Memmingen will Jahrestag des Bauernaufstands groß feiern
Vor einem halben Jahrtausend kamen im Bauernkrieg in Memmingen Landwirte zusammen und forderten in zwölf Artikeln mehr Rechte. Das Allgäu feiert den Jahrestag 2025 mit etlichen Veranstaltungen.
Memmingen (dpa) - Vor rund 500 Jahren haben sich in der Memminger Kramerzunftstube Bauern getroffen, um im Zuge des seit 1524 laufenden Bauernkriegs mehr Rechte zu fordern. Das Ereignis gilt in Deutschland als ein früher Versuch, demokratische Strukturen zu schaffen.
Der bayerische Landtag hat die schwäbische Stadt deswegen vor einigen Jahren bereits zu einem der zentralen Orte der Demokratie im Freistaat ernannt. «Im Haus der Kramerzunft in Memmingen wurde vor rund 500 Jahren Freiheits- und Verfassungsgeschichte geschrieben», betont das Parlament.
Im Allgäu wird Jubiläum gefeiert
Die Stadt Memmingen und weitere Orte im Allgäu feiern das Jubiläum 2025 mit zahlreichen Veranstaltungen und erinnern an die zwölf Artikel, die aus der Zusammenkunft hervorgegangen sind. Ab März will das Haus der bayerischen Geschichte in diesem Rahmen eine große Ausstellung präsentieren.
Die Abschaffung der Leibeigenschaft, mehr Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und Teilhabe waren zusammengefasst die Forderungen, die die Landwirte laut Stadtarchivar Christoph Engelhard umtrieb. Außerdem solle eine Gemeinde ihren Pfarrer selbst wählen können und eine Steuer abgeschafft werden, die die Familie traf, nachdem der Landwirt gestorben war.
Schrift verbreitete sich
Dass die Schrift, als deren Verfasser laut Engelhard heute der Memminger Sebastian Lotzer gilt, weit über die Allgäuer Grenzen hinaus Bedeutung hatte, macht Ferdinand Kramer, Geschichtsprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, klar. «Kopien des zu dieser Zeit sicherlich wichtigsten Dokuments tauchen nach dem Erscheinen teils modifiziert auch in anderen Städten auf.»
Als Besonderheit hebt er die Organisationsleistung der Bauern vor, die als Abgesandte von drei süddeutschen Zusammenschlüssen - sogenannten Haufen - nach Memmingen kamen. «Es ist ja nicht so, dass sie sich im Vorfeld kurz anrufen konnten, um ein Treffen zu vereinbaren», sagt Kramer.
Verfasser stammt aus Memmingen
Warum die Bauern gerade Memmingen als Ort ihrer geschichtsträchtigen Zusammenkunft ausgewählt haben, sei nicht überliefert. «Doch ein Punkt wird gewesen sein, dass sich die Obrigkeit hier gesprächsbereiter gezeigt hat als andernorts. Zudem stammt der Verfasser der Artikel von hier», sagt Engelhard.
Für die Stadt ist das heute ein Grund zu feiern. Unter anderem Konzerte, geführte Radtouren, Lesungen und Podiumsdiskussionen veranstaltet sie 2025 zum Thema und trägt den Beinamen «Stadt der Freiheitsrechte». Auch das Haus der Bayerischen Geschichte zeigt in Memmingen seine Ausstellung unter dem Titel «Projekt Freiheit - Memmingen 2025» (16.3. bis 19.10.).
Originalschauplatz öffentlich zugänglich
Neben der historischen Einordnung des Bauernkriegs, der ein blutiges Ende zu Ungunst der Bauern nahm, soll auch der Bezug zum heutigen Freiheitsbegriff Thema werden. «Zudem machen wir die Kramerzunftstube - also den Ort, an dem die Bauern zusammenkamen - öffentlich zugänglich. Sie ist sozusagen unser größtes Exponat», sagt Projektleiter Fabian Fiederer.