Pokalsieg am Geburtstag? Herbert vor erstem Titel mit Bayern
Gordon Herbert ist zu den Bayern-Basketballern gekommen, um Titel zu holen. Den ersten kann er am Sonntag gewinnen - an einem für ihn ganz besonderen Tag.
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![Gordon Herbert](/media/cache/3/version/109007/peleqxanzw-v6-ax-s2048-v1.jpeg/38b9b186a7b2698d878ec330497b037b.jpg)
München (dpa) - Seinen 66. Geburtstag wird Gordon Herbert wahrscheinlich dort begehen, wo er derzeit die meiste Zeit seines Lebens verbringt: an der Seitenlinie eines Basketball-Courts. In der Stadthalle Weißenfels findet am Sonntag (16.00 Uhr/Dyn) das Finale um den Pokal der Basketball-Bundesliga statt und es wäre eine riesige Überraschung, wenn Herbert mit dem FC Bayern München nicht dabei wäre.
Schließlich geht der Titelverteidiger und Tabellenführer als großer Favorit ins Pokal-Wochenende, das so schwach besetzt ist wie schon lange nicht mehr. Außer den Bayern sind Gastgeber Syntainics MBC (Tabellen-10.), die Bamberg Baskets (14.) und die Skyliners Frankfurt (16.) dabei. Im ersten Halbfinale trifft München am Samstag (16.00 Uhr/Dyn) auf den MBC, danach spielen Frankfurt und Bamberg gegeneinander (19.00 Uhr/Dyn).
Die Chancen stehen damit gut, dass Herbert an seinem Geburtstag seinen ersten Titel mit den Bayern holt. Doch seinem Ehrentag misst der Kanadier keine große Bedeutung bei. «Ich feiere meinen Geburtstag nicht mehr, seit ich 47 bin. Das ist mein biologisches Alter», sagte Herbert zum Ende des Trainings im BMW Park in seiner ihm typischen Art. Während seine Spieler noch ein paar Bälle auf den Korb warfen, plauderte Herbert gelöst über seine erste Titelchance.
Euroleague im Bayern-Fokus
Damit hätte er die erste Vorgabe schon einmal erfüllt, die die Verantwortlichen ihm bei seiner Verpflichtung gemacht haben - allerdings auch die kleinste. Denn beim FC Bayern denken sie groß. Im Fußball, aber längst auch im Basketball. Auch deshalb passen Herbert und München so gut zusammen.
Der Fokus ist deswegen voll auf die Euroleague gerichtet. «Das Ziel für diese Saison ist, es in die Playoffs zu schaffen», sagte Vereinspräsident Herbert Hainer vor Saisonbeginn über die europäische Basketball-Königsklasse. «Das nicht zu schaffen, wäre eine Enttäuschung.»
Herbert kann mit Druck umgehen
So manch ein neuer Trainer wäre bei solchen Worten zusammengezuckt. Nicht so Herbert. Der Kanadier setzte sogar noch einen drauf und gab bei seiner Ankunft in München gar als Vision aus, es mit den Bayern irgendwann ins Final Four der Euroleague schaffen zu wollen. Das wäre gegen die deutlich reicheren Clubs aus Spanien, Griechenland und der Türkei ein Coup.
Doch wenn sich einer mit Coups auskennt, dann Herbert. Mit dem Gewinn des WM-Titels in Manila vor zwei Jahren gelang dem Coach mit seinem Team die größte Überraschung in der Geschichte des deutschen Basketballs. Spätestens seit dem Sommer 2023 ist Herbert nahezu unantastbar, auch wenn es zum Abschluss seiner Zeit als Nationaltrainer bei den Olympischen Spielen in Paris nicht mit der angepeilten Medaille klappte.
Herbert macht Depressionen öffentlich
Die Zeit als Bundestrainer mit Bronze bei der Heim-EM 2022, WM-Gold 2023 und Platz vier bei Olympia 2024 hat Herbert ins Topregal der Basketball-Coaches gehievt. Die Jahre davor waren dagegen nicht immer einfach.
Das machte Herbert im Sommer 2023 selbst publik. In seinem Buch «Die Jungs gaben mir mein Leben zurück» schilderte der frühere Trainer von Alba und Frankfurt eindringlich, dass er jahrelang unter Depressionen litt, diese mit Alkohol bekämpfte und zeitweise keinen Ausweg mehr für sich selbst sah. «Ich war in einer Phase, in der ich nie wieder sein möchte», beschrieb Herbert die Zeit.
Durch das Engagement als Nationaltrainer fand Herbert die Liebe zum Basketball zurück. Seine Tätigkeit bezeichnet er nicht mehr als Arbeit, sondern als «Leidenschaft. Wenn es nur Arbeit wäre, dann wäre ich vor ein paar Jahren in Rente gegangen».
Trainerberuf als Leidenschaft
Zum Glück für den deutschen Basketball tat er das nicht, nun wollen die Bayern vom Erfolgscoach profitieren. Und bislang hat Herbert die Erwartungen komplett erfüllt. «Es läuft auf vielen Ebenen sogar besser als erwartet», sagte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic.
Am Anfang habe Herbert etwas gebraucht, um die Umstellung vom Sechs-Wochen-Coach als Bundestrainer zum Tag-für-Tag-Trainer im Verein zu bewerkstelligen, sagte Pesic. Das räumt auch Herbert ein. «Es war schwierig, nach Olympia gleich wieder einen Job anzufangen. Da habe ich mich wie 85 gefühlt, nicht wie 47.»
Doch inzwischen hat er einen Weg gefunden, mit den vielen Spielen und Reisen umzugehen. An seinem Geburtstag soll sich das mit dem ersten Titel mit den Bayern auszahlen. «Die Feier würde gut zusammenpassen. Wir würden ihm gerne das Geburtstagsgeschenk machen», sagte Center Johannes Voigtmann.