Weltschafkopftag rückt bayerische Spiel-Tradition in Fokus
Für manche ist es der Fixpunkt in der Woche, für andere eine gelegentliche Gaudi, für manche gar ein Buch mit sieben Siegeln: Schafkopfen. Diese ur-bayerische Tradition soll nun gefördert werden.
Münchberg (dpa/lby) - Ein Bündnis aus Schafkopffans und Vereinigungen hat für diesen Sonntag den 1. Weltschafkopftag ausgerufen. Die zentrale Veranstaltung findet im oberfränkischen Münchberg statt, aber auch bei Turnieren an anderen Orten in Bayern oder online soll das traditionsreiche Spiel im Mittelpunkt stehen. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen:
Wer steht hinter der Aktion?
Gestartet aus einer privaten Initiative heraus, unterstützen unter anderem Schafkopf-Vereine, das bayerische Heimatministerium und der bayerische Philologenverband die Aktion. Die Idee dahinter: Die Tradition dieses in Altbayern wie Franken beliebten bayerischen Spiels zu fördern und weiterzugeben und Menschen über das Schafkopfspiel zusammenzubringen.
Was ist Schafkopfen?
Ein Kartenspiel für vier Personen, das mit Karten des bayerischen Blattes gespielt wird. Je nach Ausgangslage spielen zwei gegen zwei oder ein Spieler gegen alle anderen (Einzelspiel). Die Karten haben Punktwerte zwischen null und elf. Wem es gelingt, mit seinen Stichen mehr Punkte zu erreichen, gewinnt die Runde. Je nach Spiel erhalten der oder die Gewinner Geld oder Punkte.
Im Standardspiel sind die vier Ober, vier Unter sowie alle Karten der Farbe Herz Trumpf in absteigender Höhe vom Eichel-Ober zur Herz-Sieben. Es gibt allerdings diverse Einzelspiele, bei denen etwa die Trumpf-Farbe abweicht oder auch Ober oder Unter ihren Trumpf-Status verlieren.
Je nach Spielrunde oder Region variieren die Regeln, beginnend mit der Frage, ob mit langem Blatt - also 32 Karten - oder kurzem Blatt - nur 24 Karten - gespielt wird, bis dahin, welche Einzelspiele erlaubt sind.
Was macht den Reiz des Spiels aus?
Zum einen die große Variabilität, da die eigenen Karten je nach angesagtem Spiel völlig unterschiedlich stark sein können. Zudem werden alle Karten ausgegeben, gute Spieler wissen also, welche Karten noch im Spiel sind, sodass das Spiel viel Taktik zulässt.
Eine Besonderheit sind die häufigen «Sau-Spiele». Bei ihnen spielen jeweils zwei Spieler im Team, zu Beginn weiß aber nur ein Spieler am Tisch, mit wem er zusammenspielt. Die anderen müssen sich dies im Laufe der Runde aus dem Spielverhalten der anderen erschließen. Gesprochen werden darf darüber nicht.
Und natürlich hat das Spiel einen sozialen Aspekt: Zwar darf während eines Spiels nicht gesprochen werden, um den Mitspielern Hinweise zu geben. Nach dessen Ende wird dagegen gerne und leidenschaftlich diskutiert, warum der Mitspieler nun gerade ebenjene Karte ausgespielt hat.
Warum unterstützt der Philologenverband das Schafkopfen?
«Schafkopfspielen schult neben den mathematischen und strategischen Kompetenzen auch die soziale und emotionale Intelligenz», erklärt der Vorsitzende des Philologenverbands, also der Vertretung der Gymnasiallehrkräfte, Michael Schwägerl. Deshalb werde das komplexe und vielschichtige Spiel inzwischen auch gezielt im Rahmen von P-Seminaren, Arbeitsgemeinschaften und Wahlkursen an manchen Schulen gelehrt.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Kinder und Jugendlichen, die ohnehin schon viel Zeit an digitalen Endgeräten verbringen, müssen sich unmittelbar mit ihrem Gegenüber auseinandersetzen. «Digitale Spiele sind immer programmiert und folgen einem Algorithmus, während das Kartenspiel von einer unberechenbaren menschlichen Kognition, Emotion und Motivation beeinflusst wird», erläutert Schulpädagogik-Experte Klaus Zierer von der Universität Augsburg.