Drama am Rhein: Leverkusen zittert sich gegen Köln weiter
Der 1. FC Köln bietet Bayer Leverkusen im Viertelfinale des DFB-Pokals lange Paroli. Bis weit in die Nachspielzeit führt der Außenseiter, doch dann wendet Bayer die Sensation ab.
Leverkusen (dpa) - Auch viel Leidenschaft und eine Zwei-Tore-Führung von Zweitliga-Tabellenführer 1. FC Köln haben nicht gereicht - Titelverteidiger Bayer Leverkusen steht erneut im Halbfinale des DFB-Pokals. In einem hitzigen rheinischen Derby beim 3:2 (2:2, 0:1) nach Verlängerung mühte sich der Doublesieger weiter und stellte dabei wieder mal seine Qualitäten als Last-Minute-Spezialist unter Beweis.
Nach Toren von Damian Downs (45. Minute+10) und Linton Maina (54.) lag die Viertelfinal-Sensation bereits in der Luft, ehe Patrik Schick mit einem Doppelpack (61./90.+6) den klaren Favoriten nach drückender spielerischer Überlegenheit in die Verlängerung rettete. Dort sorgte dann Schicks Stürmerkollege Victor Boniface gegen müde gekämpfte Kölner für die Entscheidung (98.). In der 112. Minute jubelte der FC noch mal, doch der Treffer von Imad Rondic wurde nach Videoüberprüfung wegen einer Abseitsstellung aberkannt.
«Ja, ist natürlich bitter. Acht Minuten Nachspielzeit, glaube ich, ist viel in so einem Spiel», sagte Kölns enttäuschter Abwehrspieler Dominique Heintz in der ARD. Dabei konnte sich die Mannschaft keinen Vorwurf machen. «Wir haben super dagegen gehalten, wir haben mit Leidenschaft gespielt», so Heintz.
Bei Bayer war die Erleichterung hingegen groß. «Das ist der Pokal, dass es manchmal solche Situationen gibt», sagte Leverkusens Geschäftsführer Sport Simon Rolfes dem Pay-TV-Sender Sky nach dem Zittersieg.
Hitzige Atmosphäre schon vor dem Spiel
Das Duell der inzwischen sportlich weit voneinander getrennten rheinischen Kontrahenten begann mit den üblichen Provokationen der Fanlager. Der Anhang des jahrzehntelang vom FC belächelten deutschen Meisters präsentierte zu Spielbeginn eine große Choreographie, bei der vermummte Gesichter in Anlehnung an das Kölner Wappentier Geißbock mit dem Slogan «Goatbusters» (Ziegenjäger) zu sehen waren. Die FC-Fans antworteten mit dem Abbrennen von Pyrotechnik, was angesichts der gewaltigen Rauchentwicklung für eine mehr als zehnminütige Unterbrechung gleich zu Beginn sorgte.
Aggressiv ging es auf dem Rasen weiter. Was insbesondere an den Gästen lag, die der deutlich feineren Gangart der Leverkusener Ballvirtuosen Leidenschaft entgegensetzten. Heftig war auch das harte Einsteigen der Kölner gegen Leverkusens Superstar und Edeltechniker Florian Wirtz, der einst aus der FC-Jugend über den Rhein gewechselt war. Diese Aggressivität hatte FC-Coach Gerhard Struber vor dem Spiel in der ARD auch gefordert.
Leverkusen spielerisch drückend überlegen
Spielerisch war der Zweitliga-Tabellenführer dem Double-Sieger nicht ansatzweise gewachsen. Wie beim Handball ließ Bayer den Ball vor dem Kölner Abwehrriegel zirkulieren. Bis auf einen Latten-Freistoß von Alejandro Grimaldo (30.) und eine weitere Einschuss-Chance des Spaniers, bei der er den Ball nicht richtig traf (34.) kam aber trotz 75 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit kaum etwas heraus.
Weit in der Nachspielzeit der ersten Hälfte schockte Kölns Angreifer Downs die Leverkusener, als er die erste echte Torchance des FC sogleich nutzte. Nach einem Fehler von Mukiele presste Downs den Ball auch gegen Exequiel Palacios durch und ließ Kovar im Bayer-Tor keine Chance. Das Spiel war damit auf den Kopf gestellt.
Das Spiel kannte auch weiter nur eine Richtung: in die des Kölner Tores. Die FC-Profis warfen sich tapfer in jeden Ball, konnten das Spielgerät aber nie länger vom eigenen Strafraum fernhalten. Wirtz verpasste den überfälligen Ausgleich (51.) und wieder schlug stattdessen der FC wie aus dem Nichts zu. Der von Downs klasse steil geschickte Maina ließ den erneut indisponierten Mukiele aussteigen und Kovar konnte auch den zweiten Ball auf sein Tor nicht parieren.
Genialer Wirtz leitet Wende ein
Eine geniale Aktion von Wirtz, der Torjäger Schick perfekt bediente, brachte Bayer wieder zurück in die Partie. Nach einem langen Ball von Jonathan Tah nahm Wirtz das Spielgerät gekonnt auf dem linken Flügel mit und steckte genau im richtigen Moment durch zu Schick, der den Kölner Keeper Marvin Schwäbe aus spitzem Winkel tunnelte.
Die Werkself drückte und drückte auf den Ausgleich - und wurde in der Nachspielzeit erst spät durch Schick belohnt. Am Ende der regulären Spielzeit standen 82 Prozent Ballbesitz für Bayer zu Buche.
Auch in der Verlängerung dominierte Leverkusen das Geschehen. Boniface sorgte fast schon folgerichtig für das 3:2 und verhinderte damit die Kölner Pokal-Sensation - auch weil der Treffer von Rondic nicht zählte. Die Entscheidung teilte Schiedsrichter Frank Willenborg den Zuschauern per Durchsage mit.