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Hochburgen und Abstürze: Wie in Bayern gewählt wurde

Die bayerische Landkarte ist nach der Europawahl wieder komplett schwarz. Die Grünen verlieren überall, halten sich in München noch am besten - dort schneiden AfD und CSU am schwächsten ab.

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Europawahl in Bayern - CSU Peter Kneffel/dpa

München/Fürth (dpa/lby) - Der erste Blick auf die bayerische Europawahl-Landkarte zeigt Altvertrautes: Alle Landkreise und kreisfreien Städte sind schwarz. Doch wer tiefer in die Ergebnisse blickt, sieht teils gewaltige Unterschiede zwischen den Regionen, mit Hochburgen, Schwachstellen und tiefen Abstürzen. Ein Blick auf die Zahlen.

CSU

Anders als bei der Landtagswahl und letzten Europawahl sind wieder alle Kreise schwarz. In ihrer Hochburg Rhön-Grabfeld in Unterfranken holt die Partei von Ministerpräsident Markus Söder 48,9 Prozent. Am anderen Ende der Skala steht für die CSU mal wieder München. Hier kommt sie nur auf 27,1. Das reicht allerdings auch dort für den ersten Platz. Bayernweit sind es 39,7.

Auf Regierungsbezirk-Ebene sind die Christsozialen mit 45,2 Prozent in Niederbayern am stärksten. Hier hatten ihnen bei der Landtagswahl noch die Freien Wähler sehr viele Stimmen abgenommen. Auch jetzt ist aber ein Rückgang des CSU-Ergebnisses in Niederbayern sichtbar: Um satte 8,2 Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Europawahl - die größten Zuwächse gab es dort für AfD und Freie Wähler. Am schwächsten ist die CSU in Oberbayern und Mittelfranken.

Grüne

Vor fünf Jahren konnten die Grünen noch in den drei Städten München, Würzburg und Erlangen die meisten Stimmen holen, nun reicht es auch dort nur noch für zweite Plätze. Noch am besten schneiden sie mit 23,7 Prozent in München ab, am schlechtesten in Freyung-Grafenau mit 4,2 Prozent. Den tiefsten Absturz verzeichnet die Partei allerdings in Lindau, wo sie im Vergleich zur letzten Europawahl 10,8 Prozentpunkte einbüßt. Zuwächse gibt es auf Landkreisebene nirgends.

Wichtigste Hochburg der Grünen ist Oberbayern, wo sie auf 15,6 Prozent kommen, Schwachpunkt Niederbayern mit 6,3 Prozent. Bayernweiter Schnitt sind 11,8 Prozent. Vor allem in den größeren Städten schaffen es die Grünen auf den zweiten Platz. Das gilt unter anderem für München und Umgebung, Nürnberg und Umgebung, Augsburg, Regensburg, Würzburg aber auch Landshut, Rosenheim und Passau Stadt.

AfD

Die AfD punktet vor allem in der Fläche. Auf dem Land ist sie - abgesehen von den genannten Grünen-Hochburgen - meist die zweitstärkste Kraft. Das reicht auch bayernweit für Rang zwei mit 12,6 Prozent. Den höchsten Stimmenanteil fährt sie im Landkreis Regen mit 20,2 Prozent ein, den niedrigsten in München Stadt mit 6,7. Auf Landkreisebene kann die Partei überall hinzugewinnen, am stärksten in Freyung-Grafenau, wo sie 8,3 Prozentpunkte zulegt, am schwächsten in München mit 0,7.

Stärkste Regierungsbezirke der AfD sind Niederbayern mit 16,7 und die Oberpfalz mit 15,2 Prozent. In Oberbayern sind es nur 10,1. Insgesamt liegt die AfD in fünf der sieben Regierungsbezirke auf dem zweiten Platz.

