Zum Hauptinhalt springen

Teilen:

Nichts ist für die Ewigkeit: Braucht City einen Neuanfang?

Pep Guardiola steht vor einem himmelblauen Scherbenhaufen. Fegt der Star-Trainer ihn noch mal zusammen? Der Königsklassen-K.o. ist ein neuer Tiefpunkt der City-Saison - und womöglich nicht der letzte.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Real Madrid - Manchester City Manu Fernandez/AP/dpa

Madrid/Manchester (dpa) - Pep Guardiola sprach aus, was bei Manchester City lange Zeit keiner wahrhaben wollte. «Nichts ist für die Ewigkeit», sagte der Star-Trainer des englischen Fußball-Meisters. Nach Jahren des Höhenflugs sind die Himmelblauen endgültig wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

Das frühe Aus in der Champions League gegen Real Madrid war ein neuer Tiefpunkt der ohnehin schon völlig verkorksten City-Saison. Mehr denn je stellt sich die Frage: Kommt die einstige Titelmaschine tatsächlich von sich aus noch mal ins Laufen? Braucht sie nur ein paar Updates oder womöglich einen kompletten Neustart?

Neue Champions-League-Saison ohne City?

«Wir haben Zeit, darüber nachzudenken», sagte Guardiola nach der 1:3 (0:2)-Niederlage im Playoff-Rückspiel beim Titelverteidiger. Direkt nach dem ebenso schmerzhaften wie verdienten Königsklassen-K.o. wollte der Coach nicht allzu weit in die Zukunft schauen. Die könnte für City allerdings düster aussehen. 

Ziel müsse nun sein, sich überhaupt wieder für die Champions League zu qualifizieren, meinte Guardiola. Was jahrelang selbstverständlich schien, wird für die Skyblues plötzlich zur großen Herausforderung. In der heimischen Liga sind sie derzeit Vierter. Das würde für den Königsklassen-Einzug reichen.

Guardiola und Co. warten aber auch noch auf ein Urteil der Premier League, die dem Club 115 Verstöße gegen die Finanzregeln der Liga vorwirft. Von einer Geldstrafe über einen Punktabzug bis hin zu einem Ausschluss scheint alles möglich. Vielleicht gibt's auch gar keine Konsequenzen. So oder so ist man aber geneigt zu sagen: Guardiola weiß mitunter kaum noch, wie ihm geschieht.

Real zeigt, wie der Übergang funktioniert

Unter anderem sechs Meisterschaften und 2023 die Champions League hat der frühere Trainer des FC Bayern München seit seinem Amtsantritt in Manchester vor knapp achteinhalb Jahren gewonnen. Im ewigen Streben nach Erfolg und fußballerischer Perfektion schien es für City in dieser Zeit fast keine Grenzen zu geben. Kaum ein Gegner war zu groß, kaum ein Spieler zu teuer. 

Doch - und das zeigt der beispiellose Absturz in dieser Saison - hat der Club dabei wohl nicht weit genug vorausgedacht. Während bei Real die langjährigen Strategen Toni Kroos und Luka Modric das Zepter im fließenden Übergang nach und nach an Jüngere wie Jude Bellingham oder Federico Valverde weitergaben, schwingt im City-Mittelfeld noch weitgehend die Ü30-Fraktion den Taktstock. 

Seit Ende August auch wieder der vom FC Barcelona zurückgekehrte Ex-Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Ilkay Gündogan. Ein Weltklasse-Spieler, keine Frage. Aber eben keiner mehr mit allzu großer Perspektive.

Winter-Transfers für mehr als 200 Millionen

Verletzungen wie die der Leistungsträger Kevin De Bruyne oder Rodri, noch mehr Spiele durch die Reform der Champions League - es gibt viele Gründe, die zur City-Krise beitragen. Guardiola selbst kokettierte zwischenzeitlich mit einem Abschied, ehe er seinen Vertrag noch einmal bis 2027 verlängerte. Womöglich hat sich die Beziehung zwischen dem Trainer und seiner zunehmend ausgelaugten Mannschaft auch ein Stück weit abgenutzt.

Im Winter zahlte der Club noch mal gut 200 Millionen Euro für neue Spieler wie den von Eintracht Frankfurt geholten Torjäger Omar Marmoush. Mehr als eine Investition in die Zukunft war es aber wohl der Versuch, zu retten, was in dieser so kaum für möglich gehaltenen Katastrophen-Saison noch zu retten ist. Oder besser gesagt: war. Jetzt gibt's nur noch eine echte Titelchance - im FA Cup.

«Akt sportlicher Grausamkeit» in Madrid

Dass nicht City, sondern Real das Maß der Dinge im europäischen Clubfußball ist - das musste nicht nur Guardiola nach der Abreibung im Bernabéu am Mittwoch anerkennen. Anders als in den Jahren zuvor, in denen man ebenfalls an den Madrilenen gescheitert war, seien sie diesmal besser gewesen als seine eigene Mannschaft, gestand der 54-Jährige. Das gelte es zu akzeptieren.

Den englischen Medien fiel das ungleich schwerer. «Kläglich» sei die Niederlage gewesen, hieß es da. Dreifach-Torschütze Kylian Mbappé habe City «zerstört». Bei einem «Akt sportlicher Grausamkeit» habe man zusehen können, wie die Real-Profis «einem auberginefarbenen Schmetterling ganz langsam die Flügel ausreißen», kommentierte der «Guardian». Citys Topteam sei offiziell am Ende.

Man müsse aus diesem Abend lernen und weitermachen, forderte Guardiola. Was er aber selbst einsah: Nichts ist für die Ewigkeit.

© dpa-infocom, dpa:250220-930-380610/2