Zum Hauptinhalt springen

Teilen:

Eierlikör als Belohnung: Österreich dominiert Paschke & Co.

Österreich springt bei der Vierschanzentournee in einer eigenen Liga. Auch Pius Paschke kann mit den Besten nicht mithalten. Ein Trio macht den Gesamtsieg wohl unter sich aus.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Ski nordisch/Skispringen: Weltcup, Vierschanzentournee Daniel Karmann/dpa

Innsbruck (dpa) - Tournee-Spitzenreiter Stefan Kraft ließ vor den tobenden Fans die Muskeln spielen, die zu Statisten degradierten deutschen Skispringer konnten erneut nur staunen. Den Tränen nah freute sich Innsbruck-Sieger Kraft auf einen Lasagne-Festschmaus und kündigte an: «Im Bus gibt’s 'ne Runde Eierlikör.» Von derartiger Feierlaune waren Pius Paschke und seine deutschen Teamkollegen mindestens so weit entfernt wie auf der Bergiselschanze vom Sieg. Als Bester aus dem Team von Bundestrainer Stefan Horngacher belegte Paschke bei Krafts spektakulärer Flugshow nur den achten Platz.

Der goldene Adler für den Gesamtsieger der Vierschanzentournee ist für Deutschland längst unerreichbar und auch das Podest ist spätestens jetzt nicht mehr realistisch. Paschke sprang 128,5 und 123,5 Meter weit. Auf Kraft verlor er 23 Punkte. Der 31-Jährige und seine österreichischen Verfolger Jan Hörl (Tageszweiter) und Daniel Tschofenig (Tagesdritter) werden den Tournee-Sieg unter sich ausspringen. Das Trio liegt umgerechnet weniger als einen Meter auseinander.

«Die Tournee ist durch. Das werden die Österreicher ausmachen», stellte auch Horngacher in der ARD fest. «Das muss man akzeptieren, respektieren.» Enttäuscht sei er nicht. «Sonst hätte ich schon seit 23 Jahren enttäuscht sein müssen.» Damals gewann Deutschland zum bis dato letzten Mal die Tournee. Dass eine Nation nach dem Event das komplette Podest besetzt, gab es bislang erst dreimal in 72 Tournee-Ausgaben.

«Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Die anderen springen einfach extrem gut aktuell», sagte Paschke. «Bei mir fehlt ein bisschen was. Die Leichtigkeit ist nicht ganz so da.»

 

Deutsche Chancen schon vor dem Bergiselspringen minimal

Schon Stunden vor dem Wettkampf pilgerten die ersten Skisprung-Fans auf den Berg über der Stadt. Bier und Glühwein flossen bereits am Vormittag, die Stimmung war prächtig. Zu «Marmor, Stein und Eisen bricht» und internationalen Hits schunkelten sich die Zuschauer auf den steilen Stufen des Stadionkessels warm. Erstmals seit langer Zeit war die ikonische Arena mit Blick auf die in der Sonne glänzende Nordkette und den alten Friedhof ausverkauft. 22.500 Zuschauer wollten dabei sein.

In der Vergangenheit platzten am berühmt-berüchtigten Bergisel häufig die deutschen Tournee-Hoffnungen. Diesmal waren die Chancen auf den ersten Gesamtsieg seit Sven Hannawalds Triumph 2002 schon vor der dritten Tournee-Station minimal.

Paschkes Form nur bis kurz vor Weihnachten überragend

Und das, obwohl Paschke als Führender im Gesamtweltcup in das Event gestartet war. Von den zehn Weltcups vor der Tournee gewann der 34-Jährige fünf. Kurz vor Weihnachten wurde die Form dann aber schlechter, die auch zuvor schon guten Österreicher schwangen sich zur dominanten Sprung-Nation auf.

Beim Auftakt in Oberstdorf siegte Kraft vor zwei Landsleuten, Paschke wurde Vierter. Das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gewann Krafts Landsmann Tschofenig. Paschke verlor als Neunter sein Gelbes Weltcup-Trikot. Als Sechster der Tournee-Wertung und mit einem Rückstand von mehr als 25 Punkten auf den führenden Tschofenig ging er ins Bergiselspringen. Dort konnte er erneut nicht mit den Besten mithalten.

Drei Deutsche scheiden bereits im ersten Durchgang aus 

Wie schwer es den Deutschen aktuell fällt, zeigt auch das Beispiel Karl Geiger. Der Oberstdorfer hatte beim Neujahrsspringen noch als bester DSV-Adler den sechsten Platz belegt. Nun schied er nach einem Sprung auf 124 Meter und einer schwachen Landung bereits nach dem ersten Durchgang aus. Auch Felix Hoffmann und Adrian Tittel absolvierten nur einen Sprung. «Sehr, sehr bitter, aber auch das muss man verdauen», sagte Hannawald in der ARD zu Geiger. Zweitbester Deutscher war Andreas Wellinger auf Rang 13, Philipp Raimund landete auf dem 15. Platz.

Schon an diesem Sonntag geht es weiter. Um 16.30 Uhr steht in Bischofshofen die Qualifikation für den Tournee-Abschluss an (ZDF und Eurosport).

© dpa-infocom, dpa:250104-930-334679/3