Passion in Oberammergau: Wer wird Spielleiter im Jahr 2030?
Fast sechs Jahre vor der nächsten Passion treibt Oberammergau die Frage um: Wer leitet das Laienspiel 2030? Erstmals in der fast 400-jährigen Geschichte des Spiels mussten sich Interessenten bewerben.
Oberammergau (dpa/lby) - Die Bewerbungsfrist ist um: Bis Sonntagabend konnten Interessenten ihre Bewerbung für die Spielleitung der berühmten Oberammergauer Passion im Jahr 2030 beim Eigenbetrieb Kultur der Gemeinde einreichen. Gefordert waren Anschreiben, Lebenslauf und eventuelle Zeugnisse und Zertifikate.
Keine Auskunft - «Personalangelegenheit»
Wie viele Bewerbungen eingingen, gab die Gemeinde nicht bekannt. «Heute Nacht endete die Bewerbungsfrist für die Spielleitung der Passionsspiele Oberammergau 2030», teilte Werkleiterin Ramona Wegenast lediglich mit. «Da es sich um eine Personalangelegenheit handelt, die verschiedene Gremien durchläuft, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keinerlei Auskunft geben.»
Erstmals in der fast 400-jährigen Geschichte des weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Laienspiels gab es überhaupt ein solches Bewerbungsverfahren. Das Gezerre um den Posten hatte in dem kleinen Dorf am Fuß der Berge erheblich für Unruhe gesorgt. In dem Ort, mit ca. 5.000 Einwohnern, kennt man sich - und die möglichen Interessenten.
Drei Bewerber im Vorfeld
Im Vorfeld waren drei Bewerber im Gespräch. Der langjährige Spielleiter Christian Stückl - bei seiner ersten Passion 1990 jüngster Spielleiter aller Zeiten - hatte sein erneutes Interesse angekündigt. Der 62-Jährige hat das alle zehn Jahre aufgrund eines Pestgelübdes aufgeführte «Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus» grundlegend reformiert und modernisiert. Mit seiner Arbeit verschaffte er sich weithin Respekt und wurde mit hochkarätigen Preisen geehrt.
Ebenfalls bewerben wollte sich ursprünglich sein bisheriger Stellvertreter und Ziehsohn Abdullah Karaca. Die beiden sollen sich dann im Gespräch geeinigt haben und wollten sich dem Vernehmen nach gemeinsam als Team in alter Besetzung bewerben.
Darüber hinaus hatte zumindest im Vorfeld ein weiterer Interessent die Hand gehoben, der aber bisher kaum Erfahrung mit Inszenierungen auf großen Bühnen hat - anders als Stückl, der auch Intendant des Volkstheaters ist, und Karaca, der dort regelmäßig inszeniert hat.
Entscheidung im Oktober
Sollte es bei diesen Bewerbungen geblieben sein, wäre ein Spielleiter Stückl für 2030 nicht unwahrscheinlich.
Am 18. September will der Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung eine Vorauswahl treffen, am 19. September sollen die Bewerber bekanntgegeben werden. Am 10. Oktober sollen sie sich mit ihren Konzepten auf einer Bürgerversammlung präsentieren. In der Folgewoche am 16. Oktober entscheidet der Gemeinderat wiederum in nicht öffentlicher Sitzung; das Ergebnis soll am 17. Oktober vorgestellt werden.