Die «Cashmere-Queen»: Iris von Arnim feiert 80. Geburtstag
Als Designerin elegant-lässiger Strickwaren ist Iris von Arnim seit Jahrzehnten international erfolgreich. Nun wird sie 80 Jahre alt - aber so ganz zurücktreten will sie noch lange nicht.
Hamburg/Sylt (dpa) - In Mode-interessierten Kreisen ist es eine Legende: Aus Langeweile strickte die Münchnerin Iris von Arnim, als sie nach einem Autounfall monatelang im Krankenhaus lag, einen lässigen Pullover in Regenbogenfarben. Mit dem Modell, das den unkonventionellen Zeitgeist der 1970er Jahre traf, fand sie bei Freundinnen und Bekannten so viel Anklang, dass ihr die Leitung einer Boutique in Kampen auf Sylt angetragen wurde.
Die junge Frau – eine in Schlesien geborene, eher mittellose und oft wie ein Hippie lebende Gutsbesitzertochter - nahm an. Unter der Voraussetzung, dort auch eigene Kreationen, die sie inzwischen in Heimarbeit fertigen ließ, anbieten zu dürfen. Am 25. Januar wird Iris von Arnim 80 Jahre alt - und kann auf eine große Karriere zurückblicken.
«Wild, verrückt und kreativ»
In Hamburg gründete die Unternehmerin, die ursprünglich Reiseverkehrskauffrau gelernt hatte, dann 1976 zunächst ein eigenes Ladengeschäft. Daraus entwickelte sich bald dank ihrer Strickentwürfe. Damenkonfektion und später einer Herrenlinie eine der wenigen deutschen führenden Modemarken im internationalen Luxus-Segment.
Seit 2009 führt die auch als «Cashmere-Queen» bezeichnete Adelige das Label mit ihrem Sohn Valentin von Arnim (45). Als «wild, verrückt und kreativ» hat der Wirtschaftswissenschaftler seine Mutter einmal im Interview mit dem «Hamburger Abendblatt» bezeichnet.
Mit ihrem 80. Geburtstag wird die Frau mit den klaren Gesichtszügen und der markanten hellen Haarmähne allerdings ihren Anteil an der Geschäftsleitung abgeben. Ein Nachfolger ist schon gefunden.
Arbeit und Privates eng verbunden
Wie fühlt sie sich damit – war doch von Rückzugsplänen bei ihr schon wiederholt die Rede gewesen? «Es geht nicht darum, mich zurückzuziehen. Ich werde nach und nach von der Entscheiderin zur Ratgeberin, und darauf freue ich mich», sagte von Arnim im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
Und ergänzt: «Kann man überhaupt etwas gänzlich loslassen, wofür man sein Leben lang gebrannt hat? Die Firma ist seit 50 Jahren Teil meines Lebens. Arbeit und Privates sind für mich eng miteinander verwoben.» So habe sie schon in ihrem ersten Laden am Hamburger Großneumarkt hinter dem Verkaufsraum gelebt. «Teppichrollen wurden zu Regalen umfunktioniert, man behalf sich mit dem, was man hatte», schildert sie ihre Anfänge.
Auch heute lebt die Gründerin im Haus ihrer Firma, in einer luftigen Wohnung unter dem Dach nahe der Außenalster. «Morgens fahre ich mit dem Aufzug eine Etage herunter und stehe inmitten meines Designteams, den Strickern und der Konfektion», erzählt von Arnim.
Bedingt durch den enormen Wandel der Handels- und Gesellschaftsstrukturen weltweit seit ihrem Start hatte und hat die noch immer unabhängige Unternehmerin erhebliche Herausforderungen zu meistern.
«Der Modemarkt hat sich ab den 1980ern stark verändert. Die Konkurrenz ist ständig gewachsen, die Einflüsse durch die Globalisierung wurden stärker», sagt von Arnim. «Die Zahl meiner Kunden, die in eigenen Fachgeschäften Luxusmode verkaufen, wurde kleiner.» Bei ihrer hochwertigen und dauerhaften Kollektion, die sie in Italien herstellen lässt, würden somit «Konzentration und Perfektion» immer wichtiger.
Neue Aufgaben und Ziele
Langeweile dürfte bei von Arnim auch in Zukunft nicht aufkommen. Im dpa-Gespräch zu ihrem 70. hatte sie von Freude an Literatur und Musik, Treffen mit Freunden und sozialem Engagement in ihrer Freizeit gesprochen – und von ihrer Lieblingsinsel Sylt.
Kurz vor ihrem 80. klingt die Designerin jedoch nicht so, als wolle sie nun vor allem Hobbys pflegen. «Es gibt noch Ziele und Wünsche, die ich gern umsetzen möchte», sagt sie. «Aufgaben halten mich jung, ich freue mich jeden Tag, mit jungen Menschen zusammen arbeiten zu können. Ich kann meine Erfahrungen weitergeben und lerne von meinen Mitarbeitern andere Sichtweisen. Darüber hinaus plane ich noch nicht. Alles zu seiner Zeit.»