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Stimmung in Apotheken wird immer schlechter

Die Apotheker haben zuletzt immer wieder für mehr Geld und gegen bürokratische Auflagen protestiert. Beim Deutschen Apothekertag, der am Mittwoch in München beginnt, dürfte die Stimmung gereizt sein.

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Stimmung in Apotheken wird immer schlechter Sven Hoppe/dpa

München (dpa/lby) - Die wirtschaftliche Stimmung in deutschen Apotheken ist in den vergangenen Jahren drastisch abgesackt. Nach einer Umfrage des Dachverbandes der Apothekerverbände (ABDA) erwarten derzeit 60,2 Prozent der Befragten, dass sich die finanzielle Lage ihrer Apotheke deutlich verschlechtert. Vor drei Jahren gaben nur 20,4 Prozent der befragten Apothekenbetreiber diese Antwort. 

Die ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sagte, sie sei «erschüttert» von den Ergebnissen. Die Bundesregierung müsse schnell handeln, um die Lage der Apotheken zu verbessern, forderte Overwiening. Der Deutsche Apothekertag beginnt am Mittwoch in München.

In den vergangenen drei Jahren habe die Bundesregierung zahlreiche Entscheidungen getroffen, die die Arbeit der Apotheken erschweren, sagte Overwiening. So hinke die Vergütung durch die Krankenkassen der Preisentwicklung deutlich hinterher. Das steuerliche Betriebsergebnis einer durchschnittlichen Apotheke sei von 2022 auf 2023 um 7,5 Prozent gesunken, auf 148 000 Euro. Davon müssten Apothekeninhaber nicht nur Steuern und Altersvorsorge bestreiten, sondern auch Investitionen.

Schlechtere wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind nach Einschätzung der ABDA auch ein wesentlicher Grund dafür, dass es immer weniger Apotheken gibt. Seit 2021 ist ihre Zahl nach ABDA-Daten von 18 461 auf 17 288 geschrumpft. Das ist ein Rückgang um 6,4 Prozent. Inzwischen liege die Apothekendichte deutlich unter dem Schnitt der Europäischen Union, erklärt die ABDA-Präsidentin Overwiening. In Deutschland versorgen nach ihren Angaben rechnerisch 21 Apotheken 100 000 Menschen, im EU-Schnitt sind es 32.

Die Politik habe auch die Ankündigung nicht umgesetzt, Lieferengpässe bei Arzneien effektiv zu bekämpfen, kritisierte Overwiening. Derzeit seien bei rund 500 Arzneien offiziell Engpässe gemeldet. Es gebe aber auch einzelne Lichtblicke, ergänzte sie. Lieferschwierigkeiten bei Fieber-Medikamenten für Kinder, die im vergangenen Winter für viel Ärger gesorgt hatten, seien dieses Jahr nicht in diesem Ausmaß zu erwarten.

Die ABDA-Präsidentin warb dafür, dass Apotheken zusätzliche Aufgaben in der Gesundheitsversorgung übernehmen. Seit gut zwei Jahren zahlen die gesetzlichen Krankenkassen Honorar, wenn Apotheken sogenannte Pharmazeutische Dienstleistungen wie Blutdruck-Kontrolle oder Beratung zu langen Medikamentenlisten erbringen. Die Bereitschaft bei Apotheken, dafür Personal und Räumlichkeiten abzustellen, sei noch nicht so groß wie erhofft, räumte Overwiening ein. Auch seien die Pharmazeutischen Dienstleistungen bei Patienten wenig bekannt. «Hier brauchen wir etwas mehr Zeit, bis das greift», sagte sie.

© dpa-infocom, dpa:241008-930-255120/1