Schleuserauto kracht in Festbesucher - Haftstrafe
Mit bis zu Tempo 160 floh ein Schleuser in Niederbayern vor der Polizei. Er fuhr in eine Menschenmenge. Es gab mehrere Verletzte. Nun ist der Fahrer verurteilt worden.
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![Urteil in Prozess gegen Schleuser](/media/cache/3/version/108679/mouweycf7k-v1-ax-s2048-v1.jpeg/d4c4ae3b7feb0e7ce9884ecaa2c0bbe4.jpg)
Passau (dpa/lby) - Schaulustige besuchen ein Sommerfest in Vilshofen mit Feuerwerk an der Donau, als plötzlich ein Auto in die Menschenmenge kracht. Der Fahrer: ein Schleuser auf der Flucht vor der Polizei. Acht Festbesucher werden schwer verletzt, der Autofahrer flüchtet. Vor dem Landgericht Passau ist der 25-Jährige nun zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.
Die Richter legten dem Angeklagten grob verkehrswidriges Einschleusen von Ausländern unter lebensgefährdender Behandlung, ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen, vorsätzliche Gefährdung des Straßenverkehrs, gefährliche Körperverletzung in acht Fällen sowie unerlaubtes Entfernen vom Unfallort zur Last. Der Mann hatte die Vorwürfe eingeräumt.
Unter den Verletzten waren auch Kinder. Die Opfer haben teils schwerste Verletzungen mit langfristigen Folgen erlitten. Der Richter sprach von «Verletzungen wie im Krieg». Der Angeklagte habe es dem Zufall überlassen, was bei der Fluchtfahrt passieren würde, die Situation sei für ihn nicht mehr zu kontrollieren gewesen. Dass niemand ums Leben gekommen sei, sei Glück gewesen.
Migranten im Kofferraum
Bei der in Budapest gestarteten Schleuserfahrt saßen acht türkische Staatsangehörige - darunter fünf Kinder - im Wagen des Angeklagten. Einige der Insassen befanden ungesichert im Kofferraum sowie im Fußraum des Wagens.
Als der Fahrer in Passau ein Polizeiauto gesehen habe, sei die Situation eskaliert, so der Richter. Der Schleuser sei mit bis zu 160 Stundenkilometern davongerast, habe unter anderem eine rote Ampel missachtet und sei in einem Kreisverkehr auf der falschen Seite gefahren. Mehrere Verkehrsteilnehmer hätten bremsen müssen. Der Richter verwies zudem auf Aussagen der Geschleusten, nach denen die Kleinkinder im Wagen während der Fluchtfahrt umhergeflogen seien.
Nach etwa 20 Kilometern verlor der Mann in Vilshofen beim Abbiegen an einer Kreuzung die Kontrolle über seinen Wagen. Das Auto schleuderte in die Passanten. Der Schleuser fuhr weiter, landete schließlich in einer Sackgasse und flüchtete zu Fuß, ehe er festgenommen werden konnte.
Rücksichtlos und gleichgültig
Positiv wertete das Gericht vor allem das vollumfängliche Geständnis des Angeklagten, durch das der Prozess habe wesentlich verkürzt werden können. Der Mann habe sein Handy für die Ermittlungen bereitwillig zur Verfügung gestellt und gegen die Hintermänner der Schleusung ausgesagt. Es sei seine erste Schleusungsfahrt gewesen. Negativ hätten sich insbesondere die Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit ausgewirkt, mit der der Mann gehandelt habe.
Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Staatsanwältin hatte auf fünf Jahre und neun Monate Haft plädiert, die Verteidigerin forderte fünf Jahre Haft.