Frauenanteil in der Regie wächst
2013 wurden nur um die zehn Prozent der fiktionalen Sendeminuten in ARD und ZDF von Regisseurinnen inszeniert. Was sich seither getan hat, zeigt der neue Diversitätsbericht des Bundesverbandes Regie.
München (dpa) - Der Frauenanteil im Bereich Regie im deutschen Fernsehen wächst - bei Kinofilmen und Streaming sieht es hingegen anders aus. Zu diesem Ergebnis kommt der Diversitätsbericht des Bundesverbandes Regie (BVR), der am Sonntag beim Filmfest München vorgestellt wurde.
Plus im linearen Fernsehen
Demnach wurden im vergangenen Jahr 32,4 Prozent der fiktionalen Formate im deutschen Fernsehen von Frauen inszeniert - ein Plus von 5,4 Prozentpunkten im Vergleich zu 2020. Ausgewertet wurden die Programme im Ersten, im ZDF, von RTL, Sat.1, ProSieben und Vox.
Im ZDF, mit 40,4 Prozent Spitzenreiter, was die Frauenquote angeht, hat sich der Anteil an Regisseurinnen dem Bericht zufolge seit 2018 verdoppelt.
Mehr «Tatort»-Regisseurinnen
Auch auf die ARD-Flaggschiffe «Tatort» und «Polizeiruf 110» wirkt sich das Ganze aus: 39,5 Prozent dieser 2023 ausgestrahlten Krimis wurden von Frauen auf dem Regiestuhl inszeniert, 2022 waren es 35,9 Prozent und seit 2019 habe sich die Frauenquote sogar verdoppelt, sagte die Mit-Autorin der Studie, Lena-Brit Amtsberg vom Institut für Medienforschung an der Uni Rostock.
Im ZDF-«Herzkino», dem klassischen Konkurrenzprogramm am Sonntagabend, lag der Anteil der Regisseurinnen mit 41 Prozent noch höher.
Andere Situation bei Kinofilmen
Bei deutschen Kinofilmen sieht der Bericht hingegen eine Stagnation. 31 Prozent der Kinospielfilme mit Hauptproduktionsland Deutschland wurden 2023 von Frauen inszeniert, das sind nur zwei Prozentpunkte mehr als 2019. Noch deutlich darunter liegt dem Bericht zufolge der Frauenanteil im Bereich Streaming. Dort führte nicht einmal bei einem Viertel der deutschen Eigenproduktionen eine Frau Regie.
Große Unterschiede bei Streaming-Anbietern
Allerdings gab es große Unterschiede bei den Anbietern: Während bei Netflix bei der Hälfte der deutschen Produktionen eine Frau Regie führte, war das bei Amazon Prime nur in 10,7 Prozent der Fall.
Im Streaming seien «weibliche Regisseurinnen deutlich unterrepräsentiert», sagte Studienautorin Amtsberg. Ihr generelles Fazit: Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen habe es einen großen Schritt nach vorne gegeben - «beim Film und beim Streaming scheint es noch ein bisschen zu haken».
Der BVR veröffentlicht seit 2013 regelmäßig seinen Diversitätsbericht. «Dass das Vertrauen in Frauen gewachsen ist, zeigt dieser Bericht», heißt es im Vorwort zur Studie. «Es ist ein grundsätzlicher Erfolg, der sich in Zahlen messen lässt.» 2013, als der erste Bericht veröffentlicht wurde, wurden von allen fiktionalen Sendeminuten in der ARD nur 9,6 Prozent und im ZDF nur 11,2 Prozent von Frauen inszeniert.
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