiträge in sozialen Medien gelöscht und Fans spekulierten, ob es das mit der Kunstfigur gewesen ist. Sein Album «Off» soll eine Art Nachlass sein, und er selbst habe sich «hinter den Mond zurückgezogen», wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Nach einem Nachlass kommt normalerweise nicht mehr so viel. «Ich habe selten einen Plan, was danach kommt. Ich glaube, es wirkt manchmal so, als wollte ich das Geheimnis nicht verraten. Aber ich kenne das Geheimnis selbst nicht», sagt Strobel. «Meine Karriere endet vielleicht irgendwann, aber ich werde nie damit aufhören, Dinge zu erschaffen.»

© dpa-infocom, dpa:240319-99-387312/2