Zuchtluchs im Harz angekommen und direkt ausgebüxt
Ein neuer Luchs aus Franken soll für mehr Nachwuchs der Art im Harz sorgen. Doch gleich nach seiner Ankunft haut er ab. Wie es dem jungen Tier nun geht.
Bad Harzburg (dpa) - Nur kurz nach seiner Aussetzung hat sich ein Zucht-Luchs im Harz aus seinem Gehege davongemacht. Das etwa ein Jahr alte Tier, das am Donnerstagabend aus dem Tiergarten Nürnberg nach Bad Harzburg kam, kletterte über einen 4,5 Meter hohen Schutzzaun des Aussetzungsgeheges, wie Ole Anders sagte. Laut dem Chef des Harzer Luchsprojektes wurde das Tier einige Stunden später mit einem Narkoseschuss wieder eingefangen.
Der Luchs habe sich die gesamte Zeit in einem eingezäunten, jedoch nicht speziell gesicherten Gebiet des Nationalparks aufgehalten, berichtete Anders. Er sei nun in einem besonders sicheren Gehege mit Dach und drei gemauerten Wänden untergebracht, wo er zur Ruhe kommen solle.
Bis zum kommenden Jahr soll er in ein größeres Gehege umziehen und dort dann mit einer Luchsdame zusammenkommen. Das Zucht-Weibchen sei aber noch nicht im Harz, und an dem Gehege werde noch gebaut. Das Jungtier habe somit genügend Zeit, um sich behutsam an die neue Umgebung zu gewöhnen, sagte Anders.
Ursprünglich sollte der Luchs schon vor einigen Wochen in den Harz gebracht werden. Weil das Tier in Nürnberg aber nicht in die Transportbox wollte, klappte das nicht.
Internationales Zuchtprogramm
Der Nationalpark beteiligt sich an einem internationalen Erhaltungszuchtprogramm für Europas größte Katzenart. Das naturnahe Gehege befindet sich an der Rabenklippe bei Bad Harzburg. Im Rahmen des Programms werden, koordiniert durch die Zuchtbuchführerin im Tierpark Bern, geeignete Zuchtpaare zusammengestellt. Der erwartete Nachwuchs soll an Artenschutzprojekte zur Auswilderung abgegeben oder zur Fortführung des Zuchtprogramms eingesetzt werden. Viele Luchspopulationen in Europa sind wegen mangelnder Vernetzung untereinander bedroht - es besteht Inzuchtgefahr, so Experte Anders.
Im Harz wurden die Pinselohren zwischen 2000 und 2006 wieder angesiedelt. Inzwischen beträgt die Population um die hundert Tiere. Einige wurden seitdem wieder ausgewildert.
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