Technische Universität Nürnberg stellt sich breiter auf
Die noch junge Nürnberger Hochschule wächst nicht nur personell, sondern erhält auch in Sachen Forschung und Lehre ein breiteres Fundament. Der Fokus auf Künstliche Intelligenz bleibt.
Nürnberg (dpa/lby) - Frankens jüngste Hochschule, die Technische Universität Nürnberg (UTN), will sich künftig breiter aufstellen. Unterschiedliche Forschungsstränge sollen dazu stärker miteinander verknüpft werden und so auch in die Lehre mit neuen Studiengängen einfließen.
Der neue Gründungspräsident Michael Huth hat dazu eine Neuordnung und Erweiterung der bisherigen beiden Departments initiiert. In den künftig fünf Departements bekommen etwa die Naturwissenschaften Biologie, Physik und Chemie eine größere Bedeutung. Mit Techniken der Künstlichen Intelligenz (KI) sollen in diesen Fächern wissenschaftliche Fragen beantwortet werden, zugleich sollen sie zur Vernetzung der Disziplinen beitragen.
Künstliche Intelligenz als Toolbox
Künstliche Intelligenz sollte vor allem als Toolbox betrachtet werden, sagte der neue Gründungspräsident der Nachrichtenagentur dpa. Es gehe darum, zu fragen: Was kann man damit machen? Um dies zu beantworten, seien an der UTN insbesondere die Schnittstellen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen von Bedeutung.
In einem neuen Department «Biological Engineering» etwa sollen Erkenntnisse aus der Biologie in die Ingenieurswissenschaften einfließen und ingenieurwissenschaftliche Methoden in der Biologie zum Einsatz kommen.
Die 2021 gegründete Hochschule soll laut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die erste rein auf KI spezialisierte Universität Deutschlands werden. Auf diese Zielvorgabe der Staatsregierung angesprochen, sagte Michael Huth, es sei ein Risiko, nur auf ein Thema zu setzen. Für ihn stehe mehr die Vernetzung wissenschaftlicher Disziplinen im Fokus.
Staatsregierung hat Entwicklung der UTN im Blick
Dass die Staatsregierung die Entwicklung der jungen Hochschule auf besondere Weise im Blick hat, zeigte sich am Abgang von Gründungspräsident Hans Jürgen Prömel. Im März hatte das Wissenschaftsministerium überraschend das vorzeitige Ende seiner Amtszeit verkündet und zugleich den ausgewiesenen KI-Experten Huth als Nachfolger präsentiert. Er war zuvor Professor für Computer Science und Leiter des Departments of Computing am Imperial College in London.
Die Art und Weise, wie der Wechsel vollzogen wurde, sorgte in der deutschen Hochschullandschaft für Irritationen. Auch an der UTN habe dies für Unsicherheit gesorgt und über Wochen nachgehallt, gibt Huth rückblickend zu. Von Erwartungen aus der Politik fühle er sich aber nicht eingeengt.
Erstes Gebäude auf neuem Campus steht
Huth steht im Obergeschoss des ersten eigenen Gebäudes der UTN im Nürnberger Süden, dem sogenannten Cube One. Das vor ihm liegende 37 Hektar große Gelände ist noch weitgehend leer. In den kommenden Jahren soll hier nach und nach ein ganzer Campus für bis zu 6.000 Studierende und rund 2.000 Beschäftigte entstehen.
Derzeit hat die Universität 60 Studierende, davon 18 Promovierende. Der erste Masterstudiengang «AI and Robotics» ging im Herbst 2023 mit neun Studierenden an den Start. In einer zweiten Kohorte haben 33 junge Menschen ihr Masterstudium an der UTN aufgenommen, sie kommen zum Großteil aus dem Ausland. Ein zweiter Masterstudiengang soll bald hinzukommen, auch für einen Bachelorstudiengang gibt es laut Huth erste Überlegungen.
Präsident Huth: Internationale Bekanntheit wächst
Professoren hat die junge Universität mittlerweile 16. Zu ihnen kann die UTN etwa die Leibniz-Preisträger Wolfram Burgard (Informatik und Robotik) und Gyburg Uhlmann (Klassische Philologie) zählen. Solch renommierte Wissenschaftler für sich zu gewinnen, verlieh der Universität vom Start weg Gewicht.
Auch der Masterstudiengang werde international immer mehr wahrgenommen, sagte Huth. Dennoch will die Universität nicht zu schnell wachsen. Für die noch wenigen Studierenden gibt es derzeit eine sehr intensive Betreuung. Auf Dauer sei dies in dieser Form aber nicht möglich, sagte Huth.
Was die UTN neben ihrem inhaltlichen Schwerpunkt von anderen Hochschulen unterscheidet und was auch so bleiben soll: Es gibt ein Lehrkonzept ohne Hörsäle und klassische Klausuren.