SPD

Ihr bestes Ergebnis fährt die SPD mit 14,1 Prozent in Fürth ein, ihr schlechtestes mit 4,5 in Straubing-Bogen. Abstürze in der Dimension der Grünen bleiben der Partei allerdings erspart. Der größte Verlust sind 3,9 Prozentpunkte in Kronach, der größte Zugewinn 1,4 Punkte in Landshut Stadt, wo es dennoch nur für den vierten Platz reicht. Immerhin vereinzelt schafft es auch die SPD auf den zweiten Platz - so in Schwabach und Coburg.

Freie Wähler

Die Partei von Hubert Aiwanger kommt in Niederbayern mit 10,1 und der Oberpfalz mit 9,3 Prozent auf ihre stärksten Ergebnisse, bleibt aber auch dort auf dem dritten Platz hinter der AfD. Das gilt auch für ihre Hochburg Cham, wo die FW 14,3 Prozent holen. Schwachpunkt ist Nürnberg Stadt mit 2,2 Prozent. Immerhin schaffen es die Freien Wähler aber auch in einem Landkreis auf den zweiten Platz: In Garmisch-Partenkirchen reichen der Partei dafür allerdings 12,6 Prozent. Es ist auch der Landkreis, in dem die FW am stärksten hinzugewonnen haben. Im Oberallgäu verlieren sie mit 3,2 Prozentpunkten dagegen besonders stark.

FDP

Die FDP erreicht ihr stärkstes Ergebnis mit 7,6 Prozent in Starnberg, wo sie 1,8 Prozentpunkte zulegen. Am schwächsten sind sie mit 1,8 Prozent in Cham. Selbst in Starnberg reicht es allerdings nur für Platz 5.

Sonstige

Die unter Sonstige zusammengefassten Kleinparteien spielen bei den Europawahlen typischerweise eine größere Rolle, da es hier keine 5-Prozent-Hürde gibt. Bayernweit kamen sie zusammen auf 14,8 Prozent mit dem höchsten Wert von 20,6 in Würzburg Stadt, wo sie auch den stärksten Zugewinn verbuchten. Selbst in Neustadt an der Waldnaab waren es noch 10 Prozent.

Wahlbeteiligung

Die höchste Wahlbeteiligung gab es im Landkreis Starnberg mit 73,8 Prozent. Die nächsthöheren Werte in Erlangen Stadt und Würzburg Land mit 73,6 und 73,3 Prozent. Die niedrigste Wahlbeteiligung findet sich dagegen in Schweinfurt Stadt mit 52,1 Prozent, gefolgt von den Städten Straubing mit 53,5 und Hof mit 55,2 Prozent.

In den meisten Fällen lag die Wahlbeteiligung in den Städten niedriger als in den umliegenden Landkreisen. Erlangen mit seinem hohen Wert ist hier eine Ausnahme. Eine Erklärung könnte dabei der dortige Bürgerentscheid zur Stadt-Umland-Bahn sein, der am Sonntag ebenfalls zur Abstimmung anstand und möglicherweise für zusätzliche Mobilisierung sorgte.

Auf Regierungsbezirksebene liegt Unterfranken mit 67,6 Prozent Wahlbeteiligung vorne, die restlichen Landkreise und Städte gleichen das Schweinfurter Ergebnis also mehr als aus. Dahinter folgen Oberbayern mit 67,2 und Mittelfranken (65,7). Oberfranken liegt mit 65,4 bereits leicht unter dem bayerischen Durchschnitt (65,5), ebenso die Oberpfalz (65,0) und Schwaben (63,6). Die mit Abstand niedrigste Wahlbeteiligung gab es in Niederbayern mit 60,6 Prozent.

Das Hochwasser

Hier zeigt sich kein klarer Effekt in den Wahlergebnissen. Betrachtet man die Veränderungen der Wahlergebnisse zur letzten Europawahl ist kein deutlicher Zusammenhang mit besonders betroffenen Gebieten zu erkennen. Zumindest nicht in einer Dimension, die über die relativ hohen allgemeinen Schwankungen hinaus geht.

© dpa-infocom, dpa:240610-99-340058/6