Zum Hauptinhalt springen

Teilen:

«Affen als Konkurrenz» - Nefzer könnte dritten Oscar holen

Zwei Oscars hat er schon, doch Gerd Nefzer könnte einen Dritten gewinnen. Der Spezialeffekte-Künstler ist für «Dune: Part Two» im Rennen. Auf den letzten Drücker geht es nach Los Angeles.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Spezialeffekte-Künstler Gerd Nefzer Carsten Koall/dpa

Los Angeles (dpa) - Gerd Nezfer ist im Oscar-Endspurt. Gerade erst von Dreharbeiten in Budapest zurück nach Schwäbisch Hall, am Freitag den Smoking bügeln und Koffer packen, am Samstag - mit Ehefrau Regina - nach Los Angeles jetten. «Ich hoffe, der Flieger hat keine Verspätung», erzählt der 59-Jährige zwischen Tür und Angel am Telefon der dpa. 

Und am Sonntag könnte er dann strahlend auf der Oscar-Bühne stehen. Das Gefühl kennt er schon. Der Spezialeffekte-Künstler hat bereits zwei Oscar-Trophäen gewonnen. 2018 hatten Nefzer und drei Kollegen mit ihrer Arbeit an «Blade Runner 2049» den Favoriten «Planet der Affen: Survival» ausgestochen. Das Science-Fiction-Epos «Dune» brachte 2022 den nächsten Oscar. 

Nun ist er nach der dritten Zusammenarbeit mit Regisseur Denis Villeneuve für seine Mitarbeit an «Dune: Part Two» wieder im Rennen. Erst vor zwei Wochen hatten Nefzer und Co. damit in London die begehrte Bafta-Trophäe für die Besten Visuellen Effekte gewonnen. 

Branchenkenner räumen dem Team auch bei den Oscars Top-Chancen ein. «Ja, das sieht sehr gut aus für uns, aber da kann noch viel passieren». Schließlich hätten sie «viele Affen als Konkurrenz», sagt Nefzer lachend. «Planet der Affen: New Kingdom» ist unter den fünf Nominierten. 

Fünf Gewinnchancen für «Dune: Part Two»

Seinem dritten Oscar-Auftritt schaut der gebürtige Schwabe etwas entspannter entgegen, denn man wisse nun, was für ein «irres Erlebnis» einen am roten Teppich und bei der Gala erwartet. «Das war beim ersten Mal natürlich überwältigend und man fühlte sich auch ein bisschen verloren oder ängstlich», räumt er ein. Nun freue er sich vor allem darauf, Danny (Villeneuve) und das Team zu treffen. 

«Dune: Part Two» hat fünf Gewinnchancen, darunter auch als bester Film. Das bildgewaltige Science-Fiction-Epos mit Hauptdarsteller Timothée Chalamet (als Paul Atreides) spielt auf dem Wüstenplaneten Arrakis, wo gute und böse Mächte um die wertvolle Substanz Spice kämpfen. Gedreht wurde in der Wüste in Jordanien, in Abu Dhabi und in Studios in Budapest. Nefzer und seine Crew waren für Spezialeffekte zuständig, nicht am Computer, sondern real am Drehort mit kniffliger Handarbeit erstellt. 

Riesige künstliche Düne aus Tonnen von Sand gebaut 

Als größte Herausforderung beschreibt er die Actionszenen um einen riesigen Sandwurm, auf dem Chalamet durch die Wüste reitet. Dazu hätten sie etwa eine künstliche Düne über vier riesigen Röhren aufgeschüttet, um sie dann beim Filmen zum Einsturz zu bringen, genau in dem Moment, wo der Schauspieler oder Stuntleute über den Sandberg liefen. Villeneuve sei es sehr wichtig gewesen, dass das glaubhaft aussieht, erzählt Nefzer. 

Das habe «super funktioniert», aber die Schauspieler und die Stuntleute hätten viel Staub abbekommen. An einem Drehtag etwa hätten sie eine ganze Tonne Sand verblasen, berichtet Nefzer. 

Oscars hat er im Tresor

Der gelernte Agrartechniker ist seit über 30 Jahren im Filmgeschäft. Er stieg in die Firma seines Schwiegervaters ein, die als Verleih von Filmautos und anderen Requisiten startete, später kamen Special Effects dazu. Es sei immer noch ein Familienbetrieb «mit dem besten Team der Welt», sagt der zweifache Vater. 

Nefzer ist pausenlos unterwegs - zwischen dem Firmensitz in Schwäbisch Hall, der Dependance auf dem Gelände des Potsdamer Studios Babelsberg und Filmsets in aller Welt. Seine beiden Oscars hat er derzeit noch in einem Tresor verschlossen. Er würde sie gelegentlich herausholen und dabei immer noch eine Gänsehaut bekommen, wenn er sie in der Hand hält. 

«Irgendwann werden sie dann mal auf unserem Kachelofen stehen. Noch ist ein bisschen Platz drauf», witzelt der Oscar-Anwärter. Dort könnte es enger werden, wenn am Sonntag der dritte Goldjunge hinzukommt.

© dpa-infocom, dpa:250301-930-390477/1